

CES, Ifa, Google i/o Wann wird's mal wieder richtig Messe?

Liebe Leserin, lieber Leser,
So wie das Jahr für die Techbranche angefangen hat, wird es nicht enden, so viel ist klar. Denn begonnen hat es, wie immer, mit der CES in Las Vegas. Mehr als 4400 Firmen stellten dort gut 20.000 Neuheiten vor, von digitalen Menschen bis zu App-gesteuertem Sexspielzeug. Mehr als 170.000 Teilnehmer waren dafür aus aller Welt angereist, in den Hallen drängten sich die Menschen - business as usual. Weniger als vier Wochen später erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO den internationalen Gesundheitsnotstand.
Für die Technologiebranche und die Journalisten, die sie begleiten, bedeutete die weltweite Krise eine Zäsur. Die über Jahrzehnte einstudierten Mechanismen der Neuheitenpräsentation gab es plötzlich nicht mehr. Großveranstaltungen wie der Mobile World Congress, immerhin das wichtigste Treffen der Mobilfunkbranche, wurden abgesagt, lange geplante Pressekonferenzen ebenso. Statt für Treffen um die Welt zu reisen, sitzen Firmenvertreter und Journalisten sich seither in Videokonferenzen gegenüber. Nachdem die anfangs noch meist recht holprig waren, klappt das mittlerweile recht gut. Man hat gelernt, mit der neuen Technik, über die man so viel geschrieben hat, umzugehen.

Fachbesucher auf der CES 2020: So hemmungslos nah möchte man Fremden bis auf Weiteres lieber nicht sein
Foto: ETIENNE LAURENT/EPA-EFE/REXAber so recht glücklich scheinen viele damit nicht zu sein und suchen nach Möglichkeiten, doch irgendwann, irgendwie wieder miteinander persönlich in Kontakt zu kommen. Bei Facebook und Google wurden solche Gedanken wohl schnell verworfen, sie sagten ihre Entwicklerkonferenzen kurz nacheinander komplett ab. Zumindest bei der Google i/o ist das verständlich, denn die lebt sehr von ihrem Festivalcharakter. Microsoft hingegen hat seine Build-Konferenz charmant online durchgezogen und dadurch nebenbei 17-mal mehr Teilnehmer mit News versorgen können als sonst üblich. Als Nächstes ist Apples WWDC dran, die in diesem Jahr ebenfalls als reines Online-Event stattfindet.
Doch so soll es nicht bleiben. Die Ifa in Berlin hat sich für 2020 mutig den Beinamen "Special Edition" gegeben. Und "special" wird sie wohl werden. Nach 245.000 Besuchern in 2019 sollen zu den vier für 2020 geplanten Veranstaltungen jeweils nicht mehr als 1000 Teilnehmer zugelassen werden. Das Gedrängel wird also von den Messehallen auf die Antrags- und Akkreditierungsformulare verlagert.
Damit liegt die Messe in Berlin sicherheitstechnisch allerdings Lichtjahre vor dem, was die Veranstalter der CES sich für den Januar 2021 vorgenommen haben. Unter dem Motto "Wir machen weiter wie geplant " soll die Fachmesse zwar mit erweitertem Digitalangebot, aber in erster Linie eben doch als Vor-Ort-Veranstaltung durchgezogen werden. Immerhin wird das Messegelände gerade für mehr als 900 Millionen Dollar um eine schicke neue Halle erweitert .

Am 4. Juni hat sich Las Vegas wieder für den Tourismus geöffnet. Masken sieht man zumindest auf den Boulevards der Stadt kaum
Foto: Damairs Carter/MediaPunch/ imago images/MediaPunchDamit dabei nichts schiefgeht, wolle man regelmäßig sauber machen und Desinfektionsmittel bereitstellen. Außerdem sollen die Gänge zwischen den Messeständen vergrößert werden, damit es mit dem Social Distancing klappt. Vielleicht wird das ja sowieso nötig, weil sich weniger Aussteller die Teilnahme an der Messe leisten können oder wollen.
Möglicherweise sollte sich die Digitalbranche aber auch einfach noch ein Jahr gedulden und sich noch etwas länger darauf besinnen, was sie groß gemacht hat: digital sein.
Seltsame Digitalwelt: Auf der Suche nach einem "i"

