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Elektrische Briefe und Biege-Bildschirme: Cebit 2010 - Tag zwei

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Cebit 2010 Elektrische Briefe und biegbare Bildschirme

Die Cebit steckt immer noch voller Überraschungen: Während die einen gerade entdecken, dass man Briefe auch elektronisch verschicken kann, denken andere schon über die Mobilcomputer der übernächsten Generation nach: Ein Überblick über die Highlights der Computermesse, Tag 2.

Eine Neuheitenmesse mag die Cebit nicht mehr sein, diesen Rang haben ihr Branchentreffs wie die CES und der Mobile World Congress abgenommen. Für Innovationen und Skurrilitäten aber ist sie immer noch ein gute Anlaufpunkt. In welche dieser Kategorien der "Brief im Internet" einzusortieren ist, den die Post am Mittwoch in Hannover offiziell vorgestellt hat, ist dabei nicht eindeutig zu klären. Knuffig ist die Idee allemal, fast so knuffig wie die Aufrollklaviatur, mit der ein chinesischer Hersteller für seine Innovationsfreude wirbt. Oder wie jener flexibel roll- und klappbare Touchscreen-Mobilrechner, den sich Asus für die Zukunft vorgenommen hat.

Die Messenachricht des Tages jedoch ist das Vorhaben der Post, die Kommunikation über das Internet ab Juli "so sicher wie mit dem klassischen Brief" zu machen. Mit ihrem Internetbrief will die Post die Vorteile von E-Mails mit denen klassischer Briefe verbinden. "Mit dem Brief im Internet können in Zukunft Privatpersonen, Unternehmen und Behörden auch in der elektronischen Welt verbindlich, vertraulich und verlässlich miteinander kommunizieren", erklärte das Unternehmen. Das Versenden und Empfangen sei dabei so einfach wie bei E-Mails, doch könnten Empfänger und Absender eindeutig identifiziert werden. Alle Beteiligten "wissen daher zweifelsfrei, mit wem sie kommunizieren", erklärte die Post.

Verbraucher müssen für den Dienst zunächst eine Internetbrief-Adresse beantragen. Bevor man jedoch Onlinebriefe empfangen oder versenden kann, überprüft die Post in einer Filiale anhand des Personalausweises oder Reisepasses die Identität des jeweiligen Nutzers. Für zusätzliche Sicherheit soll eine Transaktionsnummer dienen, die auf ein Handy versandt wird. Zudem sollen die Internetbriefe verschlüsselt übertragen werden.

E-Mails, die vom Briefträger zugestellt werden

Auf diese Weise soll man künftig auch Einschreiben, Verträge oder offizielle Anträge per Internet verschicken können. Nutzt der Empfänger den Internetbrief-Dienst nicht, ist das Versenden eines sogenannten hybriden Internetbriefes möglich: In diesem Fall druckt die Post den Brief aus und stellt ihn dann per normaler Post zu. Immerhin seien 20 Prozent der Unternehmen und rund 30 Prozent der Privatpersonen in Deutschland nicht online, sagte Gerdes.

Der Versand von Internetbriefen soll nicht nur bequemer, sondern auch günstiger sein als der von klassischer Papierpost. Einen Hybridbrief zu versenden soll mit 46 Cent neun Cent billiger als der Versand eines Standardbriefs sein, der 55 Cent kosten würde. Wie viel der bislang mit der rein physikalischen Zustellung von Mitteilungen befasste Konzern für die Auslieferung einer rein virtuellen Nachricht berechnen wird, mochten Unternehmenssprecher am Mittwoch noch nicht herausrücken - man darf hoffen, das die elektronische Zustellung deutlich billiger wird.

"Das Interesse der Geschäftskunden ist schon vor der Markteinführung enorm", erklärte Post-Vorstand Jürgen Gerdes. Nutzen will das System unter anderem der ADAC mit seinen fast 17 Millionen Mitgliedern. In Hessen sollen Lottospieler ihre Spielaufträge künftig online per Internetbrief aufgeben können. Dabei spielt die rechtliche Absicherung des elektronisches Briefs eine wichtige Rolle. Durch die klare Identifizierung des Absenders sei beispielsweise ausgeschlossen, dass Personen unter 18 Jahren an den Gewinnspielen teilnähmen, erklärte Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer von Lotto Hessen. Er erwarte, dass nach dem Test in Hessen weitere Lotto-Gesellschaften bei der Einführung des elektronischen Briefs folgten.

Bleibt nur abzuwarten, wie viele Endverbraucher sich für den elektrischen Brief, den der Briefträger bringt, erwärmen können.

mak/AFP

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