Cebit wird eingestellt Die Messe ist gelesen

Cebit 2018 (Archivfoto)
Foto: Julian Stratenschulte/ dpaAus der CeBIT, wie sie sich stets selbst nannte, wurde 2018 plötzlich die CEBIT, mit großem E. Für die Entwicklung der einstmals größten Computermesse der Welt war das geradezu symbolhaft: Egal, was die Ausrichter in den vergangenen Jahren taten, um die Messe neu auszurichten oder zumindest größer wirken zu lassen, als sie noch war - ihre besten Zeiten waren längst und unwiederbringlich vorbei. Nun ist das "Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation" in Hannover Geschichte, nach mehr als drei Jahrzehnten. Die Cebit 2018 war die letzte, wie die Deutsche Messe am Mittwoch mitteilte.
Das Unternehmen kapituliert - manche werden sagen: endlich - vor der seit Jahren offensichtlichen, aber immer wieder anders wegargumentierten Verzwergung der Cebit. Mal hieß es, die Cebit sei eine Fachmesse und entscheidend für ihren Erfolg seien weniger die Besucherzahlen, als vor allem die Abschlüsse der Aussteller. Dann hieß es, die Trennung von Business und Verbraucherthemen sei nicht mehr zeitgemäß.

Messen-Historie: Kanzlerin looking at Cebit-things
Zuletzt sollten ein Festivalgelände und der Termin im Sommer - also möglichst weit weg von der CES in Las Vegas - die Messe cool wirken lassen und junge Besucher anlocken. Doch sobald man in die Hallen ging, sah alles aus wie immer - nur dass überall "künstliche Intelligenz" und "Blockchain" draufstand.
Selbst jetzt versucht mancher noch, das Aus der Messe schönzureden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil zum Beispiel, der behauptet, die Cebit sei "ein Opfer ihres eigenen Erfolges", weil sie mal die einzige Messe zur Digitalisierung gewesen sei und mittlerweile alle Messen das Thema besetzten.
Tatsächlich dürfte es viele Gründe für den Niedergang geben:
- Hannover ist nicht Las Vegas.
- Eine große Bühne macht aus der Cebit noch keine South by Southwest, während der die ganze US-Stadt Austin zum Messegelände wird.
- Neue Produkte für Endverbraucher werden auf der CES, dem Mobile World Congress in Barcelona und der Ifa in Berlin vorgestellt, die wichtigsten aber auf eigenen Veranstaltungen der Hersteller.
- Namhafte Aussteller sind über die Jahre ferngeblieben.
- Den aufstrebenden Unternehmen aus Asien ist die Computex in Taipeh näher.
- Die Hannover Messe mit ihrem Industrieschwerpunkt wurde in Teilen zur Konkurrenz im eigenen Haus.
All das führte dazu, dass es für Besucher wie Aussteller immer schwieriger wurde, die einfache Frage zu beantworten: Warum sollte ich noch zur Cebit gehen?

Rundgang: Die Cebit 2018
Der Schaden dürfte aber regional begrenzt sein, auf Hannover und seine Umgebung.
Über den IT-Standort Deutschland insgesamt sagt das Ende der Cebit hingegen ziemlich genau nichts aus. Die Grundlagenforscher im Bereich des maschinellen Lernens, die Robotikspezialisten, die Hidden Champions des Landes und auch deutsche Start-ups brauchen die Cebit nicht. Die digitale Wirtschaft kennt keine Grenzen. Wenigstens hatten die Veranstalter damit ein letztes Mal recht, als sie der Cebit 2018 das Motto "d!conomy - no limits" verpassten.