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Fujifilm X-E1: Retro-Systemkamera mit neuester Sensortechnik

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Fujifilm X-E1 Fujifilms Manufactum-Kamera

Metallgehäuse, Drehrädchen und ein hochmoderner Bildsensor: Fujifilm kombiniert bei der Systemkamera X-E1 Retro-Elemente mit neuer Sensortechnik. Unser Test verrät, was diese Mischung taugt.

Fujifilm entwickelt sich zu einer Art Manufactum unter den Kameraherstellern: Einige der guten, praktischen, alten Dinge findet man heute fast nur noch bei den neuen Digitalkameras des japanischen Herstellers.

Fujifilms neue Digitalkamera X-E1 zum Beispiel hat ein Drehrad zum Einstellen der Verschlusszeit, eines für die Belichtungskorrektur, und die passenden Fuji-Objektive mit Festbrennweite haben einen echten Blendenring. Mit diesen klassischen Elementen lässt sich eine Kamera schneller einstellen als mit jedem Bildschirmmenü. Doch die Fujifilm X-E1 ist kein Versuch in Nostalgie um der Nostalgie willen (wie Bakelitschalter und Wählscheibentelefone).

Wenn es moderne, überlegene Alternativen gibt, nutzt sie Fuji bei der X-E1 meist. Zum Beispiel beim Bildsensor: In der X-E1 wandelt einer der besten Sensoren (im APS-C-Format) das einfallende Licht in Daten um. Dank der besonderen Konstruktion kann Fujifilm auf einen Tiefpassfilter verzichten, der bei vielen Digitalkameras störende Streifenmuster auf bestimmten feinen Strukturen verhindert, aber Aufnahmen auch Schärfe nimmt. Bislang war dieser Sensor nur in der sehr teuren Kamera X-Pro1 eingebaut - die X-E1 ist 700 Euro billiger, aber mit Objektiv noch immer 1500 Euro teuer. Lohnt sich das?

Bedienung, Bildqualität, Preis-Leistung - für wen eignet sich die X-E1?

Das gefällt: Handhabung, Bildqualität

Bedienung: Wenn man mit den Funktionen einer Kamera vertraut ist, kann man die X-E1 sofort ohne Blick ins Handbuch bedienen. Blende, Verschlusszeit, Belichtungskorrektur, Voll- und Halbautomatik, Fokusmodus - diese Funktionen sind direkt einstellbar, ohne dass man ein Menü aufrufen oder auch nur auf das Display blicken muss. Über ein Schnellwahlmenü ruft man die weiteren Einstellungen auf (Dateiformat, Selbstauslöser, Simulation diverser Analogfilme, Blitzmodus). Die Bedienung ist logisch aufgebaut, die Position aller Schalter und Drehrädchen gut gewählt - vorbildlich und bei spiegellosen Kameras in diesem Preissegment nicht Standard wie zum Beispiel Sonys Nex7 zeigt. Kleine Schwächen: Ein Fokus-Peaking-Modus fehlt (das wäre eine enorme Hilfe beim manuellen Fokussieren), den Fokus kann man nur bei eingeschalteter Kamera verstellen, auf dem Zoom-Objektiv fehlen Blendenzahlen.

Bildqualität: Die Aufnahmen der X-E1 sind hervorragend. Detailreich, scharf und rauschfrei, bei hohen ISO-Empfindlichkeiten immer noch rauscharm. Wie die X-Pro1 zählt die X-E1 in dieser Hinsicht zu den besten Kameras mit APS-C-Sensor. Detailreichtum und Schärfe sind mit der außergewöhnlichen Sigma DP2 Merrill vergleichbar. Allerdings ist die Sigma nur bei guter Beleuchtung nutzbar, die X-E1 hingegen ist auch für Nachtaufnahmen gemacht.

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Sigma DP2 Merrill: So fotografiert der Kamera-Exot

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Objektive: Die Qualität ist mit jedem der Fujifilm-Objektive überdurchschnittlich hoch, die drei bislang erhältlichen Festbrennweiten sind ausgezeichnet. Zu dem Universalobjektiv (35 mm / f/1,4) ist das Makro-Objektiv (60 mm / F/2,4) eine sehr interessante Ergänzung.

Sucher: Der Sucher der X-E1 zeigt ein kleines Bildschirmbild an. Das ist etwas ganz anderes als der aufwendige Hybrid-Sucher der X-Pro1. Die Auflösung des günstigeren Digitalsuchers ist aber sehr hoch und gut genug, um die Schärfe eines manuell fokussierten Bildes zuverlässig zu beurteilen - auch im Sonnenlicht.

