»Anti-Apple-Gesetz« Einigung auf einheitliche Smartphone-Ladebuchsen

Verbreitete Steckertypen USB-C, Lightning und Micro-USB: Der EU-Plan setzt Apple unter Druck
Foto: Mohssen Assanimoghaddam / dpaSmartphones und zahlreiche andere Elektrogeräte müssen in der EU voraussichtlich ab Mitte 2024 eine einheitliche Ladebuchse haben. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich auf USB-C als Standard-Ladebuchse, wie die Leiterin der Verhandlungen, Anna Cavazzini (Grüne), am Dienstag in Straßburg sagte. Ihren Angaben zufolge gilt die Regelung etwa für Smartphones, Tablets, Kameras, Kopfhörer und tragbare Lautsprecher. Auch die französische Ratspräsidentschaft bestätigte eine Einigung.
Zudem habe das Parlament in den Verhandlungen durchsetzen können, dass beispielsweise auch Laptops, E-Reader, Tastaturen und Computermäuse, Navigationsgeräte, Smartwatches und elektronisches Spielzeug einbezogen werden, heißt es – solange die Geräte groß genug für einen entsprechenden Anschluss sind. Für Laptops soll es eine längere Übergangsfrist geben.
Das Vorankommen des Vorhabens setzt vor allem Apple unter Druck: Der Konzern verbaut in seinen iPhones und bei den günstigsten iPads weiter den selbst entwickelten Lightning-Anschluss. Mac-Computer und die übrigen iPads hingegen verfügen bereits über USB-C-Anschlüsse. Das Unternehmen betrachtet eine Pflicht zu einheitlichen Ladebuchsen als innovationshemmend. Angesichts von Apples Widerstand wird der EU-Plan häufig als »Anti-Apple-Gesetz« tituliert.
Sowohl die EU-Länder als auch das Europaparlament müssen der Einigung noch formell zustimmen. Das gilt aber als Formsache.
1000 Tonnen Elektroschrott sparen
Um gesetzliche Vorgaben zu Ladebuchsen wird schon lange gerungen. Vor mehr als zehn Jahren widmet sich die EU-Kommission erstmals diesem Thema. 14 Hersteller, unter ihnen auch Apple, einigten sich in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile. Bei den Buchsen in Smartphones und Tablets blieben von einst mehreren Dutzend Typen letztlich noch drei übrig: USB-C, Apples Lightning-Anschluss sowie Micro-USB.
Angaben der EU-Kommission zufolge könnten durch die neue Regelung knapp 1000 Tonnen Elektroschrott eingespart werden. Derzeit fielen jährlich geschätzt 11.000 Tonnen Elektroabfall durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte an, heißt es. Kritiker befürchten jedoch, dass der EU-Ansatz ins Leere laufen könnte, da alte Ladegeräte nicht mehr genutzt werden könnten und sich USB-C als Standard für Elektrogeräte in der Vergangenheit ohnehin immer stärker durchgesetzt hat.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte das Verhandlungsergebnis: »Der beste Abfall ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht.« Das Vorhaben schone Ressourcen und Nerven der Verbraucher, sagte ein Sprecher. Die im VKU organisierten Unternehmen sind unter anderem für Müllentsorgung zuständig.