Tipps zur Bildbearbeitung So schärfen Sie Fotos
Stellen Sie sich vor, ein Freund hätte Sie für Fotoaufnahmen auf seiner Hochzeit engagiert, und Sie bemerkten erst zu Hause, dass Sie das schicke neue Objektiv ein wenig zu mutig mit weit offener Blende genutzt hätten. Viele Fotos wären daher unscharf.
Was tun?

Ausgangsbild: Durch eine schmutzige Glasscheibe fotografiert, es mangelt an Schärfe
Foto: DOCMAUnscharfe Aufnahmen kann man nicht in perfekt scharfe Aufnahmen verwandeln, aber leidlich scharfen Bildern kann man mit subtiler Schärfung noch den nötigen Biss verleihen. Schärfung bedeutet hierbei, dass der lokale Kantenkontrast erhöht wird. Die Kanten im Bild wirken dadurch für den Betrachter schärfer, auch ohne dass neue Information hinzu gekommen wäre.

Endergebnis: Die Kombination mehrerer Kniffe führt zu einem knackigen Foto
Foto: DOCMAFür eine Scharfzeichnung müssten Sie idealerweise die Kanten im Bild durch eine Maske isolieren und kräftig im Kontrast anheben, die gleichförmigen Flächen dazwischen aber unverändert belassen. Dies könnten Sie mit dem Photoshop-Filter "Konturen finden" erreichen, wenn Sie aus dem Ergebnis eine Maske erstellten.
Noch einfacher geht dies aber mit der Penum-Scharfzeichnungsaktion von Peter Numratzki, der sie freundlicherweise zum Download zur Verfügung gestellt hat. Sie finden diese nebst einer Anleitung hier.
Was scharf macht
Schärfe und globaler Kontrast sind eng verwandt. Eine Verbesserung des Bildkontrastes durch eine Tonwertkorrektur oder eine S-förmige Gradationskurve hebt neben dem Kontrast gleichzeitig den Schärfeeindruck an. Weiterhin wirkt Bildschärfe im direkten Vergleich mit Unschärfe besonders intensiv. Soften Sie also Hintergrund und Randbereich ein wenig ab. Dann wirkt das eigentliche Motiv im Vergleich schärfer. Der Blick des Betrachters wird häufig zu bestimmten Details wie den Augen gezogen; hier lohnt daher eine besonders ausgefeilte Bearbeitung. Schließlich können Sie den Umstand ausnutzen, dass kühler gehaltene Aufnahmen auch etwas frischer und schärfer wirken.
In der Praxis
Ich spiele diese Kniffe nun einmal an einem Beispiel durch. Das Ausgangsbild ist das Foto einer Echse, das durch die schmutzige Scheibe eines Terrariums hindurch aufgenommen wurde und daher etwas weich ausfällt.

Ebenenstapel: Alle hier vorgestellten Techniken zum Schärfen im Überblick
Foto: DOCMAUm daraus ein hinreichend knackig wirkendes Bild zu machen, wende ich nacheinander mehrere Techniken an, die der Ebenenstapel in ihrer Gesamtheit zeigt. Wenn Sie die Methode nachvollziehen, sollten Sie die Ansicht auf 100 Prozent% stellen, sodass ein Bildschirmpixel einem Bildpixel entspricht. Photoshop müsste sonst zur Berechnung der skalierten Ansicht interpolieren und würde den Schärfeeindruck verfälschen.

Zunächst kopiere ich die Hintergrundebene und wende auf die Kopie "Bild > Korrekturen > Tonwertkorrektur" an, wobei ich "Automatisch" anklicke. Danach fasse ich die Ebenen mit "Strg/Befehl-Shift-Alt-E" zusammen.

Mit "Filter > Scharfzeichnungsfilter > Selektiver Scharfzeichner" schärfe ich das Bild, wozu ich "Stärke" auf 70 %, "Radius" auf 0,7 Pixel und "Entfernen" auf "Gaußscher Weichzeichner" setze. Ich füge eine Ebenenmaske hinzu, invertiere sie mit "Strg/Befehl-I" und male darin die Form der Echse mit einem weichen Pinsel in Weiß nach, sodass nur in diesem Bereich geschärft wird. Danach fasse ich die Ebenen zusammen.

Ich wende die oben erwähnte Penum-Scharfzeichnungsaktion an, deren Wirkung ich wiederum mit einer Maske auf die Echse beschränke.
Mit einer "Tonwertkorrektur" verschiebe ich nun den "Schwarzpunkt" auf 15, um den Kontrast zu verbessern.

Mit einer "Einstellungsebene Gradationskurven" und einer "Einstellungsebene Tonwertkorrektur" erhöhe ich den Kontrast, wobei eine Ebenenmaske die Wirkung auf das Auge der Echse beschränkt.

Ich fasse die Ebenen zusammen, um mit "Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner" die per Maske ausgewählte Umgebung der Echse mit dem Wert 3 weichzuzeichnen.

Zum Schluss wende ich eine "Einstellungsebene mit dem Fotofilter "Kaltfilter (82) an und setze die "Dichte" des Filters auf 16 Prozent. Danach reduziere ich die Ebenen wiederum auf eine.

Druckvorbereitung
Im Idealfall kennen Sie die tatsächlich erforderliche Zahl von Pixeln für den Druck oder die Präsentation im Web und können die Aufnahme (schrittweise) hierauf herunterrechnen. Dieser Schritt ist nicht immer möglich, da die Druckgröße nicht in jedem Fall feststeht und ein und dasselbe Bild ja auch in unterschiedlichen Medien verwendet werden kann.

Im vorliegenden Fall ist die nötige Auflösung bekannt: Das Bild soll bei 300 ppi in der Größe 12,7 × 8,5 cm gedruckt werden. Mit dem Menübefehl "Bild > Bildgröße" skaliere ich das Bild auf die tatsächlich benötigte Zahl von Pixeln herunter, indem ich unter "Dokumentgröße" die Abmessungen in cm und die geforderte Auflösung eintrage. Daraus berechnet Photoshop die "Pixelmaße" von - in diesem Fall - 1500 × 1000 Pixel. Durch die Wahl von "Bikubisch schärfer" als Interpolationsverfahren erreiche ich einen weiteren Schärfezugewinn.
Wenn die Skalierung über ein oder zwei Zwischenstufen erfolgt, ist die Schärfung extremer und die Wirkung wird noch deutlicher.
Dieser Artikel ist in "Docma - Magazin für Digitale Bildbearbeitung" erschienen, in der aktuellen Ausgabe 6/2012.