Heimautomations-Apps im Test Licht an per W-Lan

Steuergerät für vernetzte Funksteckdosen: Heimautomation leichtgemacht?
Foto: Matthias KrempZeitschaltuhren und Funksteckdosen aus dem Baumarkt gehören schon lange zu den Lieblingsspielzeugen vieler Hausbesitzer und Wohnungsmieter. Mit ihnen können Nutzer Lampen automatisch an- und ausschalten, wenn sie unterwegs ist. Das Kalkül dahinter: Einbrecher werden durch die simulierte Aktivität abgeschreckt.
Gern genommen sind auch Fernbedienungen für die Gartenleuchte, um zu gucken, wer sich da auf dem eigenen Grund und Boden herumtreibt. Zwischen drei und 30 Euro kosten solche Systeme.
Wer mehr Komfort will, zum Beispiel Lichtquellen im Haus von außen gezielt automatisieren oder steuern, muss auch mehr zahlen. Wenn ein Spezialist Kabel verlegt, Steckdosen und Schalter installiert, kostet das schnell einen vierstelligen Betrag.
Mehrere Anbieter versprechen günstigere Varianten. Vor allem setzen sie auf Handy, Tablet und W-Lan, um ähnliche Ergebnisse mit viel geringerem Aufwand und zu geringeren Kosten zu erzielen. Sie bieten etwa funkgesteuerte Steckdosen an, die per Smartphone-App geschaltet werden können.
Doch was kann die Fernsteuerung via Web. Wir haben drei Produkte mit unterschiedlichen Preisen und Potential getestet.
Teurer und kompliziert: Eminent e-Domotica-Starterkit

W-Lan-Steckdosen: Eminent e-Domotica-Starterset
Das mit weitem Abstand teuerste System hat uns die niederländische Firma Eminent zum Test geschickt. Das e-Domotica Starterkit kostet satte 998 Euro. Dafür bekommt der Käufer einen großen Karton voller kleiner Gadgets. Das wichtigste davon ist das e-Centre 2 genannte Steuergerät. Es sieht zwar aus wie ein Tablet und hat auch einen Touchscreen, kann aber mangels Akku nicht weit von einer Steckdose entfernt werden.
Der Bildschirm gehört zur besonders billigen Sorte, bietet sehr wenig Kontrast und ist stark blickwinkelabhängig. Gut, dass es eine Android-App gibt, mit der sich das System von einem richtigen Tablet aus viel komfortabler steuern lässt. Das e-Centre 2 muss dabei aber stets mit dem Netz verbunden bleiben, weil es die Schaltzentrale des e-Domotica-Systems ist.
Zum Starterpack gehören zwei Schaltsteckdosen, eine davon mit Messfunktion für den Energieverbrauch. Außerdem liegen ein Bewegungsmelder, ein Rauchmelder sowie eine Webcam mit Motor im Karton.
Die Einrichtung des Systems läuft über eine Web-Oberfläche im Browser. Im Test klappte das erst nach einigen Anläufen und mehreren Updates. Um überhaupt etwas einstellen zu können, muss der Nutzer einen Account bei Eminent, dem Hersteller des Systems, einrichten. Drei Monate lang kann er die dort gebotenen Funktionen kostenlos verwenden. Danach wird ein Abo fällig, um den vollen Funktionsumfang nutzen zu können. Kostenpunkt: je nach Laufzeit zwischen acht und zehn Euro pro Monat.
Die Möglichkeiten, die e-Domotica bietet, sind dafür vielfältig. Abgesehen davon, dass das System Dinge ein- und ausschaltet, dimmt und regelt, kann es auch überwachen. Im Alarmfall verschickt es nicht nur SMS oder E-Mail, sondern ruft auch jemanden an. Der Nachteil dieser Vielfalt: Es kann recht aufwendig sein, e-Domotica zu konfigurieren.
Das e-Domotica-System, soll den Einstieg in die Heimautomation einfach und billig ermöglichen, sagt der Hersteller. Tatsächlich ist es weit günstiger als vergleichbare Systeme, die von Spezialisten installiert werden müssen. Und doch geben die Kosten des Starter-Kits zu denken. 998 Euro lautet die Preisempfehlung des Herstellers, 799 Euro werden im Onlinehandel aufgerufen. Abzüglich der Steuereinheit könnten man die im Paket gebündelten Geräte aber auch für weniger als 400 Euro einzeln kaufen. Das e-Centre 2 wird also mit 600 Euro (400 Euro Straßenpreis) berechnet.
Einfach, gut, etwas teuer: Belkin WeMo

