Gerücht um Musikdienst Apple ringt angeblich um Verträge mit Musikindustrie

Kommende Woche will Apple angeblich seinen Spotify-Konkurrenten vorstellen. Doch laut "Wall Street Journal" sind die nötigen Verträge mit der Musikbranche noch nicht unterschrieben. Die Zeit wird knapp.
Apple-Manager Eddy Cue stellt iTunes-Radio vor (Archivbild): Neuer Streamingdienst angeblich in Planung

Apple-Manager Eddy Cue stellt iTunes-Radio vor (Archivbild): Neuer Streamingdienst angeblich in Planung

Foto: AP/dpa

Weniger als eine Woche vor der erwarteten Ankündigung seines Musik-Streamingdienstes hat Apple laut einem Zeitungsbericht noch keine neuen Deals mit den drei großen Plattenfirmen abgeschlossen. Die Präsentation könne verschoben werden, wenn die Gespräche nicht bis zum Start der Apple-Konferenz WWDC (World Wide Developer Conference) am kommenden Montag abgeschlossen werden sollten, schreibt das "Wall Street Journal ". Viele in der Musikindustrie rechneten aber mit einem baldigen Abschluss der neuen Verträge mit Universal Music, Sony Music und Warner Music.

Apple wolle den Aboservice mit uneingeschränktem Zugang zu Millionen Songs für zehn Dollar (9,15 Euro) im Monat anbieten, berichtete die Zeitung weiter. Damit läge der iPhone-Konzern auf einem Niveau mit Konkurrenten wie dem aktuellen Marktführer Spotify. In früheren Medienberichten hatte es noch geheißen, Apple habe einen deutlich niedrigeren Preis angepeilt. Außerdem habe Apple zur Einführung des neuen Angebots einige Gratis-Probemonate bei den Musikfirmen durchsetzen wollen.

Nach Informationen aus der Branche will Apple seinen Abodienst im Sommer in mehreren Ländern starten und zeitgleich auch sein kostenloses iTunes-Radio international einführen. Der bisher nur in den USA verfügbare Radiodienst soll Spartenkanäle, ähnlich wie traditionelle Radiostationen bekommen, die von BBC-DJs bestückt werden. Außerdem sei Apple in Gesprächen mit Rap-Musikern wie Q-Tips, Drake und Dr. Dre, die eigene Sendungen bekommen sollen, schreibt das "Wall Street Journal".

Apple wohl ohne Gratis-Angebot

Apple ist die Nummer eins bei Musik-Downloads aus dem Internet, doch dieses Geschäft schrumpft, während Streamingdienste immer beliebter werden. Bei diesen Angeboten wird die Musik direkt aus dem Netz abgespielt und nicht heruntergeladen. Die Einführung eines solchen Apple-Angebots dürfte die Diskussion darüber, ob es von Streamingdiensten auch werbefinanzierte Gratis-Varianten geben soll, neu anheizen.

Die Musikkonzerne drängen nach Informationen aus der Branche darauf, solche Kostenlos-Angebote, wie sie Spotify, Deezer und andere anbieten, drastisch einzuschränken und schließlich ganz abzuschaffen. Apple sieht angeblich keine Gratis-Variante vor. Einige andere Dienste wie Napster oder Tidal haben sie auch nicht. Bei Spotify hingegen ist nur rund jeder Vierte der insgesamt 60 Millionen Nutzer ein zahlender Kunde. Bei dem französischen Anbieter Deezer ist der Anteil mit sechs von 16 Millionen etwas höher.

Drei Milliarden Dollar für Know-how

Apple könne seine über iTunes aufgebaute Position nutzen, um Hunderte Millionen Kunden, deren Kreditkartendaten registriert seien, zu einem Abomodell zu bewegen, lautet die Hoffnung der Musikindustrie. Apple sei spät dran im Streaming-Geschäft und arbeite auf Hochtouren daran, die nötigen Lizenzen mit den großen Labels wie Universal, Sony oder Warner Music auszuhandeln. Sollte es vor Beginn der WWDC zu keiner Einigung kommen, könne die Vorstellung auch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Das sei jedoch unwahrscheinlich. Apple plane, die Einführung des Angebots mit einer groß angelegten Werbekampagne zu begleiten.

Der Konzern hatte im Vorjahr für etwa drei Milliarden Dollar die Firma Beats gekauft. Das Unternehmen von Rapper Dr. Dre und dem Musikproduzenten Jimmy Iovine ist vor allem für trendige Kopfhörer bekannt, bietet aber auch schon länger einen Streamingdienst an. Analysten hatten von Anfang an spekuliert, dass Apple es bei der relativ teuren Übernahme vor allem auf diesen Dienst abgesehen haben könnte. Das Musikangebot von Beats kam in seinem einzigen Markt USA nach bisherigen Informationen auf lediglich rund 300.000 Kunden.

mak/dpa
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