Gesundheitsbedenken Rauchen gefährdet Apples Garantie

Zigarettenrauch: Computer mit Teer- und Nikotinablagerungen verlieren ihre Garantie
Foto: A3817 Tobias Felber/ dpaApple-Anwender Derek staunte nicht schlecht, als er Ende April 2008 einen Anruf vom seinem Apple Store in West Des Moines, Iowa, bekam. Dem " Consumerist" schilderte er, wie das Gespräch verlief. Man könne das Macbook, das Derek zwecks einer Garantiereparatur in den Store gebracht hat, leider nicht bearbeiten. Zur Begründung hieß es, das Notebook sei wohl in einem Raucherhaushalt verwendet worden, weshalb jeglicher Garantieanspruch hinfällig wäre. Aufgrund von "Gesundheitsrisiken wegen Mitrauchens" weigere man sich, überhaupt Hand an das Macbook zu legen.
Nicht viel anders erging es einer anderen Anwenderin, die der "Consumerist" nur als Ruth bezeichnet. Ihr habe man die Reparatur eines iMac ebenfalls mit der Begründung verwehrt, der Anwender des Rechners müssen wohl ein Raucher sein. Die an dem Rechner festgestellten Ablagerungen stuften die Apple-Techniker als gesundheitsgefährdende biologische Gefahr ein. Auch den Gang zu einer anderen Apple-Vertretung konnte Ruth sich sparen. Offenbar hatte man ihren iMac in Apples Datenbanken mit dem Label "Bio Hazard", Bio-Gefahr, versehen.
Was beiden Betroffenen angesichts dieser Behandlung besonders sauer aufstieß, war, dass sie beim Kauf ihrer Apple-Computer sogar eine teure Zusatzgarantie, den AppleCare Protection Plan, erworben hatten. Für ein Macbook kostet eine solche Garantieerweiterung auf drei Jahre immerhin 250 Euro, für den iMac 180 Euro. Viel Geld, das Kunden die Sicherheit verheißt, dass Apple im Falle eines Falles schon helfen werde. Ein Hinweis darauf, dass die AppleCare-Garantie erlischt, wenn am betreffenden Rechner Rauchspuren erkannt werden, ist in den Garantiebedingungen nicht zu finden.
Keine Reparatur - den Mitarbeitern zuliebe
Weil sie in ihren lokalen Apple-Vertretungen ganz offenbar kein Gehör fanden, wendeten sich die beiden enttäuscht per E-Mail an Apple-Chef Steve Jobs. Und tatsächlich, Ruth bekam eine Antwort. Zwar nicht von Jobs selbst, immerhin aber von einer Dena, die sich als eine Mitarbeiterin desselben bezeichnete. Dena erklärte nun, Nikotin stehe auf einer Liste gesundheitsgefährdender Substanzen, welche die OSHA (Occupational Safety and Health Administration), eine Art US-Arbeitssicherheitsbehörde, herausgegeben habe. Eben deshalb werde man bei Apple keinen Mitarbeiter dazu zwingen, etwas zu reparieren, das als gesundheitsschädlich eingestuft wird.
Diese sicher löbliche Einstellung lässt allerdings vollkommen außer acht, dass es bei vielen der von der OSHA als gefährlich gelisteten Stoffe maßgeblich auf deren Konzentration, Darreichungsform und chemische Kombination mit anderen Stoffen ankommt, ob diese tatsächlich giftig wirken oder eben nicht. So kann das von der OSHA als schädlich eingestufte Wasserstoffperoxid zwar zum Reinigen von Wunden oder zum Färben von Haaren genutzt werden, aber auch Hautreizungen herbeiführen, und stellt oral eingenommen eine ernste Gefahr dar.
Ferndiagnose per Foto
Bei Apple aber bemühte man sich allerdings redlich, Ruth entgegenzukommen, vereinbarte einen Fototermin in einem Store. Dort wurde der defekte Rechner von innen und außen abgelichtet, um es Spezialisten zu ermöglichen zu beurteilen, inwieweit der Rechner doch noch repariert werden könne. Eine Woche später kam dann aber die endgültige Absage. Anhand der Fotos habe man festgestellt, dass der Rechner ein wirtschaftlicher Totalschaden sei. Aufgrund von Teerablagerungen im Inneren werde neben dem optischen Laufwerk auch bald die Festplatte ihren Dienst einstellen. Eine Reparatur innerhalb der Garantiebedingungen sei daher nicht mehr durchführbar.
Die Vermutung, es könne sich bei Derek und Ruth um Einzelfälle gehandelt haben, wird durch einen weiteren Fall entkräftet, der dem "Consumerist" erst am Montag gemeldet wurde. Via E-Mail teilte eine weitere Leserin dem Magazin mit, auch ihr habe man eine Garantiereparatur verweigert. Auch hier lautete die Begründung, es seien am Gerät gesundheitsgefährdende Rückstände gefunden worden, welche die OSHA-Regularien verletzen.
Keine Einzelfälle?
Bei Apple in den USA sei es durchaus üblich, Rauchergeräte von Reparaturleistungen auszuschließen, berichtet allerdings der User ubermex im "Consumerist"-Forum. Das aber nicht etwa aufgrund der Gesundheitsgefahr durch Teerablagerungen, schließlich könne man ja Handschuhe tragen. Vielmehr wiesen teerverschmutzte Rechner oft so viele Probleme auf, dass man ihnen den Status "beyond repair", nicht mehr reparabel, zuwies.
Ob das tatsächlich Firmenpolitik ist oder nur von einzelnen Reparaturtechnikern so gehandhabt wird, war bisher nicht in Erfahrung zu bringen. Auf eine seit Monaten laufende Anfrage des "Consumerist" hat Apple USA bislang nicht reagiert. Und auch eine SPIEGEL-ONLINE-Anfrage an Apple Deutschland wurde bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht beantwortet.