iPhone-Präsentation
Apple geht in die Billig-Offensive
Große Innovationen - Fehlanzeige. Apples neues iPhone 4S sieht aus wie das alte. Dennoch markiert die Produktschau in Kalifornien einen Einschnitt: Der Konzern, einst auf Nobel-Geräte fixiert, stürzt sich mit Billig-Angeboten in den Preiskampf auf dem amerikanischen Smartphone-Markt.
iPhone-Präsentation: Apple geht in die Billig-Offensive
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London/Hamburg - Habemus iPhone: Apple hat am Dienstag in seiner Firmenzentrale in Kalifornien wie erwartet ein neues Smartphone-Modell vorgestellt. Das iPhone 4S sieht aus wie der Vorgänger, hat aber mehr Rechenpower und versteht Spracheingaben. Größere Überraschungen blieben allerdings aus. Der neue Firmenchef Tim Cook führte erstmals durch die Veranstaltung und beendete damit endgültig die Ära von Steve Jobs. Der gesundheitlich angeschlagene Jobs hatte die Firmenführung im August abgegeben und trat am Dienstag nicht auf.
Das iPhone 4S hat einen bereits aus dem iPad 2 bekannten Zweikern-Prozessor, eine verbesserte Kamera mit einer Auflösung von acht Megapixeln und eine runderneuerte Antennentechnik. Das neue iPhone soll am 14. Oktober auf den Markt kommen, auch in Deutschland.
Ein wichtiges Detail wurde fast beiläufig erwähnt: Das iPhone 3GS gibt es bei Abschluss eines Mobilfunkvertrags über zwei Jahre in den USA künftig kostenlos. Das im Juni 2009 vorgestellte Smartphone ist in dem Land nach wie vor eines der erfolgreichsten Smartphones überhaupt. Mit diesem Schritt wildert Apple in einem Marktsegment, aus dem sich das auf schöne Geräte zu hohen Preisen spezialisierte Unternehmen bisher vornehm herausgehalten hatte: dem Billig-Segment.
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Apple-Zirkus: Neues Telefon, altes Telefon
Das iPhone ist Apples Geldmaschine und das meistverkaufte Smartphone eines einzelnen Herstellers. Experten sehen Apple auf Kurs, in diesem Jahr mehr als 80 Millionen iPhones zu verkaufen - und mehr als 100 Millionen im Jahr 2012. Von den bisher verkauften iPhones ist jedes zweite ein iPhone 4. Apple hatte mit dem ersten iPhone vor vier Jahren den aktuellen Standard vorgegeben - zur führenden Plattform stieg allerdings inzwischen das kostenlose Google-Betriebssystem Android auf, das von diversen Anbietern für Geräte in allen Preisklassen eingesetzt wird.
Apple-Aktie fällt nach Präsentation
Mit der Preis-Offensive sollen der Smartphone-Konkurrenz weitere Marktanteile abgejagt werden - das iPhone 4S liegt preislich nach wie vor im gehobenen Segment. In den vergangenen Monaten hatten andere Hersteller leistungsfähige Android-Geräte zu Niedrigpreisen vorgestellt.
Die Erwartungen an die Produktshow waren extrem hoch: Apple hatte sich diesmal mehr als ein Jahr mit einer neuen iPhone-Generation Zeit gelassen, länger als üblich. Spekuliert wurde auch über ein radikal erneuertes iPhone 5, das aber nicht kam. Die Anleger zeigten sich enttäuscht. Die Aktie, die kurz vor Beginn der Präsentation noch bei 380 Dollar stand, fiel nach der Veranstaltung zunächst auf rund 357 Dollar - ein Minus von fast fünf Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Montag.
Im Fokus standen am Dienstag vor allem die Software und die Cloud-Angebote von Apple, die Dateien ohne Zutun des Nutzers auf verschiedene Geräte verteilen. Eine neue Schlüsselfunktion des neuen Smartphones ist der intelligente "persönliche Assistent" Siri, der mit Stimmbefehlen gesteuert wird. Apple nutzt dabei eine Entwicklung der übernommenen Start-up-Firma Siri. Künftig können Nutzer mit ihrem Smartphone kommunizieren, ohne es dafür aus der Hosentasche zu holen: Science-Fiction-Filme lassen grüßen.
Apple-Manager Phil Schiller demonstrierte die Funktion: Auf die Frage nach der aktuellen Wettervorhersage zeigte das Telefon das Wetter für San Francisco an. Und auf die Frage nach der Uhrzeit in Paris eine Uhr mit der richtigen Zeit. Sagt man dem Telefon "Wecke mich um 6 Uhr morgens", stellt es automatisch einen Wecker. Ebenso sucht der Assistent etwa nach Restaurants oder Routen zum vorgegebenen Ziel. Siri versteht zunächst Englisch, Deutsch und Französisch.
Apple verstärkt sich auch bei ortsbezogenen Diensten: Mit der App Find My Friends kann man den aktuellen Aufenthaltsort von Freunde sehen, die sich damit einverstanden erklärt haben. Der Dienst habe einfache und präzise Einstellungen zur Privatsphäre, betont Apple - und erinnert an ähnliche Angebote von Unternehmen wie Facebook oder Foursquare.
12 BilderApple-Zirkus: Neues Telefon, altes Telefon
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Altes Gehäuse, neues Innenleben: Das iPhone 4S kommt mit neuem Prozessor und Sprachsteuerung.
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Neues iPhone 4S: Apple-Chef Tim Cook hat seinen ersten großen Auftritt ohne Fehler über die Bühne gebracht - und ohne große Überraschungen, sieht man vom Preiskampf auf dem US-Markt ab.
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Apple-Spitzenmanager Phil Schilller, iPhone-Modelle: Äußerlich ist das neue Gerät unverändert, es hat aber eine bessere Antenne, die die Anrufqualität verbessern soll.
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Schiller zeigt das Herzstück des neuen iPhone 4S: den aus dem iPad 2 bekannten Apple-Chip A5, der dem Smartphone zu bis zu siebenmal mehr Grafikpower verhelfen soll.
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Das neue iPhone hört aufs Wort: Das 4S versteht Spracheingaben und nimmt den Nutzern Aufgaben ab. So lässt sich ein Wecker auf 6 Uhr morgens stellen - indem man dem Telefon eben diesen Satz diktiert.
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Apple-Manager Scott Forstall präsentiert das neue mobile Betriebssystem iOS 5: Eine Kiosk-Funktion lädt automatisch kostenpflichtige Zeitungen und Zeitschriften herunter.
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Neues Apple-Geschäft in Shanghai: 100.000 Besucher am ersten Wochenende
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Apple-Chef Tim Cook in San Francisco: Der Neue macht's.
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Grußkarten-App: Apple verschickt gegen Gebühr digitale Grüße seiner Nutzer auf Papier.
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Konjunkturprogramm für den darbenden US Postal Service: Apple hilft der Schneckenpost.
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Presseveranstaltung in London: kleinere Journalisten-Runde als sonst
Foto: SPIEGEL ONLINE
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Plakat an der Apple-Firmenzentrale in Kalifornien: "Let's talk iPhone"
Foto: Paul Sakuma/ AP
Altes Gehäuse, neues Innenleben: Das iPhone 4S kommt mit neuem Prozessor und Sprachsteuerung.
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Neues iPhone 4S: Apple-Chef Tim Cook hat seinen ersten großen Auftritt ohne Fehler über die Bühne gebracht - und ohne große Überraschungen, sieht man vom Preiskampf auf dem US-Markt ab.
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Apple-Chef Tim Cook in San Francisco: Der Neue macht's.