Ikea Symfonisk Rahmen im Test Hier fällt die Musik aus dem Rahmen

Ikea Symfonisk Rahmen: Dass aus dem Bilderrahmen ein Kabel hängt, ist Ihnen gar nicht aufgefallen, oder?
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Die neuen Lautsprecherboxen, die der schwedische Möbelkonzern Symfonisk Rahmen nennt, sind typisch Ikea. Das fängt schon bei der Aufbauanleitung an, die mit vielen Bildern und wenig Text zu erklären versucht, wie man ein Bild, das eine Steckdose braucht, an die Wand hängt. Denn das ist das Grundprinzip: Der Rahmen soll aussehen wie ein Bild, aber klingen wie eine Lautsprecherbox. Ob man ihn dazu wirklich an die Wand hängt oder nur gegen die Wand lehnt, ist dabei egal, für das eine liegen Halterungen bei, für das andere Gummischoner. Man will ja nicht, dass die billigen Boxen das teure Parkett ankratzen.
Bei der Wahl der Wand, an die man ihn hängt oder stellt, sollte man das optische Ergebnis in Betracht ziehen. Denn wie ein Bild wirkt Ikeas Lautsprecher nur, wenn man frontal auf ihn schaut. Sobald man ihn seitlich betrachtet, fällt auf, wie dick er eigentlich ist. Sechs Zentimeter misst das Gehäuse von der Leinwand bis zum Rücken und ist damit viel tiefer als beispielsweise ein moderner Fernseher. Tiefer als ein herkömmlicher Bilderrahmen ist er sowieso. Aber das kann durch eine geschickte Platzierung kaschiert werden.

Von der Seite gesehen offenbart sich der Aufbau des Symfonisk Rahmen
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELKunststoff am Bau
Dass das Gehäuse der Symfonisk Rahmen aus Kunststoff hergestellt wird, ist eine im Musikbereich ungewöhnliche Wahl. Lautsprecherboxen werden normalerweise aus Materialien hergestellt, die möglichst verwindungssteif sind, also nicht vibrieren, wenn die Lautsprecher anfangen, Luft in Schwingungen zu versetzen. Häufig werden sogenannte MDF-Platten, die aus verklebten Holzfasern bestehen, verwendet, manche Enthusiasten schwören auf Beton als Boxenbaustoff. Aber das wäre für eine Box, die an der Wand hängen soll, aus naheliegenden Gründen unpraktisch.

Alles Plastik, bis auf das Smartphone
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELDas Plastikgehäuse der Symfonisk Rahmen versucht da offenbar einen Kompromiss zu finden. Es ist zwar aus Kunststoff, lässt sich aber auch mit großem Kraftaufwand nicht eindrücken. Trotzdem hege ich den Verdacht, dass es leichter in Schwingungen zu versetzen ist als ein Gehäuse aus MDF.
Sonos Inside
Für den Sound der Symfonisk Rahmen ist in erster Linie die US-Firma Sonos zuständig, die seit fast zwei Jahrzehnten vernetzte Musiksysteme entwickelt. Zwei Lautsprecher aus eigener Produktion hat das Unternehmen in Ikeas Kunststoffgehäuse eingebaut, einen Mitteltieftöner und einen Hochtöner. Zu sehen ist davon aber normalerweise nichts, dafür sorgt der auswechselbare Frontbezug, das Bild also. Das ist der Sinn dieser Bauweise.

Unter dem aufgesteckten Bild offenbart sich das wahre Wesen der Symfonisk Rahmen
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELZum Start bietet Ikea ein Dutzend unterschiedlicher Motive zum Aufstecken an, die jeweils 30 Euro kosten. Im Laufe der Zeit dürfte die Auswahl aber größer beziehungsweise alte Motive durch neue ersetzt werden. So hat man im Laufe der Zeit die Möglichkeit, ein Bild, dessen man überdrüssig geworden ist, durch ein anderes zu ersetzen. Nur eigene oder anderswo gekaufte Bilder lassen sich nicht ohne Weiteres einsetzen, da diese auf einen speziellen Kunststoffrahmen aufgezogen werden müssen. Der Konzern gibt sich aber offen für Drittanbieter, die die Auswahl durch eigene Angebote erweitern wollen. Noch gibt es so etwas jedoch nicht.

