Arbeitsbedingungen in China Apples zahme Kontrolleure

Foxconn-Fabrik in China: Kontrolleure in der Kritik
Foto: VOISHMEL/ AFPHamburg - Herrschen unmenschliche Arbeitsbedingungen, ein Klima der Ausbeutung und Entfremdung in den chinesischen Produktionsstätten des taiwanesischen Apple-Zulieferers Foxconn? Die Vorwürfe, die seit Jahren gegen die Computerfirma Apple vorgebracht werden, wiegen schwer: Es geht um Ausbeutung, außergewöhnliche Suizid-Fälle und zuletzt auch Umweltverschmutzung.
Unter Steve Jobs' Ägide gab Apple auf solche Fragen keine zufriedenstellenden Antworten, Selbstkritik gab es nur in Form des eigenverantwortlichen "Supplier Responsibility Reports" zur Verantwortung der Zulieferer - eine Überprüfung unter Apples eigener Regie .
Mit Apples neuem Firmenchef Tim Cook soll sich das ändern, Apple will sich öffentlichkeitswirksamer der eigenen Verantwortung stellen. Bereits im Januar trat Apple der Fair Labor Association (FLA) bei, einem Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen aus dem privatwirtschaftlichen und öffentlichen Sektor. Wie Apple am Montag bekanntgab, bat das Unternehmen externe Kontrolleure der Fair Labor Association um "spezielle, freiwillige Untersuchungen von Apples Endmontage-Zulieferern, inklusive der Fabriken von Foxconn in Shenzhen und Chengdu in China ". Am Montag nahmen die Prüfer ihre Arbeit auf, die Ergebnisse werden in Apples Bericht "Verantwortung der Zulieferer" veröffentlicht; der selbstverfasste "Fortschrittsbericht 2012" steht dort schon seit Januar zur Einsicht bereit (PDF-Datei, 2,1 MB ).
Also alles gut bei Apple? Kritiker bleiben skeptisch: So kritisieren bei Wired zwei Vertreter von Bürgerrechtsorganisationen die Effektivität der Maßnahmen. Taren Stinebrickner-Kauffman von Sumofus.org sagt etwa: "Wir hoffen, dass das ein Schritt in Richtung Lösung ist, aber es ist bei weitem nicht die Lösung selbst. Die FLA hat keine große Erfolgsgeschichte bei der Durchführung effektiver Untersuchungen vorzuweisen." Die Organisation sei in Wirklichkeit ein Organ der industriellen Öffentlichkeitsarbeit, eine Antwort auf die seit einigen Jahren wachsende Kritik an den Produktionsbedingungen vor allem in der Modeindustrie.
Große Konzerne kontrollieren sich indirekt selbst
Eine Meinung, die auch andere Bürgerrechtler vertreten. Zum Direktorium der FLA gehören beispielsweise Vertreter von Nike, dem Saatgut-Hersteller Syngenta, dem Textilhersteller Hanes und der Sportbekleidungsgruppe Russell Brands - multinationale Konzerne, die wegen ihrer Geschäftspraktiken in der Vergangenheit von Nichtregierungsorganisationen zum Teil heftig kritisiert worden waren. Hanes beispielsweise hat einer WikiLeaks-Veröffentlichung zufolge einmal bei der US-Regierung dafür lobbyiert , die Regierung von Haiti zu überzeugen, den Mindestlohn in dem gebeutelten Inselstaat nicht von 24 auf 61 US-Cent die Stunde zu erhöhen, damit die T-Shirt-Produktion schön günstig bleibt.
Dazu kommt, wie immer bei solchen Selbstkontrollen: Was ändert es - bei Apple, den Zulieferern, der Öffentlichkeit? Die Produktion von Computerprodukten ist entweder billig oder menschenwürdig; die Verbesserungen, die Apple überhaupt umsetzen kann, dürften daher marginal sein.
Und die Öffentlichkeit hat den neusten Jahresbericht spätestens dann vergessen, wenn wieder Gerüchte über den Verkaufsstart des neuen iPad 3 im März verbreitet werden. Diesmal seien es solide Gerüchte, raunt die Fachpresse: iPad 3, 2048 × 1536 Pixel Retina-Bildschirm, schneller LTE-Datenfunk. Für 7. März steht angeblich die Ankündigung an.