Apple HomePod Mini im Test Klein, leicht, schlau

HomePod Mini: 345 Gramm Technik
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELNach Jahren des "Größer, schneller, weiter" scheint Apple seine Produkte jetzt immer kleiner machen zu wollen. Nach dem iPhone 12 Mini, dem ersten Apple-Handy, das gegenüber seinen Vorgängern geschrumpft wurde, kommt jetzt der HomePod Mini.
Und er ist wirklich winzig. Zumindest verglichen mit einem normalen HomePod, der so groß ist wie ein Sektkühler, mit 2,5 Kilogramm aber viel schwerer. Der Mini passt dagegen locker in meine Handfläche und wäre mit 345 Gramm sogar leicht genug zum Herumtragen. Mangels Akku ist das aber nur ein Wunschtraum. Ohne Steckdose macht der Mini keinen Mucks.
Der HomePod mini ist eben ein Sitzenbleiber. Anders könnte er seine Smarthome-Funktionen auch nicht ordentlich erfüllen. Denn zum einen beherrscht der Mini eine neue Netzwerktechnologie namens Thread, die Apple zusammen mit Nest, Samsung und anderen entwickelt hat, um Verbindungen zwischen Smarthome-Geräten verschiedener Hersteller zuverlässiger und sicherer zu machen. Zum anderen muss Apples Digitalassistent Siri genau wissen, in welchem Raum welches Gerät steht.

Größenvergleich: Links HomePod Mini, rechts HomePod
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELMit diesen Informationen in Apples Home-App, die es für Phones, iPads und Macs gibt, kann man dann über die Spracherkennung des HomePod Mini beispielsweise smarte Lampen ein- und ausschalten, die Rollläden herunterfahren oder die Temperatur im Wohnzimmer erhöhen. Wenn ich dem Mini in meinem Homeoffice sage, "mach das Licht an", gehen nur dort die Lampen an und nicht im ganzen Haus.
Natürlich kann man über die HomePods auch Wissensfragen stellen und Informationen abrufen: "Was ist ein Wisent?", "Wie lange brauche ich zur Arbeit?" - eben alles, was man mit Siri auch am iPhone erledigen kann. Darin unterscheiden sich die HomePods, auch der neue Mini, nicht von dem, was die Konkurrenzmodelle von Amazon, Google und anderen können. Nur macht Apple manches ein wenig anders als die Konkurrenz.
Etwa bei der Option, Sprachnachrichten von einem Smartspeaker zum nächsten zu schicken. Das ist beispielsweise praktisch, um die Kinder zum Abendessen zu rufen, ohne dafür durchs Haus zu laufen. Google bietet beispielsweise die Möglichkeit, Sprachnachrichten wie SMS zwischen Google- und Nest-Lautsprechern im Haus zu verschicken. Amazons Echo-Lautsprecher werden über die "Drop In"-Funktion zu einer Art Gegensprechanlage, bei der die Mikrofone von Sender und Empfänger geöffnet bleiben, solange man sie nutzt. Man kann also theoretisch auch einfach mal in einen Raum hineinhorchen. Zusätzlich gibt es die "Ankündigung" Funktion, die ähnlich wie Googles Nachrichten funktioniert.
Bei Apple heißt die Nachrichtenfunktion Intercom und ermöglicht es, wie bei Google, Sprachnachrichten von einem HomePod zum anderen zu senden: "Hey Siri, sag den Kindern, das Essen ist fertig." Die auf einem HomePod aufgezeichnete Nachricht wird vom HomePod des Empfängers abgespielt, ohne dabei dessen Mikrofon zu öffnen. Zum Belauschen eignet sich das System deshalb ebenso wenig wie als Ersatz für normale Gespräche. Es ist eher eine Art digitales Megafon.
Ein praktischer Zusatznutzen: Auf iPhones und iPads mit iOS beziehungsweise iPadOS 14.2 lässt sich Intercom auch unterwegs nutzen. Etwa um zu Hause anzukündigen: "Ich komme später, stehe im Stau." Im Test hat das prima funktioniert.
Gut funktioniert haben auch die Mikrofone des HomePod Mini, die Sprachbefehle auch dann noch erkannt haben, wenn ich laute Musik abspielen ließ, selbst aber in Zimmerlautstärke sprach.

HomePod Mini (links) und Echo Dot: Ähnlich groß, total unterschiedlicher Sound
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDas bringt mich zu den musikalischen Qualitäten: Im direkten Vergleich mit einem Paar der neuen Echo-Dot-Lautsprecher fällt auf, dass zwei zu einem Stereopaar zusammengeschaltete HomePod Mini einen deutlich dichteren, wärmeren Klangteppich produzieren als das Stereopaar von Amazon. Auf den HomePods etwa heben sich die Pizzicato-Geigen im Hintergrund der ersten Strophe von "Est-ce que tu m’aimes? (Pilule bleue)" von Maître Gims gut gegen den Gesang und die fette Bassdrum ab. Auf den Echos wird derselbe Song dagegen deutlich mittenbetont und weniger transparent abgespielt.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei "J'en ai marre" von Alizée, deren Gesang auf den Echos durch die stark betonten Mitten pappig wirkt. Auf Amazons Lautsprechern kann man dem Sound glücklicherweise mit einer Dreiband-Klangregelung etwas auf die Sprünge helfen. Mitten leicht absenken, Bässe und Höhen moderat anheben, schon wird der Ton aufgepeppt.

Im Doppelpack: Als Stereopaar klingen sie gut, ein einzelnes Gerät taugt klanglich eher zum Küchenradio
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDie kleinen HomePods klingen allerdings auch ohne solche Eingriffe gut. Ein Beispiel dafür liefert der Song "Brothers in Arms" von den Dire Straits, in dessen Intro die kleinen HomePods die Hammond-Orgel auch dann noch gut abbilden, wenn sie weit hinter dem Gesang in den Hintergrund gerückt ist. Auf den Echos geht sie fast verloren.
Mit dem Klang größerer Smartspeaker wie dem Amazon Echo, dem Nest Audio oder dem großen HomePod ist der Sound der HomePod Mini allerdings nicht zu vergleichen. Dafür fehlt ihnen das Volumen und damit der Tiefgang. Aber als Stereopaar auf dem Schreibtisch machen sie eine gute Figur zur Hintergrundberieselung. Einzeln dagegen würde ich einen HomePod Mini bestenfalls als Küchenradio sehen.
Fazit
Als Smartspeaker können die HomePod Mini fast all das, was die großen HomePods auch können. Klanglich sind sie das Beste, was ich in diesem Format bisher gehört habe, vor allem als Stereopaar. Ein Ersatz für eine Hifi-Anlage oder größere Smartspeaker sind sie aber nicht. Eher kann man sie als Basisstationen zur Steuerung von Smarthome-Geräten ansehen. Ein paar davon im smarten Haus verteilt - und man braucht keine Lichtschalter und keine Lautstärkeregler mehr. Aber das würde womöglich ein teurer Spaß. Denn die Geräte sind ziemlich teuer: Mit 96,50 Euro stehen sie auf Apples Preisliste. Amazons kleiner Echo Dot klingt zwar nicht so gut, kostet dafür aber auch nur fast halb so viel.