W-Lan-Steckdosen: Belkin WeMo
Für deutlich weniger Geld bietet der Zubehörhersteller Belkin den Einstieg in die Heimautomation an. 50 Euro kostet eine der WeMo genannten Funksteckdosen. Wir haben ein Komplettset aus Steckdose und Bewegungsmelder getestet, das mit 100 Euro zu Buche schlägt. Die App zur Steuerung der Belkin-Geräte gibt es kostenlos für iOS, eine Android-Variante ist in Planung.
Das schöne an Belkins System ist, wie einfach, problemlos und schnell es eingerichtet ist. Die Netzwerkkonfiguration wird von der App erklärt, dauert eine Minute, dann funktioniert das System. Funksteckdosen und weiteres WeMo-Zubehör werden automatisch erkannt und in der App, nach Schaltern und Sensoren getrennt, aufgelistet.
Die Einrichtung von automatischen Aktionen geht sehr schnell und einfach von der Hand, wobei man zeitgesteuerte und sensorgesteuerte Aktionen und auch Kombinationen planen kann. Der Nutzer gibt also nicht nur vor, dass eine Lampe zu einem bestimmten Zeitpunkt an- oder ausgehen soll. Er kann den Vorgang auch mit einem Bewegungsmelder abstimmen.
Besonders gut gefällt, dass all das auch ganz einfach via Internet funktioniert. Auch Nutzer ohne Kenntnis von Dingen wie DynDNS und Port-Weiterleitung können vom Büro aus die Hausbeleuchtung einschalten, den Weihnachtsbaum zum Strahlen bringen oder die Kaffeemaschine einschalten.
Da gibt kaum etwas auszusetzen. Und doch macht das System noch nicht ganz glücklich. Zum einen ist das Angebot an Zubehör sehr überschaubar: Es gibt eine Funksteckdose, einen Bewegungsmelder und ein Babyfon für WeMo. Dimmer, Kameras oder Einbauschalter fehlen - noch. Und billig ist der Spaß angesichts anderer Funksteckdosen, die nur die Hälfte kosten, auch nicht.
Schalten ohne Automatik: Steckerchecker

W-Lan-Steckdosen: Steckerchecker
Der Steckerchecker unterscheidet sich in mancherlei Hinsicht von den beiden zuvor getesteten Systemen. Vor allem, weil er nur eine App ist. Die Hardware dazu kann man sich selbst von verschiedenen Herstellern zusammenstellen, was die Sache recht günstig machen kann. Wichtig ist, dass der Nutzer vor dem Kauf auf der Seite des Anbieters prüft, welche Schalter und Dimmer kompatibel sind. Dafür kann er sich dann beispielsweise Funksteckdosen kaufen, die nur 17 Euro pro Stück kosten. Ein Starterset mit zwei Funktsteckdosen und dem unbedingt notwendigen Netzwerk-Gateway kostet etwa bei Intertechno 99 Euro .
Die für Android und iOS verfügbare App selbst ist kostenlos, kann dann aber nur zwei Geräte schalten. Wer mehr will, muss die 4,99 Euro teure Premium-Variante kaufen. Beiden Versionen gemein ist, dass sie nur schalten können und keine Automatikfunktionen besitzen. Auch mit Sensoren oder Kameras arbeitet die App nicht zusammen und kann auch nicht via Internet auf die Funksteckdosen zu Hause zugreifen.
Aber solche Mängel will der Hersteller beheben, die Möglichkeiten der Software ausweiten und zu mehr Funkschaltern kompatibel werden. Vieles davon sei schon in Planung, versichern die Entwickler. Noch bekommt man mit dem Steckerchecker nicht viel mehr als einen universeller Funkschalter auf dem Handy. Aber der ist immerhin günstig.