Bauteilanalyse Apple verdient am iPhone 5S pro Stück noch mehr

Explosionszeichnung des iPhone 5s: Was die Bauteile wirklich kosten
Foto: IHSNachdem die Reparaturexperten von iFixit das iPhone 5s schon Stunden nach dem Verkaufsbeginn seziert und in seine Einzelteile zerlegt hatten, haben jetzt die Produktanalysten von IHS nachgelegt. Auch sie haben das neue Apple-Smartphone auseinandergebaut . Allerdings nicht, um zu prüfen, wie gut man es reparieren kann, sondern, um die Einzelteile zu analysieren und daraus die Herstellungskosten des teuren Telefons zu berechnen. Apple würde solche Zahlen niemals herausgeben und so muss man auch die Angaben von IHS mit Bedacht lesen: Sie sind Schätzungen, keine gesicherten Angaben.
Die Auflistung verdeutlich einmal mehr, weshalb Apple in seine iPhones keinen Steckplatz für Speicherkarten einbaut. Der Aufpreis, den der Konzern selbst für eine Verdopplung des eingebauten Speichers von 16 auf 32 beziehungsweise von 32 auf 64 Gigabyte (GB) zahlt, beträgt rund zehn Dollar. Dem Kunden werden dafür aber jeweils 100 Dollar in Rechnung gestellt. Je besser ein iPhone mit Speicher bestückt ist, desto größer ist Apples Gewinn. An einem iPhone mit 64 GB Speicher verdient der Konzern demnach 180 Dollar mehr als am 16-GB-Modell.

Im Inneren des Apple-Handys: Das steckt im iPhone 5s
Das teuerste Bauteil an Apples Handy ist gleichzeitig das auffälligste: 41 Dollar muss der Konzern laut IHS für den 4-Zoll-Bildschirm eínkalkulieren. Der Akku dagegen kostet gerade mal 3,60 Dollar. Fast vernachlässigbar sie die Fertigungskosten, die IHS auf acht Dollar taxiert. Nicht klar aufgeschlüsselt wird, was die beiden Prozessoren des Handys kosten.
Geschwindigkeit gibt es nicht umsonst
Für den von Samsung gefertigten A7-Chip und den von NXP zugelieferten M7-Koprozessor berechnet IHS insgesamt 19 Dollar. Ein interessantes Detail ist dabei, dass der A7 offenbar das einzige Bauteil im iPhone 5s ist, das Apple noch beim Rivalen Samsung einkauft. IHS vermutet das liege daran, dass der A7 auf einem 64-Bit-Chipdesign basiert, das das koreanische Unternehmen lizenziert hat.
Ohnehin hat Apple sich die zusätzliche Geschwindigkeit des A7-Prozessores ein bisschen was kosten lassen. Laut IHS ist der neue Chip mit 19 Dollar sechs Dollar teurer als der A6 im iPhone 5 und 5c. Zusätzlich wurde der 1 GB große Arbeitsspeicher im iPhone 5S mit sogenannten LPDDR3-Modulen bestückt. Die seien zwar schneller, aber eben auch teurer als die die in den anderen 5er-iPhones genutzten LPDDR2-Module. Arm wird Apple aber auch das nicht machen, beträgt der Aufpreis doch moderate 1,50 Dollar.
Bemerkenswert ist bei all dem, dass Apple die Herstellungskosten des neuen Modells verglichen mit früheren iPhones deutlich senken und damit seine Marge erhöhen konnte. Für ein iPhone 4s mit 64 GB veranschlagte IHS vor zwei Jahren 254 Dollar Herstellungskosten, also 36 Dollar mehr als beim 5s. Apple Gewinnmarge kann sich also sehen lassen. Aber damit ist der Konzern durchaus nicht allein. Der Sportartikelhersteller Adidas beispielsweise meldete im Mai eine Bruttogewinnmarge von 50,1 Prozent.
Was den Zahlen fehlt
Zwei gewichtige Posten fehlen allerdings in der Aufschlüsselung der Experten von IHS. Zum einen sind das die Entwicklungskosten. Niemand weiß genau, wie hoch sie wirklich sind. Selbst Apple dürfte es schwerfallen, dafür einen klar definierten Preis anzugeben. Zwar mag es möglich sein, die Kosten für die Entwicklung des Fingerabdrucksensors oder des A7-Prozessors zu nennen, doch kann man davon ausgehen, dass beide auch in anderen künftigen Apple-Produkten genutzt werden, die Entwicklung also nicht nur dem iPhone 5s zugutekommt.
Leichter dürfte es für Apple sein, die Lizenzkosten für die im Handy verbauten Technologien zu berechnen, die für jedes iPhone fällig werden. Nur wird der Konzern darüber nicht sprechen. Schon deswegen nicht, weil diese Kosten zwischen Lizenznehmer und -geber verhandelbar sind und Apple mit seinen großen Stückzahlen sicher substanzielle Rabatte aushandeln kann. Trotzdem könnte gerade dieser Posten substantiell zu dem Herstellungskosten beitragen. Zumindest im mittleren zweistelligen Dollarbereich dürften sie liegen. Vor wenigen Jahren fürchteten Experten, dass Smartphone-Hersteller bald sogar dreistellige Lizenzkosten in ihre Rechnung aufnehmen müssen.