Nicht so gut: Fokusgeschwindigkeit, Objektivauswahl

Autofokus: Der Autofokus der X-E1 ist zuverlässig, schnell genug, aber nicht der schnellste. Für Sportfotografie ist die Kamera eher nicht gemacht, ungeeignet wäre ein zu harter Ausdruck. Man sollte nicht davon ausgehen, dass die X-E1 im Gewusel beim Kindergeburtstag jede Aufnahme scharfstellt, aber bei den meisten dürfte das klappen. Der Autofokus der X-E1 ist zum Beispiel viel schneller als der der Canon EOS M, aber gefühlt langsamer als der der Nikon J1 oder Olympus E-M5 OM-D (beide haben allerdings kleinere Bildsensoren).

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Digitalkameras im Test: So fotografieren Fujifilm X-Pro1 und Olympus E-M5

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Objektivauswahl: Die Auswahl an Autofokus-Objektiven für das X-Bajonett ist bislang sehr klein, es gibt nur vier Objektive von Fujifilm. Zeiss will 2013 eigene Modelle für das Bajonett vorstellen. Da das Bajonett-System ganz neu ist, sind die Preise auf dem Gebrauchtmarkt hoch, und das Angebot ist winzig. Mit einem Adapter lassen sich auch andere, ältere Objektive nutzen - mit manuellem Fokus.

Vorteile, Nachteile, Fazit

Fazit: Die X-E1 ist eine hervorragende Kamera: hohe Bildqualität, wenige Objektive mit guter Abbildungsleistung, gute Handhabung. Preiswert ist die Kamera nur im Vergleich mit der X-Pro1 oder Leica-Kameras, die in dieser Liga spielen, aber allesamt ein paar hundert (X-Pro1) oder tausend (Leica) Euro mehr kosten. Wer 1500 Euro für eine gute, handliche Kamera ausgeben kann, liegt mit der X-E1 und dem 35-mm-Objektiv richtig - jedes zusätzliche Objektiv lohnt sich.

Wer die Handhabung der X-E1 mag und weniger als 1000 Euro ausgeben will, hat mit der X100 eine gute Alternative. Diese Fujifilm-Kamera kostet im Versandhandel um die 800 Euro, die Bedienung ist der der X-E1 sehr ähnlich, das fest verbaute Objektiv (35 mm kb-äquivalent, f/2) ist ausgezeichnet und die Kamera zudem kompakter.

Das sagen die Anderen: Ken Rockwell  lobt Bildqualität, Handhabung und insbesondere die Objektive (im Brennweitenbereich von 18 bis 60 mm seien auch Leica-Objektive keine lohnenswerte Alternative). Luminous Landscape  nennt die X-E1 eine gute Wahl als Hauptkamera (zumindest für alle Motive ohne extrem schnelle Bewegung). Das Photography Blog  bewertet die Bildqualität X-E1 gar - vielleicht etwas überschwänglich - als gleichauf mit den besten APS-C-Kameras und sogar einigen Vollformatmodellen.

Spiegellose Kameras: X-E1, EOS M, DP2 Merrill

Kamera Fujifilm X-E1 Canon EOS M Fujifilm X-Pro1 Sigma DP2 Merrill
günstigster Preis * (mit / ohne Objektiv) 1474 / 899 899 / - 2174 / 1599 865,99
Maße (Gehäuse) 12,9 x 7,5 x 3,8 10,9 x 6,7 x 3,2 14 x 8,2 x 4,3 12,1 x 6,67 x 5,92
Volumen (Gehäusemaße), cm³ 367,65 233,69 493,64 477,78544
Gewicht (mit / ohne Objektiv, Gramm) 416 / 300 403 / 298 516 / 400 330
Objektiv Fujifilm Objektiv XF 18mm 2.0 Canon Objektiv EF-M 22mm 2.0 Fujifilm Objektiv XF 18mm 2.0 f/2,8
Objektiv (Brennweite kb.-äquivalent) 27 35 27 45
günstigster Preis Objekitv 575 231,46 575 -
Naheinstellgrenze (cm) 18 15 18 28
Auflösung (Megapixel) 16,3 18 16,3 15,3 / 46 (15,3 in drei Schichten)
Sensorgröße (cm²) 3,68 3,31 3,68 3,69
Megapixel pro cm² 4,43 5,43 4,43 4,15 / 12,46
Display (Diagonale Zoll / cm) 2,8 3 / 7,6 3 / 7,6 3 / 7,6
Display Auflösung (Pixel / Subpixel) 153.333 / 460.000 346.666 / 1.040.000 410.000 / 1.230.000 306.666 / 920.000
Dateiformat RAW / JPG RAW / JPG RAW / JPG RAW (derzeit nur mit Sigma-Software zu entwickeln) / JPG
Besonderheiten kein Tiefpassfilter, elektronischer Sucher, Mikrofonanschluss, Blitz Touchscreen kein Tiefpassfilter, optischer Hybridsucher kein Tiefpassfilter, Foveon X3 Bildsensor
* im deutschen Online-Handel (laut geizhals.at, Stand 20.11.2012)
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