Apple-Tablets im Vergleich So finden Sie das iPad, das zu Ihnen passt

Von links nach rechts: iPad Pro 12,9, iPad Air (5), iPad und iPad mini
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Am dritten April wird das iPad zwölf Jahre alt. Einen Tag nach dem Verkaufsstart in den USA schrieb unser US-Korrespondent Marc Pitzke über das neuartige Gerät, es sei »schwerer als erwartet«, immerhin brachte es 680 Gramm auf die Waage. Nach diesem ersten Tag mit Apples Tablet-Computer sagte er aber auch: »Es ist völlig überflüssig – doch nach wenigen Minuten will man ohne es nicht mehr leben.«
Mit diesem Urteil ist mein Kollege offensichtlich nicht allein. Zahlen der Marktforscher von IDC zufolge ist der US-Konzern mit weitem Abstand Tablet-Marktführer. Apple tut viel dafür, um diese Position zu halten. Mittlerweile bietet der Konzern vier verschiedene Baureihen seiner Flachcomputer an. Da ist es gar nicht so leicht, sich für ein Modell zu entscheiden.
Allein bei den Bildschirmen hat man die Wahl zwischen 8,3 Zoll, 10,2 Zoll, 10,9 Zoll, 11 Zoll und 12,9 Zoll. Die Chips liefern enorm unterschiedliche Leistung, reichen vom A13 des iPhone 11 bis zum M1, der auch im MacBook Air, dem MacBook Pro und dem iMac steckt.

Vier iPads, drei verschiedene Anschlüsse: Thunderbolt, USB-C und Lightning
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELHinzu kommen verschiedene Kameras, unterschiedliche Anschlüsse, ebenso unterschiedliche Digitalstifte, etliche Speichervarianten. Außerdem natürlich die Frage, ob es reicht, wenn das iPad ins WLAN kommt, oder ob es auch unterwegs via Mobilfunk online sein soll. Und wenn ja: Reicht LTE oder soll es lieber 5G sein? Und schließlich die Frage aller Fragen: Was darf das kosten?
Im folgenden Text versuchen wir, all diese Fragen zu beantworten.
iPad

So sieht das iPad aus (9. Generation)
Das Grundmodell der iPad-Serie liefert Apple mittlerweile in der neunten Generation – und das sieht man ihm auch an. Als einziges neueres Apple-Tablet steckt es noch in einem Gehäuse mit nach hinten abgerundeten Kanten, als einziges hat es den Fingerabdrucksensor »Touch ID« noch auf der Oberseite und als einziges wird es noch über eine Lightning-Buchse aufgeladen. Der Smart-Connector an der Seite passt auch zu manch älterem Zubehör.
Es ist auch das einzige aktuelle Apple-Tablet, auf dessen Bildschirm man noch mit dem »alten« Apple Pencil (99 Euro) schreiben und zeichnen kann, und das einzige, das sich mit Lightning-Zubehör verbinden lässt.

Manchmal etwas sperrig: Zum Aufladen wird der Apple Pencil der ersten Generation in die Lightning-Buchse gesteckt
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELGegenüber früheren Modellen ist der Bildschirm marginal von seinerzeit 9,7 Zoll (ca. 25 cm) auf 10,2 Zoll (ca. 26 cm) vergrößert worden. Was ihn von moderneren Modellen unterscheidet, ist der dicke Rahmen. Das Display selbst ist aus heutiger Sicht noch gut, liefert kräftige Farben und gute Kontraste, spiegelt aber sehr. Der A13-Chip läuft mit dem aktuellen iPadOS 15.4 prima. Er dürfte allerdings der Grund werden, weshalb dieses Modell zwei Jahre früher von iPadOS-Updates ausgeschlossen wird, als jene mit aktuellen Chips wie dem A15 und dem M1.
Für wen ist das? Selbst in der günstigsten Variante ist das iPad noch genau das: ein iPad, auf dem iPad-Apps laufen. Komplexe Apps mit Augmented Reality brauchen etwas länger, aber damit kann man leben. Wer das iPad mit Mobilfunkanbindung kauft, zahlt dafür 140 Euro Aufpreis, bekommt aber nur LTE. Beim Speicher hat man nur die Wahl zwischen mageren 64 Gigabyte (GB) und 170 Euro teureren 256 GB.
Unsere Empfehlung: Das iPad (9) ist Apples Tablet für Pragmatiker und in der kleinsten Variante für 379 Euro genau richtig. Investieren Sie statt in Mobilfunk oder Speicher lieber in ein Smart Keyboard (179 Euro). Dann wird das preiswerte Tablet zum günstigen und leichten Notebook.
iPad mini 6

