iPad Pro im Test Das kann Apples neues Edel-Tablet

Das neue iPad Pro mit 12,9-Zoll-Bildschirm: Wie viel besser ist es wirklich?
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELFast eineinhalb Jahre hat sich Apple Zeit gelassen, sein bestes - und teuerstes - iPad zu modernisieren. Besonders umfangreich sind die Upgrades für das neue iPad Pro trotzdem nicht ausgefallen. Das Gerät hat neue Kameras bekommen, einen sogenannten Lidar-Scanner und einen neuen Prozessor, den A12Z Bionic. Nach den ersten fünf Tagen mit der 12,9-Zoll-Version des neuen Modells steht für mich aber fest: Die wichtigeren Neuerungen stecken in der Software und dem Zubehör, nicht in der Hardware.
Die ist ohnehin weitgehend unverändert: Der Bildschirm ist je nach Variante 11 Zoll oder 12,9 Zoll groß, zeigt sehr natürliche Farben und passt sich dem Umgebungslicht an. Das Design ist immer noch herausragend gut, genau wie die Verarbeitungsqualität. Und robust sind Apples Tablets auch: Mein iPad Pro von 2018 hat schon manchen Schlag wegstecken müssen, bleibenden Schaden hat es dabei nicht genommen.
Wenn man sich das neue Modell anschaut, fällt eigentlich nur ein Unterschied auf: die Kameras.
Doppelt sieht besser: die Kameras
Verglichen mit dem Vorgängermodell sind die Kameras deutlich aufgewertet worden. Auf den ersten Blick wirkt es, als hätte man einfach das Kamerasystem des iPhone 11 in das neue iPad eingesetzt. Doch anders als bei Apples Smartphone haben nicht beide Kameras 12 Megapixel. Vielmehr hat im iPad Pro die Weitwinkelkamera 12 Megapixel und die Ultraweitwinkelkamera 10 Megapixel.
Ohnehin kann man sich aber die Frage stellen, wofür ein iPad Pro Kameras braucht. Man kann wohl davon ausgehen, dass die meisten Anwender, die sich ein derart teures Tablet kaufen auch ein hochwertiges Smartphone besitzen, meist wohl ein iPhone. Und damit lässt sich besser und einfacher fotografieren als mit einem dafür doch etwas sperrigen iPad.
Ein digitaler Zollstock: der Lidar
Wichtiger als die Kameras ist, was sich rechts daneben im Kamerabuckel befindet, der Lidar (Light Detection and Ranging). Wer mit dem Begriff nichts anfangen kann: Lidar arbeitet ähnlich wie ein Radar, nur dass die Umgebung nicht mit Funkwellen, sondern mit Laserstrahlen abgetastet wird. Autonom fahrende Autos verwenden das, um sich ein Bild von ihrer unmittelbaren Umgebung zu machen. Und nun hat Apple die Technik so verkleinert, dass sie auch ins iPad passt.
Der unmittelbare Nutzen hat sich mir gezeigt, als ich mit Apples Maßband-App mein häusliches Arbeitszimmer vermessen habe. Anders als bei früheren iPads und iPhones musste ich die App nicht erst kalibrieren, sondern konnte sofort anfangen, Messpunkte im virtuellen Raum zu setzen. Und wenn ich mich den virtuellen Maßbändern mit dem iPad näherte, zeigten die eine feinere Maßeinteilung an (siehe Fotostrecke).
Mehr Spaß allerdings hat es mir gemacht, mit dieser Technologie "Angry Birds" mit Schweineburgen zu spielen, die mitten in meinem Homeoffice zu stehen schienen. So konnte ich um sie herumgehen und nach Schwachstellen Ausschau halten. Der integrierte Lidar macht gefühlt alles, was mit Augmented Reality (AR) zu tun hat, schneller und unmittelbarer - und damit nützlicher und unterhaltsamer.
Mit Touchscreen, Maus und Touchpad
Vom ersten Tag an gefallen hat mir zudem die Möglichkeit, das iPad nun auch mit einem Touchpad oder einer Bluetooth-Maus zu steuern. In Maßen ging das schon vorher, aber jetzt hat Apple die Integration weit ins Betriebssystem hinein vorangetrieben. Das mag zunächst absurd erscheinen, schließlich ist das iPad seit zehn Jahren ein Touch-Computer und auch deswegen so erfolgreich: Anders als am PC braucht man weder Maus noch Tastatur, um Apples Tablet zu bedienen.