Der Wechsel ins Homeoffice brachte für mich auch einige Veränderungen an der Hardware, die bei mir zu Hause auf dem Tisch steht. Nachdem ich jahrelang immer mit einem Notebook zufrieden war, musste fürs dauerhafte Arbeiten im Spielzimmer ein externer Monitor her, der mich mehr sehen und besser arbeiten lässt als das kleine Notebook-Bildschirmchen. Eine Tastatur hatte ich ja noch, von einem ausgeweideten iMac. 16 Jahre ist die alt und funktionierte einige Wochen lang bestens, bis irgendwann das "i" den Geist aufgab, zumindest nur noch sporadisch funktionierte. Ausgerechnet. Versuchen Sie mal, einen deutschen Text ohne Worte zu schreiben, die diesen kleinen Buchstaben enthalten.
Aber gut, im Keller sollte doch noch eine funktionierende Tastatur zu finden sein. Und tatsächlich, da war noch eine Funktastatur. Blöd nur, dass ich nicht nur die Tastatur vergessen hatte, sondern auch, dass da noch Batterien drin waren, natürlich längst ausgelaufen. So war das Gerät nur noch Elektroschrott.
Meine vorläufige Rettung war eine Gebrauchttastatur, die ich für wenige Euro über ein Kleinanzeigenportal erstehen konnte. Ein mechanisches Ding, gebaut wie ein Panzer und im Look der Neunzigerjahre. Aber sie funktioniert. Doch leider nur mit den Grundfunktionen. Soll heißen: Buchstaben gehen, alles andere nicht. So sitze ich nun also vor einer irgendwie merkwürdigen Doppeltastatur, eine für die Buchstaben, die andere für den Rest. Es ist wohl an der Zeit, dass ich mich ernsthaft mit dem Gedanken an eine neue Tastatur beschäftige.
Angebot der Woche: "Bundle for Racial Justice and Equality"
von Markus Böhm

"Minit": Eines der bekannteren Indie-Spiele aus dem Bundle
Foto: Devolver DigitalMit einer Fünf-Dollar-Spende mehr Computerspiele bekommen, als man diesen Sommer je wird spielen können: Im Zuge der US-Proteste hat die Games-Plattform itch.io gemeinsam mit zahlreichen Indie-Entwicklern ein besonderes Spielepaket geschnürt. Im "Bundle for Racial Justice and Equality" stecken Hunderte Werke unabhängiger Entwickler und Studios, darunter viele experimentelle Games, aber auch einige bekanntere Titel wie "Oxenfree", "Minit", "A Short Hike", "Cook, Serve, Delicious! 2" und "Night in the Woods".
Wer fünf Dollar - oder auch mehr - bezahlt, kann sämtliche Spiele des Bundles herunterladen. Die meisten sind für Windows-Computer optimiert, manche laufen aber auch auf Macs und Linux-Rechnern. Die gesamten Erlöse des Bundles gehen itch.io zufolge an Gruppen, die sich gegen Rassismus und für Gleichberechtigung einsetzen. Gezahlt werden kann per PayPal oder Kreditkarte.
Fremdlinks: Drei Tipps aus anderen Medien
"A lost Maxis "Sim” game has been discovered by an Ars reader, uploaded for all " (englisch, drei Minuten Lesezeit)
Maxis gehört zu den wohl erfolgreichen Gamestudios. Mit "Sim City" und später "The Sims" dominierte die Firma lange das Genre der Städtesimulation. Nun stellt sich heraus, dass sogar die Simulation einer Ölraffinierie in Planung war und eine Diskette mit einem Prototypen des DOS-Spiels auf Archive.org abrufbar ist."Lidar helps uncover an ancient, kilometer-long Mayan structure " (englisch, drei Leseminuten)
Wer sich für Technik interessiert, kennt die dem Radar ähnliche Lidar-Technik vor allem von selbstfahrenden Autos, die damit ihre Umgebung erkunden. In diesem Artikel lernt man, dass sie längst auch von Archäologen genutzt wird."Zwischen Hamburg und Haiti " (Podcast, meist ca. 30 Minuten Laufzeit)
Als der NDR 1951 begann, ein Reisemagazin übers Radio auszustrahlen, war Reisen für viele Deutsche nur ein ferner Traum, ganz ähnlich wie es angesichts von Reisebeschränkungen heute ist. Da kann es nett sein, sich an einem Sonntagvormittag mit ein paar Folgen dieser Serie etwas Fernweh ins Haus zu holen.
Kommen Sie gut durch die Woche.
Ihr Matthias Kremp