So sieht das iPad mini aus (6. Generation)
Das mini unter den iPads hat mich zunächst ratlos gemacht: Wofür sollte dieses Ding gut sein? Zumal es zwar kleiner ist als das iPad, zugleich jedoch deutlich teurer. Für den Preisunterschied gibt es aber viele Gründe.
Zum einen ist der Bildschirm zwar kleiner. Mit 2266 × 1488 Pixel aber hat er eine höhere Auflösung als der des iPad. Zum anderen kann er den sogenannten P3-Farbraum anzeigen, der mehr und damit realistischere Farben ermöglicht. Und er hat eine Antireflex-Beschichtung. Die Kombination dieser Eigenschaften sorgt für ein deutlich klareres, schärferes Bild mit weniger störenden Reflexionen als beim iPad.
Als Antrieb dient derselbe A15-Chip wie im iPhone 13 Pro, das iPad mini wird also ebenso lange mit iPadOS-Updates versorgt wie das iPhone 13 Pro. Auch hier kann man gegen 170 Euro Aufpreis ein Modell mit Mobilfunkanbindung bekommen, beim mini beherrscht diese auch 5G. Wer auf dem Bildschirm schreiben oder zeichnen will, kann für 135 Euro den Apple Pencil der zweiten Generation hinzukaufen. Eine Tastatur bietet Apple nicht an, da muss man auf Zubehör von Drittanbietern ausweichen. Es gibt nur zwei Speichervarianten: 64 GB und 256 GB.

Weil der Rahmen um den Bildschirm kleiner ist als beim Standard-iPad, wurde der Fingerabdrucksensor auf die Seite verschoben
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELWas das mini attraktiv macht, ist am Ende die Kombination aus reichlich Leistung, einem guten Bildschirm, 5G und dem kompakten Format. Ohne Schutzhülle passt es sogar in eine große Jackentasche. So ist es das beste iPad für unterwegs – beispielsweise als Mini-TV auf einem Economy-Flug, als Luxus-Navi im Auto oder als digitaler Pilotenkoffer im Kleinflugzeug.
Für wen ist das? Jedenfalls nicht für die Kleinsten, auch wenn es so klein ist. Aufgrund der Auswahl an Gehäusefarben könnte man das mini als Fashion-Statement sehen. Mit seinem Mix aus Leistung und Funktionen empfiehlt es sich aber eher als Profi-Gerät. Oder wie wäre es mit einer Kombination aus iPad mini und billigem Klapphandy? Das iPad könnte man fürs alles nutzen, was mit dem Internet zu tun hat, das Handy fürs Telefonieren.
Unsere Empfehlung: Weil es so klein und mit knapp 300 Gramm auch leicht ist, sollte man zur Mobilfunkversion greifen, mit der man immer und überall – außer in Funklöchern – online ist. In der Regel genügt die 64-GB-Variante. Wer aber beispielsweise viele digitale Karten auf dem Gerät speichern will, sollte die Vollausstattung mit 256 GB Speicher wählen. Mit 899 Euro ist die aber schmerzhaft teuer.
iPad Air

