Streit mit Apple FBI entschlüsselte iPhone offenbar mit Hilfe von Hackern

Die Hilfe kam offenbar doch nicht von einer israelischen Firma: Beim Entschlüsseln des San-Bernardino-iPhones hat das FBI den entscheidenden Hinweis laut einem Bericht von Hackern gekauft.
iPhone 5C

iPhone 5C

Foto: Matthias Kremp

Bei dem Versuch, das iPhone des Attentäters von San Bernardino zu entschlüsseln, hat sich das FBI offenbar Hilfe von ungewöhnlicher Seite geholt. Professionelle Hacker hätten der US-Bundespolizei die entscheidenden Informationen geliefert, die es den Ermittlern ermöglichten, den Speicher des verschlüsselten Smartphones auszulesen, berichtet die "Washington Post ".

Demnach haben mit den Vorgängen vertraute Personen der Zeitung erklärt, professionelle Hacker hätten der Behörde einen sogenannten Zero-Day-Exploit verkauft. So nennt man das Wissen um eine bisher nicht bekannte Sicherheitslücke im iOS-Betriebssystem. Damit sei es gelungen, eine Hardware zu konstruieren, die den PIN-Code ermitteln konnte, mit dem das Telefon gesperrt war. Gezahlt wurde eine nicht genannte Summe.

Nachdem das FBI gemeldet hatte, man sei nicht mehr auf Apples Hilfe angewiesen, weil man das Problem mit Hilfe einer dritten Partei lösen könne, wurde wild spekuliert, wer der Helfer ist. Zunächst wurde vermutet, die auf Datenextraktion spezialisierte israelische Firma Cellebrite habe das nötige Know-how geliefert. Laut "Post" ist dem jedoch nicht so.

Vor der überraschenden Kehrtwende des FBI hatten die Ermittler versucht, von Apple Hilfe beim Entschlüsseln zu bekommen. Das Unternehmen half den Ermittlern zum Beispiel, Daten zu sichern, die vom Handy des Attentäters im Onlinespeicherdienst iCloud gesichert worden waren. Offenbar waren weitere Versuche, Daten aus dem Gerät zu extrahieren, gescheitert, weil ein FBI-Mitarbeiterein Passwort geändert hatte, das für die weitere Vorgehensweise wichtig gewesen wäre.

Zunächst Forderung an Apple

Das FBI hatte von Apple daraufhin per Gerichtsbeschluss gefordert, eine Software zu entwickeln, die einen Sicherheitsmechanismus von iOS aushebeln sollte: Ist ein iPhone per PIN geschützt und verschlüsselt, lässt es sich so konfigurieren, dass der Speicher nach zehn Fehlversuchen gelöscht wird.

Das FBI forderte deshalb eine Software, mit der sich dieser Mechanismus aushebeln lässt. Apple weigerte sich jedoch, dieser Forderung nachzugeben. Nach Ansicht des Unternehmens hätte die Gefahr bestanden, dass eine nach den Vorgaben des FBI entwickelte Software in fremde Hände gelangt und so manipuliert worden wäre, dass sich damit auch andere iPhones hätten entschlüsseln lassen.

Versöhnliches von FBI-Chef

Laut FBI lassen sich mit der in diesem Fall angewendeten Methode nur iPhones der Serie 5C sowie ältere Modelle entschlüsseln. Bisher hat die Behörde keine Anstalten gemacht, ihr Wissen um die Sicherheitslücke mit Apple zu teilen. Das Unternehmen würde auf Basis dieser Informationen vermutlich ein Update veröffentlichen, das die Lücke schließt. Das FBI wäre damit in zukünftigen Fällen wieder aus solchen Handys ausgesperrt. Apple hatte erklärt, einen Zugang zu diesem Wissen nicht einklagen zu wollen.

FBI-Chef James Comey erklärte unterdessen bei einer Rede an der Catholic University's Columbus School of Law, er sei "froh, dass der Rechtsstreit vorüber ist ". Er sei mit Apple-Chef Tim Cook einer Meinung, dass die Frage, wie weit Verschlüsselung gehen darf, vom Gesetzgeber geklärt werden müsse. "Apple ist kein Dämon; ich hoffe, die Menschen empfinden das FBI nicht als Dämon."

mak
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