Bei der Präsentation der neuen iPhones ging es fast ausschließlich um deren neue Foto-Fähigkeiten. Das ist auch richtig so, schließlich ist die Kamera eines der beiden Kriterien, die von Verbrauchern immer wieder als kaufentscheidend bei Smartphones angegeben werden. Und Apple hat auf diesem Gebiet einige Fortschritte gemacht. Zum einen haben nun alle aktuellen iPhones mindestens eine Dualkamera, zum anderen gibt es endlich einen Nachtmodus.
Dass der schon als Slofie-bezeichnete Zeitlupen-Selfie-Modus ein Erfolg wird, scheint schon jetzt absehbar zu sein, nachdem etliche Journalisten damit erstellte Videos aus dem Ausprobier-Bereich posteten. Apple-Manager Phil Schiller hat zudem für den Herbst einen "Deep Fusion" genannten Fotomodus angekündigt, bei dem eine künstliche Intelligenz aus neun in schneller Folge aufgenommenen Bildern die jeweils besten Bestandteile auswählt und dann zu einem so scharfen und detailreichen Foto zusammensetzt, wie es mit herkömmlichen Mitteln unmöglich wäre.
Mehr Energie
Noch wichtiger als die Kamera könnten aber die Fortschritte bei der Akkulaufzeit sein, die Apple versprochen hat. Vor allem durch Optimierungen im neuen A13-Prozessor, der die neuen iPhones antreibt, sollen die Akkulaufzeiten der iPhones 11 Pro und Pro Max um vier beziehungsweise fünf Stunden länger ausfallen als beim iPhone XS und XS Max. Wenn diese Behauptungen von unabhängigen Tests bestätigt werden, dürfte allein das für viele als Kaufargument ausreichen.
Letztlich ist es aber auch eine scheinbare Nebensächlichkeit, mit der Apple seine iPhones substanziell aufwertet. Statt der seit jeher üblichen, kleinen aber schlappen 5-Watt-Steckernetzteile liegen wenigstens den Pro-Modellen jetzt Netzteile bei, die 18 Watt Leistung haben und den Akku viel schneller aufladen dürften. Dieser Schritt war längst überfällig. Schade, dass dem iPhone 11 weiterhin der alte Ladestecker beiliegt, der ziemlich veraltet wirkt.
Mut zu mehr Apple Watch
Bei der Apple Watch Series 5 geht es nach den funktionellen Fortschritten der vergangenen Jahre, allen voran der eingebauten EKG-Funktion, nun wieder mehr um Mode und Personalisierung, um die Computeruhr als Lifestyle-Objekt eben.
Statt die Smartwatch wie bisher mit einem von zwei Standard-Armbändern auszuliefern - Weiß bei den hellen Gehäusefarben, Schwarz bei den dunklen - haben Käufer jetzt die Möglichkeit, sich ihr Wunscharmband zur Wunschuhr mit zu bestellen.
Zwei Größen, vier Gehäusematerialien und etliche Armbänder spannen dabei eine Bandbreite von 1000 möglichen Kombinationen auf, durch die ein Onlinekonfigurator führt, zu Preisen von 449 bis 1749 Euro. Für viele Nutzer dürfte das einer Preissenkung entsprechen, weil sie nun nicht mehr ein zweites Armband zu ihrer Uhr dazu kaufen müssen, sondern gleich das für sie passende ordern können.
Mehr Auswahl
Mit Blick auf den stagnierenden Smartphonemarkt war es aber wohl die wichtigste Entscheidung Apples, das iPhone-Sortiment breiter aufzustellen. Den teuren Edelmodellen steht jetzt das mit 699 Euro vergleichsweise günstige iPhone XR, vor allem aber das mit 529 Euro jetzt schon fast im Mittelklassesegment angesiedelte iPhone 8 zur Seite.
Gerade mit letzterem Angebot könnte es Apple gelingen, den schwindenden Käuferzahlen etwas entgegenzusetzen. Denn auch wenn das iPhone 8 schon zwei Jahre auf dem Buckel hat, ist es mit True-Tone-Display, Wasserdichtigkeit und drahtloser Ladefunktion sicher noch kein Altmetall.
Natürlich sind die Margen in diesem Preisbereich nicht mehr so üppig, wie es Apple gewöhnt ist. Dafür kann der Konzern damit aber mehr Kunden für Dienste wie Apple Arcade und Apple TV+ heranzüchten. Mit Blick auf die Verlagerung der Einnahmen von Hardwareverkäufen auf Dienste ist das sicher kein dummer Plan.
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An der dicken Doppelkamera lässt sich das neue iPhone 11 leicht erkennen - und an den neuen Farben, wenn man sie denn verinnerlicht hat.
An den Maßen und damit auch am Handling hat sich gegenüber dem iPhone XR nichts geändert. Der 6,1 Zoll große LCD-Bildschirm des iPhone 11 ist derselbe wie beim Vorgängermodell.
Die Luxus-Varianten iPhone 11 Pro und 11 Pro Max sind gegenüber dem normalen iPhone 11 an zwei Dingen zu erkennen: Die Rückseite aus Glas ist mattiert und der Kameraaufbau enthält drei Linsen.
Die Kameras der Pro-iPhones: Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Tele. Rechts oben ist der LED-Blitz zu sehen.
Weil die Rückseite aus einem einzigen Stück Glas gefertigt wird, ist der quadratische Kameraaufbau dezenter als zuvor erwartet. Auffällig ist er aber doch.
Die Kamera-App der neuen iPhones, hier mit manuellem Zoom, reicht beim iPhone 11 von 0,5 bis 5-fach, wobei die Zoomstufen 1 bis 5 elektronisch berechnet werden.
Bemerkenswert sind die Beispielfotos für den Nachtmodus, die auf den Demogeräten gezeigt wurden. Hier sieht man ein Bild ohne Nachtmodus.
Und hier dasselbe Motiv, diesmal mit dem Nachtmodus fotografiert, der sich automatisch aktiviert.
Beim Anschauen einiger Film- und Videoausschnitte machte das neue Super Retina XDR genannte Display der Pro-iPhones einen guten Eindruck. In der Praxis muss sich zeigen, ob seine hohe Helligkeit von bis zu 1200 Nits im Alltag Vorteile bringt.
Der High-Key-Modus in der Kamera-App ermöglicht sehenswerte Aufnahmen. Diese Funktion kommt mit iOS 13 allerdings auch auf ältere iPhones.
Von vorne betrachtet sind die neuen iPhones nicht von ihren Vorgängern zu unterscheiden, weil Bildschirm und Sensorenbestückung unverändert bleiben.
Nur wenig Beachtung kam dem neuen 10,2-Zoll-iPad zuteil. Verglichen mit den Pro-iPads wirkt es mit seinem dicken Rahmen seltsam altmodisch. Mit Preisen ab 379 Euro ist es aber die günstigste Möglichkeit, ein Apple-Tablet zu bekommen.
Die teuerste Version der neuen Apple Watch Series 5 hat ein Keramikgehäuse, das zum einen sehr leicht, zum anderen sehr robust ist. Mit Preisen ab 1399 Euro ist diese aber auch die Topversion der neuen Baureihe. Das Alu-Modell bekommt man ab 449 Euro.
Die offensichtlichste Neuerung der Series 5 ist das auf einer neuen Technologie basierende Always-on-Display. Wird es, etwa durch das Heben des Armes, aktiviert, sieht es aus wie der Bildschirm einer Apple Watch 4, ...
... wird aber nach ein paar Sekunden der Untätigkeit in einen Sparmodus versetzt, in dem das Ziffernblatt in einer weniger energieintensiven Version angezeigt wird.
Neu ist in der Apple Watch außerdem ein Kompass, der bei Outdoor-Aktivitäten die Orientierung erleichtern soll.
Die Kompass-App kann außerdem die GPS-Koordinaten und die Höhe des aktuellen Standpunktes anzeigen, was bei Bergtouren durchaus nützlich sein dürfte.
Man kann den Kompass auch als sogenannte Komplikation auf dem Ziffernblatt anzeigen lassen, sodass man immer ablesen kann, in welche Richtung man geht. Zur Orientierung in Städten gibt es eine Funktion, die über den Kompass die Richtung zu einem Treffpunkt, etwa einem Restaurant, anzeigt, ohne dass man dafür eine Route planen müsste.
Wer wissen will, welche Sterne gerade am Himmel stehen, kann sich auch das auf der neuen Apple Watch anzeigen lassen.
iPhone 8 (rechts) und iPhone 8 Plus: Durch die Vorderseite sind die Geräte nicht von den Vorgängermodellen zu unterscheiden.
Der Rücken allerdings zeigt deutlich, dass man es hier mit Apples Achtern zu tun hat. Das Alu-Gehäuse wurde durch eine Rückseite aus Glas ersetzt, neue Farben entwickelt. Hier zu sehen sind das iPhone 8 in Weiß (links) und das 8 Plus in Gold.
Die gläserne Rückseite sei aus dem "ausdauerndsten Glas, das jemals an einem Smartphone verwendet wurde" gebaut, sagt Apple. Sicher ist, dass es gut spiegelt.
Vor manchen Schäden bewahren lassen sich die Geräte, wenn man eine der neuen Schutzhüllen von Apple über die Rückseite zieht. Nur sieht man dann nichts mehr vom teuren Glas.
Eine neue Funktion von iOS 11 macht den Umstieg von einem Alt-iPhone komfortabel. Indem man die Handys nebeneinanderlegt, kann man eine Kopplung der Geräte in Gang setzen.
Über eine kryptische Codegrafik wird sichergestellt, dass die Verbindung gewollt ist.
Ist das erledigt, werden Accounts, Daten und Apps vom alten auf das neue Gerät kopiert.
Die Positionen der Taste zum Stummschalten sowie der Lautstärkeregler wurden nicht verändert.
Ebenso findet man Einschalttaste und Sim-Schublade an den gewohnten Positionen.
Zwar kann man die neuen iPhones drahtlos aufladen: Auf eine Lightning-Buchse hat Apple aber dennoch nicht verzichtet.
Der Fingerabdrucksensor Touch ID ist derselbe wie beim iPhone 7 und arbeitet ohne mechanische Taste. Die Intensität des Druckpunkts lässt sich variieren.
Die neuen iPhones haben eine Metallschublade für Nano-Sim-Karten. Für Speicherkarten ist kein Einschub vorhanden.
Die Verarbeitung der Apple-Handys wirkt perfekt. An unseren Testgeräten war keine noch so kleine Macke zu finden.
Die Selfie-Kamera an der Vorderseite entspricht mit sieben Megapixeln dem Modell, das Apple im iPhone 7 verwendet hat.
Die 12-Megapixel-Kamera im iPhone 8 wurde unter anderem mit einen neuen Fotosensor mit größeren Pixeln sowie mit einem neuen Bildprozessor verbessert.
Auch die beiden Kameras im iPhone 8 Plus haben dieselben Neuerungen erfahren. Durch die Kombination von Weitwinkel- und Teleobjektiv ermöglichen sie aber mehr fotografische Variationen, wie etwa Porträtaufnahmen mit unscharfem Hintergrund (Bokeh).
Unsere Testaufnahmen zeigen nur geringe Unterschiede bei der Bildqualität von iPhone 8 Plus und iPhone 7 Plus. Hier sehen Sie eine Makroaufnahme des iPhone 8 Plus.
Und hier dasselbe Motiv, aufgenommen mit einem iPhone 7 Plus. Die Unterschiede sind marginal, lassen sich aber zum Beispiel in der Textur der Blütenblätter erkennen.
Neue ist die Porträtlichtfunktion, die sich allerdings noch in der Betaphase befindet. Sie ermöglicht es, die Belichtungssituation von Porträts nachträglich zu ändern. Wie gut das klappt, hängt extrem vom Motiv und dem Hintergrund ab.
Sehr spannend sind die neuen Augmented-Reality-Apps (AR-Apps), die im Fahrwasser der neuen iPhones erscheinen werden. Sie funktionieren allerdings auch mit älteren iPhones, sofern auf ihnen iOS 11 installiert ist.
Die Möglichkeiten von AR müssen viele Entwickler allerdings erst ausloten. Hier ist das Spiel "Thomas Minis" zu sehen, in dem man kleine Modelleisenbahnstrecken entwirft.
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