Enox Safe-Kid-One EU-Kommission warnt vor Kinder-Smartwatch aus Deutschland

EU-Kommission in Brüssel
Foto: Virginia Mayo/ dpa"Sicherheit ist hierbei die erste Priorität" und "ein Stück Sicherheit in der Hand": Mit solchen Phrasen bewirbt die Hamburger Firma Enox ihre Smartwatch Safe-Kid-One . Die "stylische Kinderuhr mit GPS-Funktion" soll es Eltern ermöglichen, jederzeit den Aufenthaltsort ihres Kindes abzurufen. Das Kind wiederum kann durch sogenannte SOS-Tasten an der Uhr vorgespeicherte Rufnummern anrufen.
Darüber, ob solche Gadgets in Extremsituationen mehr als nur gefühlte Sicherheit bieten, lässt sich streiten. Klar scheint indes, dass man als Elternteil die Safe-Kid-One seinem Kind wohl auf keinen Fall mitgeben sollte: Über das Warnsystem Rapex , das vor "gefährlichen Produkten" warnt, macht die EU-Kommission gerade darauf aufmerksam, dass die Uhr offenbar selbst ein Sicherheitsrisiko für Kinder darstellt.
Die Mobil-App, die zur Safe-Kid-One gehört, setzt der Warnung zufolge auf unverschlüsselte Kommunikation mit dem Backend-Server. Dritten soll es möglich sein, zur Uhr gehörige Daten wie die Standort-Historie und die gespeicherten Telefonnummern abzurufen. Auch eine Manipulation der Daten ist angeblich möglich. Kriminelle könnten die Uhr zum Beispiel eine Nummer nach Wahl anrufen lassen und mit dem Kind kommunizieren, heißt es.
Den Standort des Kindes herausfinden
Ebenso ist es laut der Warnung der EU-Kommission möglich, durch die Standortdaten der Uhr den Aufenthaltsort des Kindes ausfindig zu machen. Hersteller Enox wirbt auf seiner Website explizit mit "sekundenschneller Ortung mit kostenloser App", einer "Wegaufzeichnung" sowie "Livetracking über GPS". Diese Funktionen könnten dank der mangelnden Absicherung der Software aber offenbar auch von Unbefugten genutzt werden.
Die EU-Kommission, die der Uhr einen Verstoß gegen die Richtlinie zur Bereitstellung von Funkanlagen vorwirft, fordert von den lokalen Behörden nun einen Rückruf der Kinder-Smartwatch. Auf eine SPIEGEL-Anfrage zum Thema hat Enox bislang nicht reagiert.
Ein umstrittenes Thema
Smartwatches für Kinder sind seit jeher ein umstrittenes Thema. So hatte die Bundesnetzagentur zum Beispiel schon 2017 Kinderuhren mit "Abhörfunktion" verboten. Die Netzagentur riet Eltern damals, solche Uhren unschädlich zu machen und einen Nachweis hierüber an die Behörde zu schicken.
Zur Safe-Kid-One heißt es von der Netzagentur auf SPIEGEL-Nachfrage, dass es sich bei der Version der Uhr, die auf dem deutschen Markt erhältlich sei, um eine Smartwatch "ohne Abhörfunktion" handele - das jedenfalls sei der aktuelle Kenntnisstand der Behörde.
Noch könne die Netzagentur den Fall allerdings nicht abschließend bewerten: Die "derzeit vorliegenden Informationen" aus dem Rapex-Verfahren seien dafür nicht ausreichend, heißt es. Die Behörde ermittele daher den Sachverhalt: "Mögliche Folgemaßnahmen werden nach vollständiger Auswertung des Sachverhalts erlassen."