So sieht das iPad Air aus (5. Generation)
Mit dem iPad Air der fünften Generation hat Apple gerade eine Lücke geschlossen, die bisher zwischen dem iPad mini und den Pro-Modellen klaffte. Während das iPad mini und die Pro-Modelle schon mit dem M1-Chip bestückt waren, lief im iPad Air (4) noch ein alter A14-Chip. Das neue Modell wird nun mit dem M1-Chip sowie optional mit 5G-Mobilfunk angeboten und hat eine neue Frontkamera.
Statt 7 Megapixel hat die nun 12 Megapixel und vor allem den sogenannten Folgemodus. So nennt Apple die Möglichkeit, dass die Kamera – obwohl unbeweglich – in Maßen der Person vor der Kamera folgt, wenn diese sich vor dem iPad im Raum bewegt. Ein hübscher Effekt.
Die Leistung des M1 macht das Air zum Arbeitstier. Für die meisten Tablet-Aufgaben ist es vollkommen übermotorisiert. Der Chip gibt der Nutzerin oder dem Nutzer aber zum einen die Sicherheit, auch in ein paar Jahren noch für dann neue, womöglich mehr Rechenkraft fordernde Apps gerüstet zu sein. Zum anderen kann man erwarten, dass das iPad Air mit dem M1-Chip genug Leistung für die nächsten circa sechs großen iPad-OS-Updates hat.
Diese erwartbare hohe Lebensdauer des Geräts relativiert auch seinen hohen Preis. Schon das günstigste Modell kostet mit 64 GB Speicher 679 Euro, fast doppelt so viel wie ein iPad ohne »Air«. Neben dem schnellen M1-Chip bekommt man dafür ein sichtbar besseres Display mit denselben Eigenschaften wie beim iPad mini. Hier ist er aber 10,9 Zoll (ca. 28 cm) groß.

Der Pencil der zweiten Generation wird magnetisch am Gehäuse gehalten und dort kabellos aufgeladen
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELEbenso hat das neueste iPad Air, wie das mini auch, statt einer Lightning-Buchse einen USB-C-Anschluss. An den kann man nicht nur allerlei Ladegeräte anstecken, sondern beispielsweise auch Monitore, Netzwerkkabel oder etwa Digitalkameras und Speicherkarten-Lesegeräte. Wenn man dafür Verwendung hat und den Aufpreis nicht scheut, lässt sich auch der Apple Pencil der 2. Generation verwenden.
Für wen ist das? Wenn Sie mit dem iPad in ersten Linie Filme schauen, E-Mails lesen und im Web surfen, brauchen Sie kein iPad Air – außer, Sie haben zu viel Geld. Das Air ist Apples Tablet für Leute, die damit arbeiten wollen. Für Hobbyfotografen etwa, die Fotos von der Spiegelreflexkamera direkt aufs iPad laden und dort bearbeiten wollen. Oder für Musiker, die mit Apps wie GarageBand, Sampletank und Cubasis LE 3 Songs skizzieren. Interessant sein könnte das Gerät zudem für Studierende, die es mit Tastatur und Stift als Gerät für alles benutzen und darauf Hausarbeiten schreiben, in Vorlesungen Notizen machen und abends Netflix schauen.
Das empfehlen wir: Wer Fotos oder Filme auf dem iPad Air speichern und bearbeiten will oder darauf eine große Musiksammlung verwaltet, muss den hohen Aufpreis (170 Euro) für die Version mit 256 GB in Kauf nehmen. Die 5G-Variante braucht nur, wer weitab von Heimnetz, Firmennetz oder Campus unterwegs ist. Sinnvoller ist oft eine Tastatur. Apples günstigste Variante ist das Smart Keyboard Folio für 199 Euro. Noch etwas schicker und robuster, mit 339 Euro aber kostspielig, ist das Magic Keyboard. Auf beiden kann man auch längere Text bequem tippen. Wer oft Fotos bearbeitet, sollte sich den Apple Pencil 2 (135 Euro) gönnen.
iPad Pro

