275 Milliarden Dollar Investitionen Apple soll heimlich Vereinbarung mit China getroffen haben

China zählt zu Apples wichtigsten Märkten. Nun berichtet ein US-Magazin: Dem Unternehmen ist seine Präsenz in der Volksrepublik offenbar milliardenschwere Zugeständnisse wert.
Tim Cook auf einer Chinareise, hier im Jahr 2018: Für Apple ist China ein sehr wichtiger Markt

Tim Cook auf einer Chinareise, hier im Jahr 2018: Für Apple ist China ein sehr wichtiger Markt

Foto: Cai Yang / Xinhua / IMAGO

Wie ein US-Medium unter Berufung auf Insider und interne Dokumente enthüllt, hat Apple offenbar bereits 2016 eine bislang unter Verschluss gehaltene Vereinbarung mit Vertretern der chinesischen Regierung getroffen. Das Ziel von CEO Tim Cook sei es gewesen, behördliche Maßnahmen gegen sein Unternehmen zu verhindern, berichtet das Onlinemagazin »The Information« . Es ist das erste Mal, dass die Öffentlichkeit von der Vereinbarung erfährt.

Im Zuge der Vereinbarung mit der sogenannten Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform habe Apple den Chinesen Investitionen in Höhe von 275 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, schreibt »The Information«. Das Übereinkommen galt dem Magazin zufolge zunächst für fünf Jahre. Im Mai 2021 aber hätte es sich automatisch um ein weiteres Jahr verlängert, wenn keine Seite die Vereinbarung aufkündigt, heißt es.

Der Druck auf Apple war in China offenbar so groß, dass sich Tim Cook persönlich zur Lobbyarbeit gezwungen gesehen habe, legt der Bericht von »The Information« nahe. Der Apple-Chef war 2016 nach China gereist. Chinesische Beamten sollen Apple in der Zeit vor dem Deal angedeutet haben, das US-Unternehmen trage nicht genug zur lokalen Wirtschaft bei.

Es geht um viel Geld und Inselgrößen

Apple, dem es angeblich um die Zukunft seiner Geräte und Onlineservices in China ging, hat bislang keine Stellungnahme zu dem Bericht abgegeben. Für das Unternehmen zählt China zu seinen wichtigsten Märkten.

Als Teil der Vereinbarung habe Apple China unter anderem versprochen, mehr Komponenten von chinesischen Zulieferern in seinen Geräten zu verwenden und Verträge mit chinesischen Softwarefirmen abzuschließen, schreibt »The Information«. Teile von Apples Investitionen sollten demnach in den Bau neuer Verkaufsstellen, in neue Forschungs- und Entwicklungszentren sowie in Projekte für erneuerbare Energien fließen. Das Unternehmen soll sich zudem verpflichtet haben, die Ausbildung »hoch qualifizierter chinesischer Talente« zu unterstützen.

Techkonzerne sprechen ungern darüber, zu welchen Zugeständnissen sie bereit waren oder sind, um auf dem chinesischen Markt relevant zu bleiben. »The Information« nennt nun ein Beispiel dafür, mit welchen Wünschen chinesische Behörden an Apple herantraten. Irgendwann 2014 oder auch 2015 soll demnach die Nationale Behörde für Vermessung und Kartierung von Apples Maps-Team verlangt haben, die sogenannten Diaoyu-Inseln größer darzustellen, als es im Verhältnis zu anderen Kartenbestandteilen sinnvoll wäre. Zugleich soll Apple damit gedroht worden sein, die Veröffentlichung seiner ersten Apple Watch auszubremsen.

Apple soll letztlich klein beigegeben haben: Bis heute seien die Inseln, um die sich Japan und China streiten, beim Nutzen der Maps-App in China größer, als sie eigentlich sein dürften, schreibt »The Information«.

mbö/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten