iPad2 im Kurztest Zauberbrett mit Schmutzschutz

Kann Apples iPad2 halten, was Steve Jobs verspricht? Wie schnell ist das Tablet wirklich, was taugen die Kameras, bemerkt man das geringere Gewicht? Matthias Kremp hat eines der ersten Geräte ausprobiert - und sich in die Schonüberzüge verliebt.
iPad2 im Kurztest: Zauberbrett mit Schmutzschutz

iPad2 im Kurztest: Zauberbrett mit Schmutzschutz

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Bloß nicht kaputtmachen.

Das ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, als ich das iPad2 in die Hände nehme. So dünn wie das Ding ist, hat man das Gefühl, es sei leicht zerbrechlich. Aber weit gefehlt, der Aluminium-Rücken gibt dem neuen Apple-Tablet reichlich Stabilität. Nur fühlt sich das nicht so an.

80 Gramm ist das neue Modell leichter als das alte, das glaubt man sofort zu spüren, wenn man das erste iPad regelmäßig in den Händen hat. Ob sich der Gewichtsverlust im Alltag bemerkbar machen wird, kann erst ein ausführlicher Test klären.

Bisher nämlich konnte ich das neue Modell nur wenige Stunden lang ausprobieren.

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Apple-Tablet: Das iPad2 im Kurztest

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In London hat Apple einen Schwung der neuen Geräte einigen Journalisten zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt. Das alles unter wachsamen Augen geschulter Apple-Mitarbeiter und abgeriegelt durch ein kleines Heer an Schutzpersonal, das über die Computerflundern wacht.

Also: Anfassen ja, mitnehmen lieber nicht. Ohnehin müsste ich erst die Frage klären, ob ich das Model im gewohnten Schwarz oder die weiße Variante wählen würde. Apple verspricht, beide Modelle zum Verkaufsbeginn am 11. März in den USA und am 25. März in Deutschland liefern zu können. Beim iPhone4 hatte es Produktionsprobleme gegeben, weswegen das weiße Modell bis heute nicht lieferbar ist.

Schlaue Schutzhüllen

Viel substantieller wäre aber die Frage, welches Smartcover ich haben möchte. So heißen die neuen Schonüberzüge, mit denen man das iPad2 gegen Beschädigungen schützen kann. Und die sind ein gewaltiger Fortschritt im Vergleich zur bisherigen stabilen und zweckmäßigen, aber nicht sonderlich eleganten iPad-Hüllen. Der für Apple wohl größte Vorteil: Sie sind kleiner, leichter und gleichzeitig teurer geworden. Denn statt das Pad komplett zu umhüllen, decken sie jetzt nur noch den Bildschirm ab. Zusätzlicher Vorteil für Apple: So bleibt das Apfel-Logo auf der iPad-Rückseite immer gut sichtbar.

Der Clou aber ist, dass die Smartcover von Magneten am iPad gehalten werden. Und das beinahe bombenfest. Ganz erstaunlich ist dabei, dass sich so ein Cover von selbst an die richtige Position am iPad2 zieht. Man kann es dem Gerät also nicht falsch herum oder schief aufsetzen. Beim Aufklappen des Covers schaltet das iPad automatisch an, beim Zuklappen aus, offenbar ist hier ein Sensor im Spiel. Die Innenseiten der Schutzhüllen sind mit Microfaser bespannt, die den Bildschirm von Fingerschmutz reinigen soll. Eine hübsche Idee, beim ersten Test überzeugte das Ergebnis aber nicht.

Trotzdem - die Smartcover sind klasse, aber teuer: 39 Dollar kostet die Variante mit Polyurethanbezug, 69 Dollar werden für die Ledervarianten verlangt.

Spar-Kameras

Aber das ist nur Optik. Wie sieht es um die Geschwindigkeit aus? Immerhin knapp doppelt so schnell wie zuvor soll das iPad2 dank des neuen Dualcore-Chips sein. Tatsächlich aber spürt man davon erst mal nichts. Das neue Modell ist gefühlt genauso schnell wie das alte. Aber das will nichts heißen.

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iPad2-Launch: Jobs schrumpft die Wunderflunder

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Beurteilen lässt sich das erst im Vergleich mit einem alten Modell, zum Beispiel wenn man mit der neuen iMovie-Videoschnitt-App einen aufwendigen Filmeffekt auf neuem und altem iPad gleichzeitig berechnen lässt. Klar ist aber, dass der A5 genannte Prozessor dem Tablet mehr Reserven gibt - die von neuen Apps sicher bald ausgenutzt werden. Vor allem die laut Steve Jobs um das neunfache gesteigerte Grafikleistung dürfte Spieleprogrammierern gefallen.

Weniger gut gefallen mir die beiden Videokameras im iPad2. Während bei Android-Tablets längst 5-Megapixel-Kameras Standard sind, baut Apple auf der Rückseite offenbar eine 1-Megapixel-Kamera ein, deren Auflösung nur mit "720p" angegeben wird. Die zum Anwender gerichtete Kamera schafft sogar nur VGA-Auflösung (640 x 480), was 0,3 Megapixeln entspricht und so gar nicht zu der gerade erst veröffentlichten Videochat-Software Facetime passen will, die HD-Videochats ermöglicht. In dem schlecht beleuchteten Raum, in dem ich das iPad2 testen konnte, lieferten beide Kameras nur flaue Bilder.

Update statt Upgrade?

Einen Riesenspaß macht es dafür, mit der neuen Musik-App "Garageband" herumzuspielen. Die integrierten Musikinstrumente klingen durchweg klasse, die Schlagzeugsounds haben mächtig Druck. Faszinierend ist vor allem, wie Apple das Problem gelöst hat, dass Tastenanschläge auf virtuellen Klaviaturen vom Computer immer als gleich stark wahrgenommen werden, was virtuellen Instrumenten auf dem iPad stets eine elektronische Kälte verpasste. In "Garageband" aber nimmt der Beschleunigungssensor des iPad2 wahr, wie stark man auf das Display tippt, und spielt den jeweiligen Ton entsprechend leise oder laut ab. Bei einem Preis von 4,99 Euro dürfte diese Anwendung in Rekordzeit zum Top-Seller im App Store werden.

Und ein Top-Seller könnte auch das iPad2 werden. Die Zutaten dafür hat es jedenfalls. Allerdings müssen sich Besitzer eines iPad der ersten Generation nicht grämen, sie verpassen nicht viel. Ob und wann man wirklich etwas vom schnelleren Prozessor spüren wird, muss sich erst einmal zeigen. Die Videokameras sind dem ersten Anschein nach nicht so toll, dass man derentwegen umsteigen müsste. Viele Funktionen des iPad2 wird ein Software-Update auch einem Ur-iPad bescheren.

Schade ist eigentlich nur, dass es die Smartcovers nicht für das alte Modell geben wird, denn die sind wirklich - magisch.

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