
Gaming-Smartphone von Xiaomi im Test Das Black Shark braucht kühles Wasser


Black Shark (links) und OnePlus 6T im Vollast-Test.
Foto: SPIEGEL ONLINEIn China zählt Xiaomi seit Jahren zu den wichtigsten Elektronikkonzernen, die Firma ist der zweitgrößte Handyhersteller des Landes. Doch erst jetzt wagt sich das Unternehmen langsam, auch in Deutschland mehr Präsenz zu zeigen. Eines der ersten Xiaomi-Geräte, die hier auf den Markt kommen, ist das Gaming-Smartphone Black Shark von der gleichnamigen Tochterfirma. In China kann man es schon seit Monaten kaufen, in Deutschland seit dem 16. November. Wir haben es bereits eine Woche getestet.
Das Black Shark - zu deutsch: Schwarzer Hai - orientiert sich beim Design an typischen oder vermeintlichen Gamer-Vorlieben, es erinnert an Gaming-PC wie etwa die aus Acers Predator-Reihe. Das Gehäuse ist schwarz gehalten und wird von metallic-grünen Zierstreifen eingerahmt. Die Rückseite ist stark konturiert, in der Mitte prangt das Logo der Marke, das auf Wunsch bei eingehenden Anrufen und Nachrichten grün blinkt.
Wichtiger ist aber, was darunter steckt, denn das Black Shark ist laut Hersteller das erste Smartphone mit Wasserkühlung. Die soll die Abwärme der Chips 20 Mal besser ableiten können als herkömmliche Kühlsysteme, die meist einfach das Gehäuse als Kühlung verwenden. Die Prozessortemperatur soll dadurch acht Grad niedriger sein als bei anderen Gaming-Handys.
Der Prozessor des Black Shark ist ein Achtkern-Standardmodell für Oberklasse-Smartphones, ihm steht ihm ein Zusatzchip zur Seite, der beim Spielen die Bildqualität verbessern soll, indem er Kontraste erhöht und für knalligere Farben sorgt. Ein Unterschied ist tatsächlich sichtbar, aber nicht sehr groß.
Außerdem legt der Hersteller eine Art Gamepad zum Anstecken ans Handy bei. Das passt allerdings nur, wenn man zusätzlich den ebenfalls mitgelieferten Schutzrahmen aus Kunststoff anbringt (siehe Fotostrecke).
Abgerundet wird die Gaming-Ausstattung durch einen Schiebeschalter, mit dem man den sogenannten Shark-Modus aufrufen kann. Ist der aktiviert, werden eingehende Anrufe und Nachrichten unterdrückt. Die ganze Prozessorleistung wird dann dem laufenden Spiel zur Verfügung gestellt.
Gut, aber nicht besser
Die Erwartung, dass das Black Shark mit dieser Ausstattung andere Smartphones abhängt, wird von Testprogrammen nicht durchgängig bestätigt. Der Geekbench-Test etwa attestiert ihm Leistungswerte, die sogar etwas unter denen vergleichbar ausgestatteter Konkurrenten liegen. In eher grafiklastigen Tests wie Antutu und 3D Mark liegt das Gerät dagegen gleichauf mit anderen Android-Topmodellen.
Die Hoffnung, dass es dabei wegen der Wasserkühlung weniger warm wird als andere Handys, erfüllt sich nicht. Wenn der Prozessor unter Volldampf ackert, wird er eben heiß und diese Hitze muss irgendwo hin. Beim Black Shark wird sie halt nur schneller vom Prozessor weg abgeleitet, sodass das Gehäuse an anderer Stelle warm wird.
Leider heiß
Eine Testsoftware, die misst, wann der Prozessor unter Volllast seine Leistung reduziert, zeigte im Test, dass die Kühlung nicht so erstklassig funktioniert, wie man es erwarten würde. Während ein zum Vergleich getestetes OnePlus 6T mit demselben Prozessor fast zehn Minuten ohne signifikante Leistungseinbußen durchhält und auch nach 15 Minuten nur leicht auf etwa 86 Prozent seiner Maximalleistung absackt, fällt die Leistungskurve des Black Shark schon nach wenigen Minuten deutlich auf 70 bis 80 Prozent ab. Nach 15 Minuten geht die Performance auf 67 Prozent der Maximalleistung zurück.
Black Shark (links) und OnePlus 6T im Vollast-Test.
Foto: SPIEGEL ONLINEDie übrige Ausstattung des Black Shark passt in die Android-Oberklasse: Unser Testgerät hat 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Speicherplatz. Der knapp sechs Zoll große Bildschirm liefert eine überzeugende, aber nicht überragende Bildqualität.
Die Hauptkameras mit 12 und 20 Megapixel-Auflösung liefern gute Fotos, sie kommen aber nicht an die Bildqualität etwa eines iPhone Xr heran. Zudem wird das Black Shark mit dem veralteten Android 8.1 ausgeliefert, dessen letztes Sicherheitsupdate aus dem August stammt.
Fazit
Für Gamer dürfte es vor allem zwei Argumente geben, sich das Black Shark zu kaufen: das martialische Design und den Schalter für den schnellen Wechsel in dem Game-Modus. Ansonsten unterscheidet sich das Gerät kaum von anderen Smartphones. Mit einem Preis von 499 Euro in der Version mit 64 GB und 549 Euro mit 128 GB ist es immerhin noch vergleichsweise günstig.
Ausgerechnet die angepriesene Flüssigkühlung aber patzte in unserem Test. Sie bringt Spielern keine Vorteile. Vielmehr ist es erstaunlich, dass das Testgerät sich schneller ausbremste als ein Vergleichs-Smartphone.
Über welche Produkte wir in der Netzwelt berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen vom Hersteller. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen.
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In der Regel werden Testgeräte nach dem Ende des Tests an die Hersteller zurückgeschickt. Die Ausnahme sind Rezensionsexemplare von Spielen und sogenannte Dauerleihgaben: So haben wir zum Beispiel Spielekonsolen und Smartphones in der Redaktion, die wir über längere Zeit nutzen dürfen. So können wir beispielsweise über Softwareupdates, neues Zubehör und neue Spiele berichten oder Langzeiturteile fällen.
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Black Shark: Das neue Gaming-Smartphone von der gleichnamigen Xiaomi-Tochter zeigt auf knapp 6 Zoll Bildschirmfläche 2160 x 1080 Pixel an. Es wird von einem Achtkern-Prozessor von Qualcomm angetrieben und kommt auf den ersten Blick nicht viel anders daher als gewöhnliche Smartphones.
Die Andersartigkeit sollen Details wie dieser Pappzettel ausdrücken, den man beim Auspacken als erstes im Karton findet.
Eine Besonderheit verbirgt sich unter dem Rückendeckel des Geräts. Dort ist ein System zur Flüssigkühlung des Prozessors untergebracht, was für Handys sehr ungewöhnlich ist. Eine Spielerei ist das "S"-Logo, das man beispielsweise bei eingehenden Anrufen blinken lassen kann.
Um das ohnehin schon robuste Metallgehäuse zu schützen, wird ein Kunststoffrahmen mitgeliefert.
Den Schutzrahmen muss man dem Gerät auch überziehen, wenn man den ebenfalls mitgelieferten Gamecontroller benutzen will. Er passt nur bei installiertem Rahmen auf das Gehäuse.
Über einen Schalter am linken Gehäuserand wird der sogenannte "Shark-Modus" aktiviert, in dem das Gerät alle nicht unbedingt nötigen Prozesse abschaltet, eingehende Anrufe und Nachrichten blockiert, sodass man ungestört und mit voller Rechenleistung spielen kann.
Indem man über den Fingerabdrucksensor streicht, kann man beim Spielen ein Zusatzmenü aufrufen, das unter anderem die CPU-Auslastung anzeigt.
Für die Bilddarstellung in Spielen kann man einen Zusatzchip aktivieren, der die Kontraste und die Farbdarstellung optimieren soll.
Die App CPU Throttle Test zeigt beim Black Shark (links) nach 15 Minuten unter Volllast an, dass der Prozessor nur noch 67 Prozent seiner maximalen Leistung liefert. Ein OnePlus 6T (rechts) das zum Vergleich mitgelaufen ist, erreichte dagegen 86 Prozent.
Zum Lieferumfang gehören im Übrigen ein Standardnetzteil und ein USB-Ladekabel.
Hinzu kommt noch ein Adapater für analoge Kopfhörer, den man in die USB-C-Buchse stecken kann.
Außerdem liegt dem Black Shark eine Schutzfolie für den Bildschirm samt Montagehilfen bei.
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