Produktionsengpässe in China Chipkrise hat offenbar auch Apple erfasst

Von iFixit zerlegtes iPhone 13 Pro: Auf die Kleinigkeiten kommt es an
Foto: iFixitBisher schien die Chipknappheit an Apple vorübergezogen zu sein. Lange Zeit schien das auch logisch, denn wenn Apple Bauteile für iPhones oder MacBooks bestellt, dann gleich so viele, dass ganze Fabriken mit deren Herstellung ausgelastet sind. Apple ist für Zulieferer eine Art Großkunde de luxe, der sich mit seinen Mega-Orders immer den ersten Platz auf der Liste der zu beliefernden Unternehmen sichert.
Doch in diesem Jahr habe selbst das große Auftragsvolumen des iPhone-Konzerns nicht mehr ausgereicht, um einen steten Strom von Bauteilen zu sichern, berichtet »Nikkei Asia« . Anfang Oktober hätten die chinesischen Fabriken, in denen iPhones und iPads hergestellt werden, zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt stillgestanden, schreibt das Branchenmagazin. Die Autoren berufen sich auf Gespräche mit Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Apple hat die Angaben nicht kommentiert.
Die Autoren des Texts rechnen vor, dass Apple, Stand Anfang Dezember, bis zum Jahresende rund 83 bis 85 Millionen Exemplare der neuen iPhone-13-Serie wird herstellen können. Das ursprüngliche Ziel, 95 Millionen Geräte dieser Baureihe zu produzieren, wäre damit deutlich verfehlt. Das Unternehmen hatte sich demnach vorgenommen, im Jahr 2021 insgesamt 230 Millionen iPhones aller aktuell angebotenen Modelle zu produzieren. Dieses Ziel wird es laut »Nikkei Asia« um 15 Millionen Stück verfehlen.
Kleinkram bremst
Dabei hatte es lange gut ausgesehen. Anders als viele seiner Konkurrenten hatte der Konzern kaum unter der Chipkrise zu leiden, die Produktion der von Apple für iPhones, iPads und Macs entwickelten M1- und A15-Chips lief offenbar weitgehend wie geplant. Worüber Apple dem Bericht zufolge nun stolperte, waren Zulieferungen kleiner und kleinster Komponenten.
Dabei soll es um Bauteile gehen, die oft nur wenige Cent kosten und keineswegs exklusiv für iPhones produziert werden, sondern in sehr vielen Produkten sehr vieler Hersteller verbaut werden. So wird angegeben, dass etwa Beschleunigungssensoren von Bosch wegen Stromsperren in China nicht wie geplant produziert werden konnten. In Malaysia habe die Produktion des digitalen Kompasschips für das iPhone 13 aufgrund des Lockdowns gestockt.
Kleinigkeiten nur, doch Kleinigkeiten, ohne die ein iPhone nicht fertiggestellt werden kann.
Die Lieferzeiten werden länger
Dass Chipkrise und Coronaeinschränkungen Apple Geld kosten, hatte CEO Tim Cook bei der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen im Oktober gesagt. Die Engpässe hatten den Umsatz damals um sechs Milliarden Dollar gedrückt. Zugleich warnte Finanzchef Luca Maestri, für das laufende Vierteljahr werde der negative Effekt noch höher ausfallen.
Für Konsumenten bedeuten die angeblichen Produktionsprobleme vor allem, dass sich sputen sollte, wer ein iPhone zu Weihnachten verschenken will. »Nikkei Asia« hat eine Liste mit erwarteten Lieferzeiten für bestimmte iPhone- und iPad-Modelle zusammengestellt, die aber nicht sonderlich akkurat zu sein scheint.
Eine kurze Überprüfung im deutschen Apple Store ergab am Mittwochvormittag: Für ein iPhone 13 Pro mit 256 Gigabyte Speicher wird eine Lieferung am 22. Dezember avisiert, ein MacBook Pro mit 14-Zoll-Display hingegen käme erst am 7. Januar an, ein iPad mit 64 Gigabyte Speicher sogar frühestens am 31. Januar. In vielen Fällen gilt aber: In den Apple Stores gibt es etliche Produkte zum Sofort-Mitnehmen.
Und wenn sie dort nicht vorrätig sind, gibt es immer noch etliche andere Händler, die das gewünschte Gerät möglicherweise vorrätig haben. Nur bei der Farbe muss man möglicherweise flexibel sein.