Cebit vor zehn Jahren iPad-Opa und Bluetooth-Waschmaschinen

iPad-Vorläufer skeye.pad: Vor zehn Jahren ein Cebit-Highlight
Foto: dpaHannover - Mit dem Bildschirm-Computer iPad will der Elektronikkonzern Apple in den kommenden Monaten eine neue Gerätekategorie am Markt durchsetzen. Doch die Idee eines Tablet Computers ohne eine Hardware-Tastatur ist nicht wirklich neu: Vor zehn Jahren auf der Computermesse Cebit 2000 präsentierte das Unternehmen Höft & Wessel aus Hannover ein Webpanel, das dem Konzept des iPad sehr nahe kam. Mit dem skeye.pad sollten man über eine Mobilfunkverbindung oder den Funkstandard DECT drahtlos im Internet surfen können.
Das Webpanel aus Hannover erhielt zwar damals einen Best-of-Cebit-Preis der Fachzeitschrift "Chip". In Serie für den Massenmarkt wurde das Gerät allerdings nie gebaut. Die Entwickler bei Höft & Wessel bauten aus dem Prototypen später verschiedene robuste mobile Spezialgeräte, die heute etwa bei den Gelben Engeln des ADAC im Einsatz sind oder Speditionen bei der logistischen Steuerung ihrer Lastwagen helfen. Auch die Bildschirme der Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn gehen letztlich auf die Webpanel-Entwicklung in Hannover zurück.
Wegen der damals bevorstehenden Weltausstellung Expo 2000 fand die Cebit vor zehn Jahren nicht zum traditionellen März-Termin statt, sondern schon im Februar. Die Branche hatte gerade erfolgreich das Jahr-2000-Problem gemeistert und platzte fast vor Zuversicht. Das befürchtete Chaos zum kritischen Datumswechsel war ausgeblieben. Industrie und Handel blickten voller Optimismus nach vorne. Dies schlug sich dann auch in der Messebilanz nieder: Mehr als 750.000 Besucher kamen trotz des miesen Wetters zur Cebit 2000. Viele der 7800 Aussteller reisten damals mit vollen Auftragsbüchern und besten Umsatzprognosen aus Hannover ab.
"Green Card" für Hightech-Spezialisten
Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) versprach zur Eröffnung der Hightech-Schau, nach dem Vorbild der USA eine Art "Green Card" einzuführen. Damit sollten Programmierer, Datenbankspezialisten und andere Computer-Experten aus Staaten außerhalb der Europäischen Union eine befristete Arbeitserlaubnis in Deutschland bekommen. Über das "Sofortprogramm zur Deckung des IT-Fachkräftebedarfs" kamen in den folgenden Jahren 20.000 IT-Fachleute nach Deutschland. Die Regelung lief Ende 2004 aus und wurde durch ein neues Zuwanderungsgesetz ersetzt, mit dem weiterhin IT-Spezialisten bei dem Aufenthaltsrecht gegenüber anderen Arbeitsmigranten aus dem außereuropäischen Ausland bevorzugt werden.
Schröder hatte damals die wirtschaftliche Bedeutung des Fachkräftemangels erkannt. Im Gegensatz zu seiner Nachfolgerin im Bundeskanzleramt hatte Schröder privat so seine Mühen mit der Kommunikationstechnologie. Auf der Cebit 2000 ließ sich der Kanzler vom damaligen AOL-Europa-Chef Andreas Schmidt zeigen, wie man mit dem Handy eine Kurznachricht verschickt. "Der Kanzler ist hier! Er bekommt gerade SMS erklärt, aber das kennt der doch sowieso nicht", sagte ein Beobachter der Szene damals.
Das Handy als Fernsteuerung für die Feinwäsche
Der Online-Dienst AOL lieferte sich auf der Cebit 2000 mit der Deutschen Telekom ein Wettrennen, die deutschen Schulen ins Internet zu bringen. Zehn Jahre später hat sich AOL nach einer Serie von Misserfolgen vom deutschen Markt zurückgezogen.
Damals sah aber auch für AOL die Zukunft noch rosig aus. Ein Jahr vor dem Platzen der großen Internetblase wurden auf der Cebit 2000 noch Technologien als visionär angepriesen, die heute eher belächelt werden. So konnte man in den Messehallen einen "Computer zum Anziehen" bestaunen, bei dem Kleinstrechner und Batterien kaum sichtbar in den Taschen einer dicken, silbern schimmernden Weste steckten. Dieses Gerät sollte als mobiler Übersetzer für Stadtführungen eingesetzt werden.
Seltsame Phantasien regte auch die Funktechnologie Bluetooth an, die heute vor allem für drahtlose Kopfhörer genutzt wird. Jörg Gleisner vom Telekommunikationsunternehmen Ericsson pries damals die Vorzüge der Datenfunktechnik so an: "Sie können mit dem Handy aus der Küche die Lautstärke beim Fernseher regulieren oder vom Arbeitszimmer die Waschmaschine einschalten." Das Mobiltelefon als Fernsteuerung für die Feinwäsche hat sich dann aber auf dem Markt nicht wirklich durchgesetzt.