

Aus Googles Plänen für ein eigenes modulares Smartphone wird nichts. Nachdem zuerst die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hatte, der Konzern wolle sein ambitioniertes Project Ara einstellen, hat Google die Gerüchte mittlerweile bestätigt: Dem Blog "Venturebeat" sagte ein Sprecher des Unternehmens, man habe das Projekt aufgegeben.
Die Mitteilung kommt unerwartet. Noch im Mai hatte Google auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O konkrete Termine für die Einführung von Ara-Smartphones genannt. Demnach hätten Verbraucher das Baustein-Mobiltelefon ab 2017 kaufen können sollen. Die Auslieferung von Vorseriengeräten an Entwickler war für den Herbst 2016 geplant.
Das Baustein-Handy wurde ursprünglich auf der Google I/O 2014 angekündigt. Beim ursprünglichen Konzept stand der Gedanke im Vordergrund, die Lebensdauer des Smartphones zu verlängern, indem man beispielsweise ein Kameramodul irgendwann durch ein neues mit höherer Auflösung austauscht, um das Gerät über Jahre hinweg auf dem aktuellen technischen Stand zu halten.
Pop statt Nachhaltigkeit
Bei der im Mai angekündigten Version sollte es eher darum gehen, ein Smartphone an bestimmte Nutzungsszenarien anpassen zu können oder Modetrends beim Aussehen des Geräts aufzugreifen. Aus dem Nachhaltigkeitsprojekt war ein Pop-Accessoire geworden.
Ohnehin sind aus Project Ara nie mehr als Gedankenspiele und bunte Prototypen hervorgegangen. 2015 war von Google ein Pilotprojekt in Puerto Rico anvisiert worden. Später wurde für 2016 ein Testlauf in den USA angekündigt, dann aber verschoben.
Das jüngste Google-Konzept unterschied sich maßgeblich von den ersten Entwürfen: Die wesentlichen Smartphone-Funktionen sollten jetzt in einem festen Rahmen stecken. Damit wären der Hauptprozessor (CPU), die Grafikeinheit (GPU), die Sensoren, die Batterie, das Hauptdisplay und die Antennen nicht austauschbar gewesen.
Die Technik wird nicht verschwinden
Auf sechs Modulplätzen sollten Komponenten wie Kameras, Lautsprecher, Zusatzdisplays oder Spezialelemente wie ein Blutzuckersensor eingeklickt werden. Die Module sollten von Google-Partnern wie Panasonic, TDK, iHealth, E Ink, Toshiba , Sony und Samsung kommen.
Mit der Einstellung der Arbeit an Project Ara wolle Googles Hardware-Chef Rick Osterloh seine Abteilung verschlanken und auf weniger Projekte als bisher konzentrieren. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeit an Ara sollen Googles Hardware-Partnern zugutekommen.
Ein Interesse daran dürfte durchaus vorhanden sein. So hat beispielsweise LG mit den G5 ein Smartphone im Angebot, das sich über Module erweitern lässt. Die Möglichkeiten und die Auswahl sind hier allerdings noch eng begrenzt.
Nicht viel anders sieht es bei Motorolas Moto-Smartphones aus. Auch die sind über aufsteckbare Module wie etwa eine Kamera von Hasselblad erweiterbar. Im Grunde handelt es sich aber lediglich um Smartphones mit nach außen geführten Anschlusskontakten. Möglichkeiten, die Konzepte von LG und Motorola mit Technik von Google zu verbessern, dürfte es reichlich geben.
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Googles Project Ara: Ursprünglich sollten alle wichtigen Bauteile des Handys austauschbar sein. Doch diesen Gedanken hat der Konzern bei der zweiten Version seines modularen Handys verworfen.
Statt beispielsweise Bildschirm und Hauptprozessor austauschbar zu machen, sollten Zusatzmodule die Funktionsvielfalt des Handys erweitern.
Die Module von Herstellern wie TDK und Samsung sollten unter anderem zusätzliche Bildschirme oder beispielsweise einen Blutzuckersensor in Ara-Handys integrieren.
Außerdem waren Kombinationen verschiedener Farben und Materialien möglich.
So sollten Handykäufer die Möglichkeit bekommen, ihr Smartphone zu individualisieren.
Die Grundkomponenten, wie Bildschirm und Prozessor, sollten dabei fest in einen Metallrahmen eingebaut werden.
So sahen die ersten der an Entwickler gelieferten Geräte aus.
Google zeigte, wie man mit Ara nicht nur die Funktionen, sondern auch den Look eines Smartphones verändern kann. Jetzt hat der Konzern das Projekt aufgegeben.
Als "LG G5 Friends" bezeichnet das koreanische Unternehmen das Zubehör und Module für sein Smartphone G5.
