

Sollte das schon das Highlight der Messe gewesen sein, wird es eine langweilige CES in diesem Jahr. Vor Messebeginn zeigte Samsung einigen Journalisten, worum der Konzern in den vergangenen Wochen ein großes Brimborium gemacht hatte: seine neuesten Fernseher. Kurz nach Weihnachten hatten die Koreaner mit aufwendigen Videos "eine wirkliche Innovation des TV-Designs" angekündigt. Viel wurde darüber spekuliert, womit der Konzern die Branche nun überraschen würden.
Und jetzt das: Das großspurig versprochene Highlight ist keines. Stattdessen macht Samsung, was LG und Sony schon lange tun und baut Ultra-HD-Fernseher. TV-Geräte also, die viermal mehr Bildpunkte (4K) anzeigen als herkömmliche Full-HD-Ausgaben. Irgendwann in der Zukunft wird es vielleicht auch mal entsprechend hoch aufgelöstes Filmmaterial geben. Neu ist bei Samsung nur, dass ihr 4-K-Fernseher größer ist als die Geräte der Konkurrenz - um ganze 2,54 Zentimeter.
Wenige Stunden bevor Samsung den Flaggschiff-Fernseher S9 enthüllte, zeigte LG ohne Aufregung seinen Fernseher 84LM9600. Der bringt auch 4-K-Auflösung, aber eben "nur" auf einer Bilddiagonale von 84 Zoll (umgerechnet gut 213 Zentimeter). Samsungs S9 ist exakt ein Zoll, eben 2,54 Zentimeter, größer. Was den beiden Top-Modellen gemein sein dürfte ist, dass es wohl kaum jemanden geben wird, der sie sich leisten kann - zumindest unter Normal- und Besserverdienern. LG verlangt 20.000 Dollar. Samsung schweigt über den Preis bisher noch, wird aber kaum günstiger sein.
Protzprodukte für die Reichen
Die Bedeutung dieser TV-Giganten für den Massenmarkt dürfte vergleichbar sein mit der getunter Lamborghinis: Für die Hersteller ist es schön, dass es sie gibt. Es sind technische Aushängeschilder. Sie zeigen, was der Konzern kann. Und ja, es ist beeindruckend, was Samsung da gezeigt hat - die Bildqualität, die Stärke von Farben und Kontrasten sind beachtlich.
Über das Design allerdings lässt sich streiten. Man kann es bestenfalls als robust bezeichnen. Der dicke Rahmen hat einige Kilogramm Fernseher zu tragen. Aber wer sich so etwas leisten kann, wird auch Räumlichkeiten haben, die groß genug sind für diesen Riesen. In einem deutschen Mittelstandswohnzimmer würde der S9 wohl erdrückend wirken. Er ist ein Millionärsspielzeug, das jedem Besucher Auskunft über den Kontostand des Eigentümers gibt. Die verkauften Stückzahlen jedenfalls dürften sich im dreistelligen, bestenfalls vierstelligen Bereich bewegen.
Und doch steht Samsungs riesiger S9 exemplarisch für einen Trend im TV-Geschäft, der sich auf der CES manifestiert: Auf die Größe kommt es an. Das soll bei Samsung auch für die übrigen TV-Baureihen gelten, die zumindest bis zu 60 Zoll Diagonale erhältlich sein sollen.
Kommt es auf die Größe an?
Auch Sharp demonstriert auf der CES, dass größer nach Meinung des Konzerns besser ist. Die Japaner verkündeten in Las Vegas, bei ihren Fernsehern jetzt in Zehn-Zoll-Schritten alle Displaygrößen bis zu 90 Zoll abdecken zu können - wenn auch nur in Full-HD-Auflösung. Sharp beruft sich auf Marktzahlen, denen zufolge der Absatz von Bildschirmen mit mehr als 60 Zoll Diagonale rasant wächst. In diesem Bereich sei man jetzt Marktführer in den USA.