Aber es gibt eben doch Anwendungen, bei denen eine Maus oder ein Touchpad nützlich wäre. Die Textverarbeitung beispielsweise, in der ich diesen Text auf dem iPad getippt habe. Denn wenn ich darin zwischendurch einen Menübefehl aufrufen oder ein Wort markieren will, muss ich die Hände von der Tastatur nehmen und von der Tastatursteuerung zum Touchscreen wechseln. Das ist ein Medienbruch, der immer wieder bremst.
Per Touchpad hingegen lässt sich das iPad ganz ähnlich bedienen wie ein Notebook. In manchen Apps, etwa solchen zum Malen oder Zeichnen, hakt das allerdings noch etwas: Hier werden manche Entwickler ihre Software noch an die neuen Funktionen anpassen müssen.
Nur dieser Fähigkeiten wegen muss man sich allerdings kein neues iPad Pro kaufen. Die Steuerung per Maus und Touchpad ist Bestandteil von iPadOS 13.4 und funktioniert deshalb auch auf älteren iPads, die mit dieser Softwareversion laufen.
Das Versprechen einer neuen Tastatur
Selbst um das neue Magic Keyboard verwenden zu können, muss man nicht unbedingt ein neues iPad kaufen, denn dessen Aufbau dürfte dem von Apples bisheriger iPad-Tastatur ähneln. Und in deren Version für das neue iPad passt das alte iPad Pro problemlos rein. Weil sie erst ab Mai ausgeliefert werden soll, konnte ich das noch nicht ausprobieren. Doch was Apple für die neue Tastatur verspricht, klingt verlockend.

Das Magic Keyboard für das iPad Pro kommt mit Touchpad und beleuchteter Tastatur, aber erst im Mai
Foto: AppleSo soll das Magic Keyboard dieselbe gute Tastatur haben wie das neue MacBook Air und das MacBook Pro 16 Zoll. Außerdem sind zwei USB-C-Buchsen eingebaut, sodass man das iPad aufladen und zeitgleich etwa eine Kamera anschließen kann. Und im Gegensatz zu bisherigen iPad-Tastaturen ermöglicht es eine Kombination aus einem Scharnier und magnetischen Halterungen, das iPad in nahezu jedem beliebigen Winkel über der Tastatur zu arretieren.
Ein paar Upgrades
In der Grundausstattung kommt das neue iPad Pro mit 128 GB Speicher. Gegen bis zu 550 Euro Aufpreis bekommt man es aber auch mit bis zu einem Terabyte Speicher, den beispielsweise Fotografen gut gebrauchen können. Die Variante mit 256 GB ist ein guter Kompromiss.
Überhaupt kein Kompromiss ist die Ausstattung mit Funktechnologie: Anders als sogar das neue MacBook Air unterstützt das neue iPad Pro schon den schnellen WLAN-Standard Wi-Fi 6, in der LTE-Version verfügt es über einen Steckplatz für eine SIM-Karte und eine eSIM. Damit ist es unterwegs schneller und leichter ans Netz angebunden als die meisten Notebooks, auch die von Apple.
Fazit
Das alte iPad Pro ist für mich persönlich der beste Computer für zu Hause und unterwegs, das neue iPad Pro ist jetzt noch ein klein bisschen besser geworden. Zwei von drei Dingen, die ich mir vor wenigen Monaten von einem neuen iPad gewünscht habe, bringt es mit: Wi-Fi 6 und eine verbesserte Tastatur, wenn auch erst im Mai.
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Ein neues iPad Pro muss sich deswegen aber niemand kaufen, der sich in den vergangenen Jahren das Vorgängermodell angeschafft hat. Die Maussteuerung bekommt man mit dem Update auf iPadOS 13.4 auch kostenlos, das Magic Keyboard dürfte auch mit dem iPad Pro von 2018 funktionieren. Und billig wird auch das nicht. Die 11-Zoll-Variante der neuen Tastatur kostet 340 Euro, die 12,9-Variante sogar 400 Euro. Und auch die iPads selbst sind nicht günstiger geworden, kosten je nach Größe, Speicherbestückung und Funkmodulen zwischen 879 und 1819 Euro. Da will es gut überlegt sein, ob sich das Upgrade lohnt.
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