Das Modul Cam Plus ist letztlich nichts anderes als ein Zusatzakku in einem Gehäuse, das außerdem ein paar mechanische Tasten zur Bedienung der Kamera enthält.
Das Cam Plus kostet 99 Euro, wirkt am G5 wie ein dicker Klotz und bringt das Telefon ziemlich aus dem Gleichgewicht.
Wie alle anderen Einsteckmodule muss auch in das kleine Hi-Fi Plus B&O Play vor dem Einschieben ins Handy erst einmal der Akku eingesteckt werden. Wir sind gespannt, wie oft er diese mit einigem Kraftaufwand verbundene Prozedur aushält.
Der Wechsel des Akkus, der normalerweise, wie hier, im Standardmodul des G5 steckt, macht den Modulwechsel zu einer lästigen Angelegenheit.
Ist das Audiomodul samt Akku ins G5 eingeschoben, hat es einen durchaus positiven Einfluss auf das Design. Zumindest unser dunkles Testgerät wird durch den schwarzen Zusatz optisch aufgewertet.
Auch ohne G5 lässt sich das Audiomodul nutzen, einfach, indem man es per USB-Kabel an Mac, PC oder iOS-Gerät ansteckt.
Zum Schutz der Linsen sollte man die Rundumkamera 30 Cam beim Transport in die mitgelieferte Plastikhülle stecken.
Zwei Weitwinkelobjektive reichen bei der 360 Cam aus, um 360-Grad-Aufnahmen zu machen. Professionelle Geräte nutzen dafür eher 16 meist kreisförmig angeordnete Kameras.
Unter einem Deckel an der Unterseite befinden sich der USB-C-Anschluss sowie der Steckplatz für eine microSD-Speicherkarte
Die Virtual-Reality-Brille 360 VR zeichnet sich gegenüber der Konkurrenz dadurch aus, dass sie sehr leicht und klein ist.
Ihre Leichtigkeit erkauft sich die LG-Brille mit einer gewagten Konstruktion. Der Lichtschutz beispielsweise ist sehr dünn. Eine Folge davon: Bei der Benutzung dringt Streulicht von unten ins Sichtfeld.
Der Abstand der Linsen kann in drei Stufen grob an den Augenabstand angepasst werden. Die Justage des Fokus ist nervig und schon bei maßvoller Weitsichtigkeit nicht ausreichend.
Zwei Tasten genügen, um durch die in der Brille angezeigten Menüs zu navigieren.
Für den Transport der Brille wird eine passende Kunststoffbox mitgeliefert.
Geschlossen wirkt die Aufbewahrungsbox der 279 Euro teuren 360 VR allerdings eher wie eine Pausenbrotdose.
Hasselblad True Zoom: Das Kameramodul für das Moto-Z-Play-Smartphone trägt typische Designelemente von Hasselblad-Kameras und soll Hasselblad-Qualität liefern. Hergestellt wird es in einer Lenovo-Fabrik.
Um das Kameramodul nutzen zu können, braucht man das Moto Z Play. Ausgestattet mit Achtkernprozessor, 32 GB erweiterbarem Speicher und 5,5 Zoll Full-HD-Display soll es zwei Tage auf Akkustrom durchhalten.
Das sieben Millimeter dünne Moto Z Play funktioniert auch ohne Module als vollwertige Kamera, hat beispielsweise eine 5-Megapixel-Frontkamera mit Blitz.
Wie bei Smartphones der Oberklasse üblich, wird auch das Moto Z Play mit einem Fingerabdruckscanner gesichert.
Die eingebaute Kamera zeichnet 16 Megapixel auf.
Stromversorgung und Datenaustausch erfolgen über einen modernen USB-C-Anschluss.
Unten auf der Rückseite des Moto Z Play ist die Kontaktreihe zu finden, über die Zusatzmodule mit der Elektronik des Smartphones verbunden werden.
Eine identische Kontaktleiste ist auch auf der Rückseite des Hasselblad-Moduls zu finden.
Oben auf der Rückseite des Moduls (im Bild links) ist eine gepolsterte Aussparung zu sehen. Sie schützt das Objektiv der eingebauten Kamera.
Mit aufgestecktem Kameramodul und ausgefahrenem Objektiv ist das Kombipaket schon weit dicker als das Handy selbst, aber immer noch tragbar.
Das schwedische Unternehmen legt offenbar Wert darauf, dass klar sichtbar wird, wessen Schöpfung das Modul ist.
Hasselblads Foto-App bietet nicht sonderlich viele Voreinstellungen. Fotobegeisterte Nutzer können hier aber beispielsweise einstellen, dass Aufnahmen in dem zur Nachbearbeitung gut geeigneten Raw-Format gespeichert werden sollen.
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