Damit dürfte Sharp auch Panasonic Marktanteile abgenommen haben, die mit ihren große Plasmabildschirmen in Amerika stets gut aufgestellt waren, auch wenn deren Stromverbrauch meist weit über dem von LCD- und LED-TVs liegt. Da verwundert es, dass ausgerechnet Panasonic in Las Vegas nicht von Größe spricht, sondern die neue Software seiner Geräte in den Vordergrund stellt. Da wird schon als Innovation gefeiert, dass man jetzt den Startbildschirm der Smart-TV-Funktion individualisieren kann.
Außerdem will Panasonic den Fernseher zum Wohnzimmer-Tablet machen. Panasonic zeigt Fernseher mit Touchscreen und einem riesigen elektronisch Touch-Stift zum Malen auf dem Bildschirm. Bei einer Vorführung sah es auch ganz hübsch aus, wie ein Panasonic-Manager ein Foto auf dem Fernseher mit handschriftlichen Notizen versah und das fertige Werk auf sein iPad kopierte. In der Praxis dürfte diese Funktion kaum über den Status eines Kinderspielzeugs hinauskommen.
Riesenblasen und Mikro-Pixel
Samsung und Sharp haben unterdessen noch größere Fernseher angekündigt. Samsung plant eine XXL-Version des S9. Die soll mit 110 Zoll Diagonale (2,79 Meter) alles deklassieren, was die Konkurrenz zu bieten hat.
Sharp will mit einem 85-Zoll-Fernseher kontern, der bereits 8-K-Auflösung bietet. Das sind 16-mal mehr Pixel als Samsung zu bieten hat. Wirklich neu ist die Technik des Sharp-Geräts freilich nicht, bereits auf der CES 2012 war ein solcher Fernseher bei Sharp zu sehen. Aus dem Prototyp-Stadium ist das Gerät seither offensichtlich nicht hinausgekommen.
Bei kleineren Bildschirmen sieht das anders aus. In Las Vegas erklärte Sharp, dass seine neue IGZO-Bildschirmtechnologie nun endlich bereit für die Massenproduktion sei. Auf dieses Signal dürfte vor allem Apple gewartet haben. Angeblich wollte der Konzern die neue Technik schon im vergangenen Jahr in iPhone und iPad einführen, scheiterte aber an Sharps Produktionsproblemen.
Dabei versprechen IGZO-Displays etliche Vorteile: Sie sollen sensibler auf Touch-Befehle reagieren als LCDs, auf derselben Fläche doppelt so viele Pixel unterbringen und dabei deutlich weniger Strom verbrauchen. Sharp selbst hat in Japan bereits ein Smartphone und ein Tablet mit dieser Technik eingeführt. Hoffnung dass der Konzern jetzt tatsächlich nennenswerte Mengen dieser Bildschirme herstellen kann, macht die Ankündigung, ab Februar einen 32-Zoll-Monitor auszuliefern, der ebenfalls eine 4K-Auflösung (3840 × 2160 Pixel) beherrscht. Allerdings soll dieser Bildschirm 7000 Dollar kosten.
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Samsung S9: Am Vortag der CES zeigte Samsung, worum es in seiner geheimnisvollen Werbekampagne zum Jahreswechsel tatsächlich ging, einen Fernseher mit bis zu 110 Zoll Diagonale und 4-K-Auflösung.
Rahmenhandlung: Die Koreaner haben um den S9 einen Tragrahmen mit Stützfuß gebaut, um das offenbar beachtliche Gewicht aufzufangen.
Samsung F8000: Die neuen Samsung-Highend-Modelle haben einen neuen Fuß bekommen, der optisch stark in den Hintergrund tritt. Das Design glänzt mit einem sehr schmalen Rahmen und einer eleganten, geschlossenen Rückseite.
Sharp Aquospad: In Japan bietet der Sharp-Konzern bereits dieses Tablet mit IGZO-Display an. Die Akku-Laufzeit soll zwei bis dreimal länger sein als bei vergleichbaren Modellen mit LCD-Bildschirm.
Sharp LC-90: Der japanische Samsung-Konkurrent bietet LED-Fernseher mit bis zu 90 Zoll Größe an.
Sharp PN-K321: Der erste Monitor mit IGZO-Technik bietet 4-K-Auflösung auf nur 32 Zoll Diagonale. Damit bietet er sich beispielsweise Für CAD-Workstations an. Der Preis ist ebenfalls professionell, er liegt bei 7000 Dollar.
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