So sieht das iPad Pro aus (12,9-Zoll-Modell)
Auch wenn es so scheinen mag: Die beiden iPad-Pro-Modelle mit 11-Zoll- respektive 12,9-Zoll-Display sind nicht nur für Profis interessant. Wer sich etwa für ein iPad Air mit 256 GB (ab 849 Euro) interessiert, muss nur 30 Euro drauflegen, um stattdessen ein iPad Pro zu bekommen. Das hat dann zwar nur halb so viel Speicher, dafür aber ein paar andere Extras, die den Aufpreis rechtfertigen könnten.
Anders als die Displays der übrigen iPads, die auf 60 Bilder pro Sekunde festgelegt sind, schaffen die Bildschirme der iPad-Pro-Serie bis zu 120. Sie können die Bildwiederholfrequenz aber auch runterregeln, um Strom zu sparen. Apple nennt das Pro Motion.
Zudem haben die Pro-Modelle bessere Kameras im Rücken, nämlich eine 12-Megapixel-Weitwinkel- und eine 10-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera. Bequem fotografieren kann man damit zwar nicht, aber wenn es mal sein muss, werden die Bilder recht gut. Dabei hilft auch der Lidar-Scanner, der die Umgebung mit schwachem Laserlicht vermisst und der Kamera so helfen kann, besser zu fokussieren und das Motiv besser vom Hintergrund abzuheben. Zudem hilft er bei Apps und Spielen, die Augmented Reality nutzen. Die Frontkamera scheint mit der des iPad Air identisch zu sein, sie beherrscht auch den Folgemodus.
Und dann ist da noch der Thunderbolt-Anschluss, an den man etwa hochauflösende Bildschirme oder große Speichermedien anschließen kann. Profikram eben.
Profikram ist auch das noch einmal bessere Display des 12,9-Zoll-Modells, in dem Mini-LED-Technik steckt. Die sorgt mit ihren mehr als 10.000 winzigen LEDs dafür, dass der Bildschirm mit 1000 Nits fast doppelt so hell ist wie der in der 11-Zoll-Variante (600 Nits). Bei HDR-Filmen oder -Fotos kann es punktuell sogar 1600 Nits erreichen. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Bildqualität mit extremen Kontrasten. Zumindest, wenn man den Bildschirm sauber hält. Denn sonst legt sich Fingerschmutz wie ein diffuser Schleier über den Bildschirm.
Logisch, dass auch hier der M1-Chip eingebaut ist. Anders als bei den anderen iPads bietet Apple für die Pro-iPads aber eine große Auswahl an Speicherkonfigurationen an. Das fängt damit an, dass die Grundversionen mit 128 GB bestückt sind, was viel sinnvoller ist als die mickrigen 64 GB der anderen Modelle. Man kann aber auch 256 GB, 512 GB, 1 Terabyte (TB) und sogar 2 TB bestellen. Die Preise schießen dann freilich in die Höhe.
Für wen ist das? Nicht nur für Profis jedenfalls. Wie oben erwähnt bietet sich die kleine Variante des iPad Pro auch als Alternative zum iPad Air an. Die große ist dann schon Luxus, kann aber neben dem Notebook vielleicht auch den Fernseher ersetzen, zumal die vier Lautsprecher richtig gut klingen. Die Versionen mit viel Speicher richten sie an Fotografen und Filmer, die ihre Aufnahmen unterwegs sichten und bearbeiten wollen.
Das empfehlen wir: Wenn Sie von allem das Beste haben, aber nicht den höchsten Preis zahlen wollen, ist das iPad Pro 11 Zoll mit 256 GB Speicher für Sie richtig. Mit 989 Euro ist es aber kein Schnäppchen. Die Version mit 12,9 Zoll bleibt den Profis vorbehalten. Die sollten sich dann aber nicht scheuen, genügend Speicherplatz zu bestellen. Mit 1 TB und der 5G-Option kostet das große iPad Pro 2139 Euro, es ist dann aber auch eine mobile Workstation, die in die Sitztasche passt. Die Preise für Tastaturen und Stifte entsprechen denen des iPad Air (5).
Unser Spartipp
Wenn Sie jetzt Lust auf ein iPad bekommen haben, Ihnen angesichts der Preise aber die Haare zu Berge stehen: Wie wäre es mit einem gebrauchten Exemplar? Apple selbst bietet iPads auch in seinem Refurbished Store an. Viele dieser Geräte sind Retouren aus dem Onlineshop, alle wurden generalüberholt und gereinigt. Ähnliche Angebote gibt es auch bei Refurbed , Backmarket und Rebuy . Wenn es nicht das neueste Modell sein muss, kann man dort Schnäppchen entdecken.
Dabei gilt es aber mit Umsicht zu kaufen. Bei einem Modell von 2017 etwa kann man davon ausgehen, dass der Akku bald schlapp macht und womöglich ersetzt werden muss. So ein Kauf lohnt sich daher nur, wenn der Preis wirklich gut ist. Ansonsten empfiehlt sich der Gebrauchtkauf vor allem bei Geräten, die bis zu zwei Jahre alt sind, denn die haben noch reichlich Lebenszeit vor sich.