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Google Maps Navigation: Gratis-Navi für Android-Handys

Handy-Navigation Google zeigt Deutschland den Weg

Es hat ein wenig gedauert, aber jetzt ist es soweit: Google führt auch in Deutschland seine Navigationssoftware Google Maps Navigation ein. Seit Mittwoch ist die Software als Download verfügbar, kostenlos und nur für Google-Handys - zumindest bisher.

Darauf dürften Besitzer von Google-Handys sehnlich gewartet haben: Die Handy-Navigationssoftware Google Maps Navigation ist endlich auch in Deutschland verfügbar, ab sofort und kostenlos. Mehr als ein halbes Jahr hat es gedauert, die Software an hiesige Verhältnisse anzupassen. Das Resultat kann sich sehen lassen.

Bereits Ende Oktober hatte Google seine Navi-Software in den USA eingeführt. Das erste Handy, das damit ausgeliefert wurde, war Motorolas Droid. Es war das erste Gerät auf dem die Android-Version 2.0 installiert war, wurde zu einem Kassenschlager - das dürfte an der Kombination aus Android 2.0 und Navigation gelegen haben. Hierzulande wird es unter dem Namen Motorola Milestone verkauft. Mittlerweile liefert Google bereits Android 2.1 aus, Version 2.2 wird gerade getestet.

Diese sei auch die Voraussetzung, um Google Spracheingabetechnologie beim Navigieren zu benutzen, erklärte am Mittwochmorgen noch Wieland Holfelder, Leiter des Google Entwicklungszentrums in München, und wurde flugs von einem Google-Sprecher korrigiert. Noch während Wieland im Flugzeug saß, habe das Entwicklungsteam die Arbeiten an einer Anpassung der Technik an ältere Handys abgeschlossen. Eben deshalb sei die Navi-Software samt Spracheingabe auf allen Handys nutzbar, auf denen mindestens Android 1.6 installiert ist.

Bitte sprechen Sie hochdeutsch

Das bedeutet gleichzeitig, dass auch Googles Sprachsuche auf solchen Geräten nutzbar ist. Und nicht nur das, auch mit einem iPhone, einem Blackberry oder einigen Nokia-Handys kann man Googles Index jetzt per Sprachbefehl durchsuchen. Dazu muss nur die entsprechende Google-App heruntergeladen werden. Künftig kann man die Suchmaschine dann mit Sätzen wie "Wie viel Monde hat der Saturn?" füttern. Die Spracherkennung arbeitet dabei meist sehr sauber und kommt nur selten aus dem Tritt - dann aber richtig. Aus einen gesprochenen "Drei" machte die Software beim ersten Test zum Beispiel gern das englische "Drive".

Doch solche Fehltritte scheinen die Ausnahme zu sein. Ansonsten nämlich versteht sich die Spracherkennung sogar darauf, aus mehreren Sprachen zusammengesetzte Sätze zu entschlüsseln. So werden fremdsprachige Fachbegriffe zielsicher erkannt und nicht versuchsweise eingedeutscht. Und auch ungewöhnlich lange Begriffe werden erkannt, wie Holfelder mit dem Wort "Berufsfahrerqualifikationsgesetz" sehr plastisch demonstrierte. Das einzige, womit die Software noch Schwierigkeiten hat, sind ausgeprägte Dialekte, wie sie etwa in Niederbayern oder Dithmarschen gesprochen werden. Aber daran arbeite man schon, so Holfelder.

200 Kilobyte pro Tour

Beim Navigieren hilft die neue Spracheingabe ungemein, weil man die Hand nicht vom Lenkrad nehmen muss, um ein Ziel einzugeben. Ähnliche Technik kommt auch in hochwertigen Navigationsgeräten zum Einsatz. Was allerdings die wenigsten Navis beherrschen, ist die Verwendung der Google-Suche, um Zieladressen zu finden. Bei Google Maps reicht es, einen Begriff wie "Freibad" einzugeben, um einen Liste passender Ziele präsentiert zu bekommen, die man dann nur noch auswählen muss.

Und auch was das Kartenmaterial angeht, geht Google einen anderen Weg als die Navi-Hersteller. Während die digitale Karten gigabyteweise in den Speicher ihrer Geräte stopfen, lädt Google stets nur jenen Teil der Karte aus dem Internet, der gerade benötigt wird. Befürchtungen, dadurch würde das Limit der Mobilfunk-Daten-Flatrate, die man für sein Handy gebucht hat, sofort aufgefressen, wischt Google-Entwickler Holfelder beiseite. Rund 200 Kilobyte Daten würden für einen durchschnittliche Strecke ausreichen, und die seien schon nach wenigen Sekunden in den Speicher des Handys geladen. Danach könne man sogar die Datenverbindung kappen und könne trotzdem weiter navigieren. Nebenbei wird es bei derart überschaubaren Datenmengen sogar denkbar, die Navigationsfunktion auch im Ausland zu nutzen, teuren Roaming-Tarifen zum Trotz.

Verkehrsinfos ja, automatische Stau-Umfahrung nein

Was Googles Navigationsfunktion dagegen mit üblichen Navis gemein hat, ist die Möglichkeit, die Kartenansicht von einer geneigten Perspektive in eine nach Norden ausgerichtete senkrechte Aufsicht umzuschalten oder sich gar eine Satellitenansicht der Umgebung aufs Display zu laden. Sogar Googles Streetview lässt sich nutzen, jedenfalls dort, wo es bereits angeboten wird. In Deutschland also nicht.

Darüber hinaus hat Google auch Verkehrsinformationen in seinen Navi integriert. Mit unterschiedlichen Farben (Grau, Gelb, Rot) wird angezeigt auf welchen Abschnitten der Strecke der Verkehr problemlos fließt, ins Stocken kommt oder sich staut. Die dafür nötigen Verkehrsdaten werden unter anderem aus den Bewegungen von Google-Usern im Verkehr, die dieser Nutzung ihrer Daten zugestimmt haben, erfasst. Eine ähnliche Technik verwendet beispielsweise auch TomTom bei seinen Geräten, nennt es dort HD Traffic. Während man einen Tomtom allerdings so einstellen kann, dass er im Falle eines Staus automatisch eine bessere Route sucht, muss man diesen Part beim Google-Handy noch von Hand ausführen.

Gratis ist generell gut

Solchen Vergleichen, das ist klar, muss sich Googles Navigationslösung in Zukunft stellen. Denn während Apple, RIM, Nokia und nun auch noch Google sich mit ihren GPS-Handys und Navigationssoftware als Alternative zu teuren GPS-Navis aufstellen, rüsten auch die Navi-Hersteller nach. Tomtom etwa bietet bereits einige Geräte an, die via Datennetz ebenfalls Ziele per Google-Suche ausfindig machen können.

Interessant wird nun die Beobachtung sein, ob der Gratis-Navi die Popularität von Android-Handys in Deutschland erhöhen kann. Nokia jedenfalls hat offenbar deutlich davon profitiert, seine bislang kostenpflichtige Navigationsfunktion jedermann gratis anzubieten.

Fehlt eigentlich nur noch Apple. Aber auch dieses Problem könnte Google lösen. Denn grundsätzlich, dazu hat sich Google bekannt, soll jede Google-Software möglichst auf allen Plattformen verfügbar sein. Dass es Google Maps Navigationen auch für andere Plattformen geben könnte, will Entwicklungsschef Holfelder jedenfalls nicht ausschließen. Und da stünde das iPhone sicher oben auf der Liste.

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