
Elektronikmesse CES 2015 Eine App, die Kaffee kocht
Am Dienstag startet in Las Vegas die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik, die CES. Wie immer wird es auf dem Messegelände am Rande der Wüstenstadt originelle Gadgets zu sehen geben, motorbetriebene Rollschuhe und lustig blinkende Roboter. Und natürlich präsentiert die Branche die neuesten Generationen von Fernsehern, Smartwatches und Smartphones.
Doch die CES gibt auch einen Ausblick darauf, wie die Technik den Alltag verändert. Auf der Messe lernt man, was man sich unter dem Internet der Dinge vorstellen kann. Der Begriff, den Medien und Firmen gern benutzen, wird hier mit Leben gefüllt.
Konkret geschieht das in Form von Vorabpräsentationen und -pressemitteilungen mancher Hersteller. Wer sie anschaut, merkt schnell: Alles, was einen Stecker hat, soll vernetzt werden. Oral-B etwa feiert in Las Vegas die USA-Einführung einer Zahnbürste, die man per App mit seinem Smartphone verbinden kann. Die chinesische Firma Sengled zeigt LED-Lampen mit eingebauten Netzwerklautsprechern, W-Lan-Kameras und W-Lan-Verstärkern. Und das britische Jungunternehmen Smarter zeigt eine Kaffeemaschine, bei der man per App fernsteuern kann, wann sie wie viel Kaffee welcher Stärke kocht. Dies sind nur drei Beispiele dafür, wie weit die Vernetzung von allem und jedem schon vorangeschritten ist.
Shawn DuBravac kennt noch viel mehr Produkte, die für das Internet der Dinge stehen. Der Chefökonom des amerikanischen Industrieverbands Consumer Electronics Association (CEA) gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er beschreibt, wie Digitalisierung und vernetzte Sensoren die Welt verändern.
Drohnen erobern den Luftraum
In einem Vortrag, den er Sonntag, also zwei Tage vor Messebeginn, hielt, erklärte er die Vorarbeiten für abgeschlossen - die Digitalisierung der Welt habe längst begonnen. An Beispielen dafür mangelt es dem Wissenschaftler nicht. So nennt er etwa eine per Smartphone gesteuerte Mikrobrauerei für den Hausgebrauch als Indiz für die Digitalisierung des Alltags. Auch mit dem iPhone untermauert er seine These. Steckte im ersten Apple-Handy noch ein analoges Mikrofon, werden die aktuellen Modelle mit mehreren Digitalmikros bestückt, die beispielsweise Nebengeräusche herausfiltern. Und schließlich würden Drohnen den Luftraum digitalisieren: Fast eine halbe Million Exemplare, prognostiziert er, werde die Branche 2015 verkaufen.
Große Chancen sieht DuBravac im Zusammenspiel von Digitaltechnik und Sensoren. Sprinklersysteme etwa, die heute über Regenwassersammler gesteuert werden, die den Sprinkler bei Regen abschalten, könnten künftig vorausschauend arbeiten. Im Zusammenspiel mit Wettersensoren könnten entsprechende Systeme errechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass an einem bestimmten Ort am jeweiligen Tag noch Regen fällt. Zukunftsmusik ist das nicht: Auf der CES wird Blossom vorgestellt, eine Bewässerungssteuerung die genau so arbeitet, wie es sich DuBravac vorstellt.
Viel hilft viel?
Potenziell noch interessanter findet Dubravac die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man die Daten verschiedener Sensoren zusammenführt. Er schwärmt etwa von einer Kombination aus der Heizungssteuerung Nest, einer Webcam und einer Smartwatch. Mit einer solchen Datenquellenkombination könnte man herausfinden, wie viele Personen sich beispielsweise im Wohnzimmer eines Hauses befinden und wie aktiv diese sind. Daraus könne man dann TV-Programmempfehlungen ableiten. Sitzt nur der Wohnungseigentümer auf dem Sofa, wäre das vielleicht eine Dokumentation, wären Freunde dabei, eher die Live-Übertragung eines Fußballspiels.
In jedem Fall aber, so DuBravacs Tenor, macht die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung die Welt besser. Auf kritische Fragen, ob man durch den Einsatz von Sensoren und automatischen Steuersystemen nicht entmündigt würde, hat er eine einfache Antwort: Wer fürchtet, die Automatik könnte Fehlentscheidungen treffen, soll einfach noch mehr Sensoren benutzen. Das würde die Genauigkeit und damit auch die Treffsicherheit der Systeme erhöhen. Wo man nicht sicher ist, ob eine Videokamera die Zahl der Anwesenden in einem Raum zuverlässig bestimmen kann, sollte man also weitere Mikrofone installieren, um Stimmen als zusätzlichen Faktor in die Kalkulation einbeziehen zu können.
Die Frage, was man mit Sensoren und Digitalisierung alles Nützliches anstellen kann, hat der Ökonom damit beantwortet. Die Frage, wie weit man die Vernetzung von allem mit allem treiben sollte, dagegen noch lange nicht.