Das Motiv des Bilderrahmens lässt in Sekunden auswechseln
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELWer nicht nur den Augen, sondern den Ohren etwas Gutes tun will, nutzt die Möglichkeit, die Lautsprecher über die True-Play-Funktion an die Akustik des jeweiligen Raumes anzupassen, was den Sound deutlich aufwertet. Wie bei Sonos-Produkten üblich, ist das nur mit iPhones und iPads möglich, weil deren Mikrofone standardisiert sind. Für Android-Smartphones gibt es keine solchen Standards, weshalb man True Play in der Sonos-App für Android zwar ein- und ausschalten kann, sofern es zuvor mit einem Apple-Gerät kalibriert wurde, es jedoch nicht kalibrieren kann. Im Zweifel sollte man bei Freunden, Nachbarn oder Verwandten um Hilfe dabei bitten, es lohnt sich.
Ansonsten bietet die Sonos-App, mit der die Lautsprecher gesteuert werden, hier den bekannten Umfang: Mann kann Musikdienste wie Spotify, Amazon Prime Music und Apple Music, Internetradio und auch Sonos eigenes Streamingangebot darüber nutzen. Kauft man gleich zwei Rahmen, lassen sich die per App zu einem Stereopaar verknüpfen – und wenn man noch mehr davon anschafft oder womöglich Sonos-Lautsprecher besitzt, kann man diese synchron mit den Ikea-Lautsprechern Musik oder Radio abspielen lassen.
Der Sound
Beim Musikhören zeigt sich, dass die Symfonisk Rahmen für ihre ungewöhnliche Bauform einen erstaunlich guten Klang hervorbringen. »Gut zu hören« ist eine Beschreibung, die zu diesen Lautsprechern passt, denn Musik klingt »gut« und Sprache ist gut zu verstehen. Man bekommt einen guten Alltagssound geboten. Mitten und Höhen werden gut abgebildet und auch Bässe sind angesichts der geringen Gehäusetiefe erstaunlich präsent und voll. Kompliment an Sonos!
Druckvoll sind die Lautsprecher indes nicht. Während der Tieftonbereich bei vielen Songs gut abgestimmt wiedergegeben wird, wundere ich mich, dass manche Bassfrequenzen von den Symfonisk Rahmen nur schwach wiedergegeben werden. In Beyoncés »Daddy Lessons (feat. Dixie Chicks)« etwa geht der nach dem Bläserintro eigentlich vehement einsetzende Bass fast vollkommen verloren, während die gleichzeitig trommelnde Bassdrum gut zu hören ist.
Klanglich sind Ikeas Lautsprecherboxen eher Convenience als Gourmetküche, fast so wie Tiefkühlpizza: günstig und einfach, aber nicht so gut wie im Restaurant.
Durchdachte Details

Dem Kabelchaos hat Ikea einen Unterschlupf gebaut
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELDer Aufbau des hinteren Gehäuses ist durchdacht und funktionell. Für das Stromkabel sind diverse Durchlässe vorgesehen, sodass man es hinter dem Gerät herausführen kann, ohne dass es dabei zwischen Wand und Bilderrahmen eingeklemmt wird. Zudem befindet sich auf der Rückseite ein großes Fach, in dem man nicht gebrauchte Kabellänge verstauen kann. Das Kabel selbst ist 3,5 Meter lang. Sogar an Halterungen für die Gummischoner wurde gedacht. Weil man die nicht braucht, wenn der Rahmen an einer Wand hängt oder auf einem Teppich steht, gibt es zwei Aufbewahrungsplätze dafür auf der Rückseite. So sind sie schnell zur Hand, sollte man das Lautsprecherbild doch einmal woanders aufstellen wollen.
Fazit
Die Idee, einen Lautsprecher als Bild zu kaschieren, ist prima. Der Gedanke, das zusammen mit Sonos zu machen, auch. In der Umsetzung von Ikea muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass man es hier mit einem günstigen Massenprodukt zu tun hat. Um einen Preis zu erreichen, der viele anspricht – die Symfonisk Rahmen kosten 179 Euro –, müssen Kompromisse gemacht werden, und die kann man hören.
Wer nicht hinter die Kulissen schaut und kein Hi-Fi-Gourmet ist, muss sich davon nicht stören lassen. Die Symfonisk Rahmen sind Lautsprecher für Leute, die eigentlich keine Lautsprecher haben wollen, aber trotzdem Musik hören wollen. Für diese Kundschaft bietet Ikea einen guten Rahmen. Und der klingt dann auch gut genug.