
Wearables Google kündigt Android für Datenbrillen und Smartwatches an
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Austin/Hamburg - Google-Manager Sundar Pichai hat ein Talent dafür, wichtige Ankündigungen scheinbar beiläufig zu machen. Ende Februar stellt er bei einem Gespräch auf dem Mobile World Congress fast nebenbei klar, dass sein Unternehmen nie ein Angebot zur Übernahme der Chat-App WhatsApp gemacht habe. Jetzt hat er auf dem SXSW-Festival ähnlich beiläufig erklärt, dass Google seinen Wirkungsbereich bald auf Geräte ausdehnt, die man am Körper trägt.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion kündigte Pichai ein Software-Paket an, mit dem Entwickler das Android-Betriebssystem für sogenannte Wearables anpassen können. Das Software Developers Kit (SDK) würde es Hardware-Herstellern beispielsweise ermöglichen, Smartwatches oder Datenbrillen mit einem angepassten Android-System zu bestücken. Bereits in zwei Wochen soll die Entwickler-Software veröffentlicht werden.
Mit diesem Schritt tritt der amerikanische Konzern in einen hart umkämpften Markt ein. Wearables gelten als das nächste große Ding, nachdem die Wachstumsraten im bisher boomenden Smartphone-Markt zurückgehen. Auf der Hightech-Messe CES im Januar waren Smartwatches, Datenbrillen und Fitness-Tracker ein wichtiger Trend.
Einige dieser Geräte werden schon heute mit Android-Varianten betrieben. So arbeitet die italienische I'm Watch ebenso mit Android wie die erste Version der Samsung Galaxy Gear. Allerdings handelt es sich dabei um von den Unternehmen selbst gestrickte Varianten, die mit nichts außer sich selbst kompatibel sind und die verhältnismäßig viel Programmieraufwand erfordern. Googles SDK könnte es auch kleineren Firmen ermöglichen, Android für derartige Geräte zu verwenden und die Software zu standardisieren. Zudem dürfte die Entwicklung damit beschleunigt werden.
Fitness-Tracker sind nur der erste Schritt
Bei Smartwatches und -brillen will es Sundar Pichai allerdings nicht belassen. Auch Fitness-Tracker könnten künftig mit einem Google-Betriebssystem bestückt werden. Das SDK für Wearables sei ein erster Schritt in diese Richtung. Künftig soll es eine ähnliche Software leicht machen, Android auf allen Arten von Geräten laufen zu lassen, die mit Hilfe von Sensoren die Umwelt oder ihren Anwender vermessen. Fitness-Tracker seien nur ein erster Schritt auf diesem Weg.
Außerdem hoffe er, dass Android in den kommenden Jahren in vielen Autos zu finden sein wird, sagte Pichai. Im Januar hatte Google mit mehreren PKW-Herstellern, darunter Audi, eine Allianz zur Integration von Android in Autos gegründet. Apple zog Anfang März nach und kündigte CarPlay an, eine iOS-Variante für den Betrieb in Fahrzeugen.
Alles mit allem vernetzt
Die Motivation hinter Googles neuen Initiativen ist klar: Indem der Konzern es leicht macht, Wearables und Autos mit Android auszustatten, schafft er automatisch auch Verbindungen zwischen diesen Geräten sowie Android-Smartphones und -Tablets. Auf diese Weise erweitert der Konzern seine Reichweite und könnte noch mehr darüber erfahren, was seine Kunden tun und was sie interessiert. Daten, die genutzt werden können, um Werbung besser und zielgerichteter zu platzieren - ein gewichtiges Argument für ein Unternehmen, das sich fast ausschließlich über Werbung finanziert.
Dazu, wann die ersten Wearables mit Android OS auf den Markt kommen, sagte Google-Manager Pichai auf der SXSW nichts. Seit Februar kursieren allerdings Gerüchte, denen zufolge Google auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz Google IO eine eigene Smartwatch zeigen will. Im Juni könnte es also so weit sein.
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Google-Manager Sundar Pichai: Auf dem SXSW-Festival kündigte er eine Software an, mit der Entwickler das Android-Betriebssystem für sogenannte Wearables, also etwa Smartwatches, nutzen können.
Feldversuch: Eine mögliche Anwendung für die neue Google-Software wären Datenbrillen. Googles Glass etwa läuft bereits mit Android.
Umständlich: Samsungs erste Version der Smartwatch Galaxy Gear lief noch mit einen Android-System, das die Koreaner angepasst hatten. Die neue Samsung Gear hingegen wird von der Android-Alternative Tizen gesteuert.
Kein Standard: Auch die italienische I'm Watch wird mit Android betrieben. Allerdings arbeitet hier eine Variante des Google-Betriebssystems, die nur mit sich selbst kompatibel ist.
Schon da: Auch Sonys Smartwatch SW2 ist mit einer Variante des Android-Betriebssystems bestückt.
Fitness-Tracker: Geräte, die mit Hilfe von Sensoren die täglichen Aktivitäten ihres Trägers aufzeichnen, gehörten zu den großen Trends der CES 2014.
Fitness-Tracker Fitbit: Allen diesen Geräten ist gemein, dass man sie mit einem Smartphone oder PC verbinden muss, um die gesammelten Daten auslesen und auswerten zu können. Ein gemeinsames Android-Betriebssystem könnte diesen Schritt vereinfachen - innerhalb der Android-Welt.
Android kommt auf die Straße: Auch in Autos sollen die großen Smartphone-Betriebssysteme bald zu finden sein. Sowohl Google als auch Apple sind dazu Kooperationen mit verschiedenen PKW-Herstellern eingegangen.
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