
Donald Trump ist ein Freund klarer Ansagen.
Spaß beiseite. Was der US-Präsident am vergangenen Donnerstag im Weißen Haus von sich gab (hier im Video ab Minute 41), illustriert ganz wunderbar das Chaos um Huawei und die schwarze Liste der Amerikaner.

Schlingerkurs auf dem Huawei to hell? Donald Trump
Foto: Charly Triballeau/AFP"Huawei ist etwas, das sehr gefährlich ist", sagte Trump. "Schauen Sie sich aus der Sicherheitsperspektive und der militärischen Perspektive an, was sie getan haben, das ist sehr gefährlich. Also ist es möglich, dass Huawei Teil eines Handelsabkommens wird".
Ja was denn nun? Ist Huawei total gefährlich oder doch so harmlos, dass es im Rahmen eines US-chinesischen Deals wieder von der schwarzen Liste heruntergenommen wird?
Die Konfusion führt zu allerhand Gedankenspielen rund um Huawei, die US-Techindustrie und mögliche Vergeltungsmaßnahmen der chinesischen Regierung. Sie könnten in den kommenden Tagen und Wochen sehr schnell an Relevanz gewinnen:
Eine der ersten und bis heute diskutierten Theorien zur möglichen Antwort der Chinesen betrifft die sogenannten Seltenen Erden. China kontrolliert je nach Schätzung zwischen 80 und 95 Prozent des Weltmarkts dieser für Smartphones und andere technische Geräte wichtigen Elemente. Ein Exportstopp in die USA würde die dortigen Hardware-Hersteller mindestens kurzfristig vor Probleme stellen. Mehr, als ich an dieser Stelle schreiben kann, hat "The Verge" dazu zusammengetragen.
Eine andere Option wäre, Apple in China mit einem Vertriebsverbot zu belegen. Für das Unternehmen wäre das ein herber Schlag: Goldman Sachs rechnet für diesen Fall mit einem Gewinnrückgang von knapp 30 Prozent. Das hätte wohl Auswirkungen auf den US-Arbeitsmarkt und würde letztlich Trump auf die Füße fallen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Huawei-Gründer Ren Zhengfei im "Bloomberg"-Interview sagte: "Das wird erstens nicht geschehen, und wenn das doch passieren sollte, werde ich der erste sein, der dagegen protestiert". Es ist nicht das erste Mal, dass Zhengfei ein US-Unternehmen öffentlich in Schutz nimmt. Trumps Aussagen hingegen nennt der im selben Interview "lächerlich" und "widersprüchlich".
Lieber ARM dran als ARM ab
Entscheidet sich der US-Präsident, Huawei auf der schwarzen Liste zu lassen, müsste Huawei früher oder später ein interessantes Experiment durchführen: ein Smartphone ganz ohne US-Technik bauen. Auch das hat "The Verge" einmal durchgespielt, basierend auf einem von "iFixit" zerlegten Huawei P30 Pro. Fazit: Ein eigenes Betriebssystem ohne Googles beliebte Apps wäre außerhalb Chinas nur schwer zu vermitteln. Die Hardware hingegen wäre nicht das Problem. Huawei könnte recht zügig alles selbst herstellen oder bei asiatischen Anbietern kaufen.
Allerdings erschien der Artikel, bevor die BBC berichtete, dass auch der britische Chip-Entwickler ARM ab sofort keine Geschäfte mehr mit Huawei macht, weil seine Prozessor-Designs auch "Technologie mit Ursprung in den USA" enthielten. Weil Huaweis eigene Kirin-Prozessoren auf dem ARM-Design beruhen, wäre das ein schwerer Schlag für das chinesische Unternehmen.
"Wäre", weil die Sache offenbar noch nicht so ausgemacht ist, wie die BBC berichtete. Huawei selbst teilte am Montag mit: "Zum aktuellen Zeitpunkt untersucht unser Lieferant ARM die Auswirkungen der Entscheidung des US Department of Commerce und ist im aktiven Kommunikationsaustausch mit der US Regierung". Vielleicht kommt dabei ja etwas Kohärenteres heraus als bei Trump.
Seltsame Digitalwelt: An der Genius Bar
Vergangene Woche musste ich mein MacBook zur Reparatur in den Apple Store bringen. Details erspare ich Ihnen, es ging letztlich um einen Fehler, der vor dem Bildschirm sitzt. Aber ein freundlicher junger Mann versprach mir, dass alles gut werden würde. Als wir das weitere Vorgehen besprochen hatten, sagte er mir zum Abschied plötzlich noch "Danke für Ihre Arbeit". Er hatte mich erkannt. Das passiert mir selten, aber wenn, dann brauche ich immer einen Moment, um mich von dem Schock zu erholen. Ja, ich habe echte Leser, und die wissen, dass ich mehr bin als ein kleines Foto im Internet. Natürlich habe ich mich über sein Lob gefreut.
Aber bevor mir das irgendwie zu Kopf steigen konnte, sagte der junge Mann noch (sinngemäß): "Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Sie glauben gar nicht, wie viele Journalisten mit kaputten Geräten zu mir kommen". Das spricht entweder gegen die Qualität von Apples Hardware, oder gegen die Fähigkeiten von Journalisten, damit sachgemäß umzugehen.
App der Woche: "TheoTown"
getestet von Tobias Kirchner

App der Woche/ 27.05.19
Foto: blueflower"TheoTown" ist ein Aufbauspiel mit einer charmanten Retro-Optik. Es gilt, die perfekte Stadt zu bauen. Auf den ersten Blick erinnert das Spiel stark an das erste Sim City aus den Neunzigerjahren. Fast dreißig Jahre später bietet "TheoTown" jedoch deutlich mehr spielerischen Tiefgang. So gibt es verschiedene Karten und Umgebungen, in denen man eine Stadt aufbauen kann, sowie unzählige Gebäude und Möglichkeiten, die Metropole zu erweitern. Wer alles richtig macht, wird mit einer Pixelstadt inklusive Skyline und Sehenswürdigkeiten belohnt.
Für 6,99 Euro (iOS), ohne In-App-Käufe, von blueflower: iOS
Fremdlink: Drei Tipps aus anderen Medien
- "Nicht nur die CDU wird zerstört" (Drei Leseminuten) Von den vielen klugen Texten über Rezos Zerstörungsvideo gefällt mir der von Johannes Schneider besonders. Vor allem wegen Sätzen wie diesem: "Gegen die Einzelnen kann hierzulande langfristig keine demokratische Partei bestehen - Zu groß, zu träge, zu verantwortlich."
- "Unix hinter dem Eisernen Vorhang" (Zehn Leseminuten) 1982 tauchte im Rechenzentrum der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt ein Magnetband auf. Das war der damals natürlich illegale Anfang des Betriebssystems Unix in der DDR. Anna Biselli hat die Geschichte für "Golem.de" aufgeschrieben.
- "Das NetzDG & die Meinungsfreiheit" (Podcast, eine Stunde) "Filterbabbel" heißt der kürzlich gestartete Podcast von Ann-Kathrin Büüsker und Karolin Schwarz. "Welche Säue werden diese Woche durch das digitale Dorf getrieben?", fragen die beiden nicht nur - sie beantworten die Frage auch. Und zwar immer mit etwas mehr Details, als zum Beispiel in einen Newsletter wie diesen passen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Woche,
Patrick Beuth