iBooks 2 Apple geht in die Schule

iBooks-Store auf dem iPad: Demnächst voller Lehrbücher?
New York - Bereits heute, erklärte Apple-Manager Phil Schiller bei einer Pressekonferenz in New York, seien weltweit 1,5 Millionen iPads zu Bildungszwecken im Einsatz. Doch diese Zahl will der Konzern mit dem Apfel offenbar massiv vergrößern. Schiller und ein weiterer Apple-Mitarbeiter stellten zwei Produkte vor, mit denen Apple in den Schulbuchmarkt eindringen will: iBooks 2 für das iPad und eine Software namens iBook Author für Mac-Rechner.
Schon heute gebe es 20.000 Apps mit Bildungsinhalten für Apples Tablet, sagte Schiller, etwa eine, mit der man virtuell eine Vivisektion an einem Frosch durchführen kann. Überhaupt sei das iPad Lehrbüchern überlegen: Leichter, robuster, interaktiv, mit Suchfunktion, das könnten Schulbücher nicht. Dafür brauchen sie allerdings auch keinen Strom.
Die neuen Apple-Lehrbücher sollen interaktiv und multimedial sein, viele Merkmale bieten, die man heute von Web-Seiten kennt - etwa die Möglichkeit, Begriffe aus dem Text sofort in einem eingebauten Glossar nachzuschlagen. Mit 3-D-Grafiken und Intro-Filmen für einzelne Kapitel sollen Netz-verwöhnte Schüler und Studenten bei der Stange gehalten werden. Aber natürlich sollen die Apple-Lehrbücher auch weiterhin Text enthalten. "Die Autoren sind völlig frei, was Text und Grafik angeht." Am Ende der Buchkapitel seien interaktive Quiz-Elemente eingeplant - ein Beispiel wurde auch demonstriert, ein Foto-Quiz. Es gehe um "sofortiges Feedback".
Mit diversen Verlagen verbündet
Textpassagen ließen sich mit Handbewegungen auch markieren, der Nutzer könne sich jederzeit Notizen machen. "Ihr Finger ist immer auch ein Textmarker. Wenn Sie eine Notiz machen wollen, tippen Sie einfach den Bildschirm an." Eine ähnliche Funktionalität bieten E-Book-Reader wie Amazons Kindle ebenfalls. In Apples Schulbüchern aber sollen Notizen und markierte Passagen automatisch auf virtuelle Karteikarten übertragen werden, für die Abfrage später.
Kaufen können soll man die neuen Bücher - zunächst für den englischsprachigen Markt - im iBook-Store. Dort gibt es künftig die neue Kategorie "Textbooks" (Lehrbücher). Die Bücher sollen dort 14,99 Dollar "oder weniger" kosten. Schiller verkündete auch Allianzen mit diversen großen Lehrbuchverlagen, darunter Pearson und McGraw Hill. Eine Reihe schon jetzt angebotener neuer Multimediabücher wurde vorgestellt.
Präsentiert wurde auch eine neue Anwendung: iBooks Author für den Mac. Darin gibt es Vorlagen für bestimmte Unterkategorien, etwa Mathematikbücher oder solche über Naturwissenschaften. Die Software vermählt Eigenschaften von Präsentations-, Textverarbeitungs und Multimediaprogrammen und soll so relativ einfach erlauben, multimediale Lehrbücher zu erstellen. Im Grunde erinnert die Funktionalität stark an die von Web-Seiten-Baukästen.
Zusätzlich wurde ein Werkzeug für Lehrer und Professoren vorgestellt, eine neue App für Apples bereits bestehendes Bildungsprogramm iTunes U (für University). Damit sollen Lehrkräfte leichter Stunden- und Lehrpläne zusammenstellen, Prüfungen und Unterricht organisieren können. Bislang sei dieses Programm für Universitäten reserviert gewesen, nun aber könnten auch Lehrer darauf zugreifen, kostenlos. Diverse Colleges, so Schiller, setzten das System bereits ein.
Für Unternehmen, die ihre Dienste zum Erstellen interaktiver Bücher für Tablets und Computer anbieten, dürften all das schlechte Nachrichten sein - plötzlich ist in ihrer Mitte ein äußerst mächtiger Wettbewerber aufgetaucht.
Für Apple dagegen ist der Schritt in die Schulen und Universitäten ein logischer: Mit der neuen Herstellungs-Software sollen Autoren und Verlage dazu gebracht werden, in großem Stil Inhalte fürs iPad zu produzieren, was wiederum dazu führen soll, dass Schüler und Lehrer sich lieber auf das Tablet verlegen, als mit schweren Bücherstapeln zu hantieren. Geht die Rechnung auf, könnte der Bildungsmarkt dem Konzern gewaltige Umsatzzuwächse bescheren. Der Kampf um die Digitalisierung des Unterrichts aber hat gerade erst begonnen - und andere Marktteilnehmer wie Amazon werden um ihr Stück von dem gewaltigen Kuchen kämpfen.