Technik aus den Siebzigerjahren Deutsche Firmen sind Fax-Fans

Es dauert, bis der technische Fortschritt im Alltag ankommt: Zahlreiche Unternehmen geben an, regelmäßig Faxe zu verschicken. Dabei wissen viele junge Menschen nicht einmal mehr, was das ist.
Deutsches Büro-Stillleben: Faxgerät auf blauem Teppich

Deutsches Büro-Stillleben: Faxgerät auf blauem Teppich

Foto: Chris Windsor / Getty Images

Manche Kulturtechniken sind einfach nicht totzukriegen, selbst wenn es mittlerweile technisch weit überlegene Alternativen gibt. Die Fernkopie, umgangssprachlich Fax genannt, gehört offensichtlich dazu. Das legt das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage nahe, die der Digitalverband Bitkom am Donnerstag vorgestellt hat. Der Verband hatte 505 Firmen mit mindestens 20 Beschäftigten dazu befragt, wie häufig sie die in Deutschland 1979 von der Deutschen Bundespost – die mit dem Posthörnchen im gelben Logo – eingeführte Technik nutzen.

Das Ergebnis dürfte Menschen, die nicht regelmäßig Bitkom-Umfragen verfolgen, erstaunen: 82 Prozent der Unternehmen in Deutschland verwenden immer noch Faxgeräte, um zumindest gelegentlich Dokumente zu übertragen. Für Kenner ist derweil etwas anderes erstaunlich: Verglichen mit früheren Bitkom-Umfragen zum selben Thema zeigen die Umfragewerte, dass die Kommunikation per Fax in den Unternehmen immer seltener wird.

Es werden wirklich weniger

Ein Drittel der befragten Unternehmen nutzt das Fax demnach noch häufig oder sehr häufig. Im Vorjahr hatten allerdings noch 40 Prozent angegeben, häufig oder sehr häufig Faxe zu verschicken. Und eine Umfrage im Jahr 2018 kam gar zu dem Ergebnis, dass sich damals noch 62 Prozent der Unternehmen als Vielfaxer outeten. Inzwischen gibt jede zweite Firma an, nur noch gelegentlich oder selten Faxe zu verschicken.

Manche jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen in diesen Firmen wohl von älteren Kolleginnen und Kollegen an die Technik herangeführt werden. In einer Bitkom-Umfrage von 2019 hieß es, »drei von zehn Jugendlichen haben noch nie von Faxgeräten gehört«. Es ist kaum anzunehmen, dass dieser Wert in den vergangenen Jahren gestiegen ist.

Nahaufnahme eines Faxes: Technik aus der frühen Vorzeit der Digitalisierung

Nahaufnahme eines Faxes: Technik aus der frühen Vorzeit der Digitalisierung

Foto: Rolf Vennenbernd / picture alliance / dpa

Nils Britze, Bereichsleiter Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom, sagte, angesichts des digitalen Wandels sei das Fax zwar schon lange totgesagt. »Hat sich ein Kommunikationskanal aber erst einmal etabliert, dauert es in der Regel, bis er vollständig abgelöst ist – selbst wenn es mittlerweile deutlich komfortablere und sicherere Kommunikationswege gibt.«

»Wesentlich sicherer«: digitale Faxe

Am klassischen Fax werde vor allem die hohe Nachweisbarkeit der Zustellung geschätzt, so Britze. »Was die Verschlüsselung von Daten und damit deren Sicherheit betrifft, haben die digitalen Kanäle dem Fax jedoch einiges voraus. Digitale Faxgeräte greifen dies auf und nutzen statt der Telefonleitungen Server für die Datenübertragung.« Damit sei das digitale Fax wesentlich sicherer als sein analoger Vorgänger.

Hinsichtlich der Frage, wie »Prozesse, die noch auf Papier stattfinden, digitalisiert und automatisiert werden« können, gibt sich der Bitkom offenbar schon mit kleinen Geländegewinnen zufrieden. So heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands, »schon 16 Prozent« der Firmen verzichteten komplett darauf, Faxe zu verschicken oder zu empfangen. Die ebenfalls in den Siebzigerjahren entwickelte E-Mail scheint in deutschen Unternehmen demnach noch ein gutes Wegstück vor sich zu haben.

mak/dpa

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