Forschungsprojekt Stromspartechnik für Afrikas Smartphones

Safaricom-Solarhandys: Notstrom aus der Sonne
Foto: Thomas Mukoya/ REUTERSForscher der finnischen Aalto University wollen den Stromverbrauch von Smartphones um bis zu 74 Prozent senken - und damit Menschen in besonders infrastrukturschwachen Gebieten Afrikas einen mobilen Zugang zum Internet ermöglichen. Um das zu erreichen, wollen die Wissenschaftler Webanfragen der Mobiltelefone über externe Computer, sogenannte Proxys, umleiten. Die Technik dafür ist längst vorhanden, könnte quasi morgen schon Web-Usern in Entwicklungsgebieten helfen, in denen Strom und Bandbreite knapp sind. Aber die Nutzung von Proxys wirft auch Datenschutzfragen auf.
Auf der Africomm Konferenz auf Sansibar stellten die Forscher Edward Mutafungwa, Le Wang, Jukka Manner und Puvvala Yeswanth ihre Forschungsergebnisse vor: "Strategies for Energy-Efficient Mobile Web Access: An East African Case Study"(Strategien für einen Energie-effizienten mobilen Internetzugang: Eine Ostafrikanische Fallstudie ).
Die Technik ist einfach erklärt: Das Smartphone kommuniziert nicht direkt mit dem Internet, sondern mit einem zwischengeschalteten Rechenzentrum. Dieses führt die Datenanfragen des Handys in dessen Auftrag durch. Beim Websurfen ruft das Rechenzentrum die angefragten Seiten samt Bildern, Grafiken und Tabellen auf, übernimmt die Aufbereitung der Webseiten und schickt die fertig formatierten Seiten komprimiert an das Handy. Alle daten- und rechenintensiven Vorgänge werden also im Rechenzentrum durchgeführt. Das Handy dient quasi nur noch als Bildschirm für die Vorgänge auf dem Proxy-Server. Der Handynutzer braucht dafür nur geringe Bandbreite und wenig Rechenleistung, was letztlich der Akkulaufzeit zugute kommt.
Ars Technica hat mit Jukka Manner aus dem Forscherteam gesprochen. Ihm zufolge bremst vor allem mangelnde Stromversorgung die Verbreitung von mobilen Internet-Geräten in Ostafrika aus, wo zwar 90 Prozent der Bevölkerung in Gebieten mit Netzabdeckung leben, aber nur die wenigsten ständigen Zugriff auf eine zuverlässige Stromversorgung haben. Wenn man den Stromverbrauch von Smartphones senken könnte, so die Theorie, würde sich der Anteil der Internetnutzer in Afrika erheblich vergrößern.
Die Proxy-Technik, die das Forscherteam einsetzt, ist freilich nichts neues. Der Opera-Mini-Browser bietet diese Funktion längst an (er überträgt fertig berechnete Websites und je nach Einstellung sehr bis weniger stark komprimierte Bilder). Die SkyFire -App nutzt eine ähnliche Technik, um Flash-Videos aufs Smartphone zu transportieren und der Silk-Browser in Amazons Kindle Fire setzt auch auf eine Datenumleitung, die den Prozessor des Tablets entlastet und das Websurfen beschleunigen soll.
Doch der Ansatz hat ein Datenschutz-Problem . Das Smartphone leitet den kompletten Internetverkehr, jede Browser-Anfrage, alle Datenfeld-Eingaben über den Proxy-Server. Ein übelwollender Proxy-Anbieter könnte damit nicht nur Webkommunikation abhören, sondern sie auch manipulieren. Eine Regierung, die den Informationsstrom zu ihren Bürgern und die Kommunikation mit der Außenwelt begrenzen will, könnte ihren Willen durchsetzen, indem sie Auflagen macht, die Proxy-Server vom Netz nimmt oder den Datenverkehr zu Proxys im Ausland blockiert.