iPhone 5 Apple macht's dünner, leichter und größer

iPhone 5: Apple macht's dünner, leichter und größer
Foto: JUSTIN SULLIVAN/ AFPDieses Hardware-Update war dringend nötig. Konnte Apple beim iPhone 4 noch mit dem für damalige Verhältnisse ungeheuer hoch auflösenden Display begeistern, war beim Modell 4S der sprachgesteuerte Assistent Siri das einzige Highlight. Die Erwartungen an das neue iPhone 5, das am Mittwoch vorgestellt wurde, waren entsprechend hoch.
Sie wurden erfüllt. Auch wenn große Überraschungen ausblieben, hat das neue iPhone 5 nicht nur das iOS-6-Betriebssystem an Bord, sondern auch eine ganzen Reihe von Hardware-Änderungen erfahren. (Was Apple neben dem iPhone noch angekündigt hat, lesen Sie hier im Minutenprotokoll.)
Der neue A6-Prozessor, über dessen Technik Apple bisher kaum etwas verraten hat, soll das Smartphone zweimal schneller machen als seinen Vorgänger. Das kommt unter anderem der Acht-Megapixel-Kamera zugute, die jetzt bessere Bilder bei Dunkelheit machen und Panoramafotos aufnehmen können soll. Das Highlight des neuen iPhones ist aber der neue Bildschirm.
4-Zoll-Display

Neues Smartphone: Apple zeigt das iPhone 5
Größer, aber nicht zu groß, diesen Spagat wollte Apple schaffen. Marketingchef Phil Schiller sagte bei der Vorstellung am Mittwoch, der Bildschirm sollte zwar erweitert werden, aber immer noch gut bedienbar bleiben. Dieses Ziel will Apple erreicht haben, indem das Display nach oben gestreckt wurde. Es hat jetzt vier Zoll Diagonale, etwas mehr als zehn Zentimeter, und zeigt 1136 x 640 Pixel an. Die Pixeldichte bleibt also zum iPhone 4S unverändert. Das sieht zwar ungewohnt aus, hat aber unter anderem den Vorteil, dass alte Apps ohne Änderung auf dem neuen Gerät laufen. Quasi nebenbei wurde die Farbsättigung des Displays erhöht und die Touchscreen-Technik integriert, so dass es dünner gebaut werden kann und vermutlich auch weniger stark spiegelt.
Highspeed mit LTE
Als Apple das iPad 3 mit einem Chip für den schnelleren Datenfunk LTE vorstellte, der nur in den USA und Kanada funktioniert, war das Gemecker im Rest der Welt verständlicherweise groß. Einmal mehr hatte der Konzern gezeigt, wie sehr er auf seinen Heimatkontinent fokussiert ist. Viele Apple-Fans waren enttäuscht, fühlten sich als Kunden zweiter Klasse, die nur mit einem Bruchteil der möglichen Geschwindigkeit surfen können.
Beim neuen iPhone gibt es diese Unterscheidung nicht mehr. Apple bestückt es mit einem sogenannten Pentaband-Chip, der alle weltweit genutzten LTE-Frequenzen unterstützt. Damit können iPhone-5-Besitzer künftig theoretisch mit bis zu 100 MBit/s online gehen - aber nur, wenn ein paar wichtige Bedingungen erfüllt sind. Sie müssen das richtige Netz gewählt haben, denn der LTE-Ausbau ist bei den vier deutschen Netzbetreibern sehr unterschiedlich weit fortgeschritten. Außerdem müssen sie sich in einer Region aufhalten, in der LTE verfügbar ist, und vor allem einen Tarif gebucht haben, der LTE beinhaltet. Und das kann teuer werden. Bei Vodafone beispielsweise wird man mit 100 Euro monatlich zur Kasse gebeten, wenn man im Tarif Superflat LTE Allnet mit bis zu 50 Mbit/s ins Netz will.
iOS 6
Mit dem neuen Handy-Betriebssystem führt Apple nach eigenen Angaben rund 200 neue Funktionen ein. Viele davon werden Anwender gar nicht bemerken, andere dagegen umso mehr. Vor allem die Komfortfunktionen für den Umgang mit eingehenden Anrufen etwa, die sich jetzt zeitgesteuert abblocken lassen. Oder die Synchronisation von geöffneten Websites zwischen Safari auf dem iPhone und Safari auf dem Computer. Und natürlich die neuen Fähigkeiten, mit denen die sprachgesteuerte Assistenzfunktion Siri bestückt wurde. Jetzt kann man Apps per Zuruf öffnen, Facebook-Posts und Twitter-Tweets per Sprache eingeben.
Vor allem aber wird dem einen oder anderen auffallen, dass iOS 6 manches fehlt, das bei iOS 5 noch dabei war. Die YouTube-App beispielsweise: Sie wird nun nicht mehr vorinstalliert, sondern muss aus dem App Store geladen werden. Kein Problem, da kann man auch gleich Apples eBook-App iBooks laden. Vor allem aber hat Apple sich ganz von Google Maps gelöst, nutzt in seiner neuen Karten-App nun eigenes Kartenmaterial.
Bei Scott Forstalls Vorführung der Maps-App sahen die Karten gut aus, wie gut sie sich allerdings im Alltag bewähren, kann nur ein ausführlicher Test zeigen. Das gilt auch für die mitgelieferte Navigationsfunktion, die sich gegen etablierte Apps von Navigon, Tom Tom und Skobbler behaupten muss. Die 3-D-Darstellung von Städten ist vorerst nur ein hübsches Gimmick, mehr nicht. Bisher sind ganze 26 Städte weltweit in 3D zu betrachten.
Der neue Dock-Connector
Ganz schön klein ist der neue Universalanschluss des iPhone 5 geraten. Etwa so groß wie ein Mini-USB-Stecker ist er geworden, genau wie es die Orakel vorhergesagt haben. Marketingchef Phil Schiller begründet das neue Format damit, dass heutzutage viele Verbindungen drahtlos aufgebaut würden. Der neue Anschluss soll mindestens ein Jahrzehnt lang bei Apple Gültigkeit behalten, verspricht Schiller. Natürlich bietet Apple einen Adapter für den neuen Stecker zum Kauf an.
Upgrade gefällig?
Das neue iPhone werde genauso viel kosten wie das iPhone 4S, sagte Schiller in San Francisco. Demnach wird das Top-Modell mit 64 GB Speicher ohne Vertrag bei Apple 849 Euro kosten. Mit Vertrag werden die Geräte entsprechend billiger, Schiller sprach von US-Preisen ab 199 Dollar für das 16-GB-Modell. In Deutschland werden Telekom, Vodafone und O2 das iPhone 5 mit Vertrag anbieten. Ein Billig-Handy ist also auch das neue iPhone 5 nicht. Aber das würde auch nicht zu Apple passen.
Mit seinem neuen, größeren Bildschirm, dem schnelleren Prozessor, den verbesserten Kameras und vor allem dem LTE-Datenfunk, erfüllt das Smartphone fast alle Anforderungen an ein modernes Highend-Handy. Einzig auf die Drahtlostechnik NFC hat Apple verzichtet. Die Begründung kann man sich denken: Für NFC gibt es bisher nur wenige Anwendungen. Möglich, dass Apple diese Funktion 2013 mit einem iPhone 5N nachliefert.
Bis dahin könnte sich das iPhone 5 längst zum Megaseller entwickelt haben. Ob es sich wirklich lohnt, das neue Modell zu kaufen, werden wir erst wirklich beurteilen können, wenn wir es ausführlich getestet haben - hoffentlich schon sehr bald.