Ladestation Air Omni im Test Sechs auf einen Streich

Die Air Omni, hier mit voller Beladung
Foto: Mathias Kremp/ DER SPIEGELNormalerweise habe ich Ladegeräte nicht so im Blick. Zu Hause und unterwegs nutze ich einen erprobten Mix aus Mehrfachladegeräten und kabellosen Lade-Pads. Aber als ich Anfang Januar auf der Hightechmesse CES in Las Vegas die Air-Omni-Ladestation entdeckte, war doch mein Interesse geweckt. Immerhin versprachen die Entwickler, damit könne man sechs Geräte gleichzeitig aufladen, drei davon kabellos. Der Haken damals: Was die Mitarbeiter der mir bis dahin unbekannten Entwicklerfirma Pitaka zeigten, war noch ein Prototyp.
Nun aber ist das Gerät fertig und auf Kickstarter läuft eine Kampagne zur Finanzierung der Serienproduktion. Deren Ziel, knapp 20.000 Euro einzunehmen, war schnell erreicht - am 7. Mai lagen bereits Bestellungen im Gegenwert von knapp 150.000 Euro vor. Grund genug für mich, das Gerät selbst unter die Lupe zu nehmen.
Was ist das?
Hersteller Pitaka bezeichnet die Air Omni als 6-in-1-Ladestation und genau das ist sie auch, allerdings auf sehr spezielle Weise. Auf der aus Aramid gefertigen Oberfläche ist genug Platz, um ein Smartphone, eine Apple Watch und ein kleines Gerät, beispielsweise AirPods Pro, gleichzeitig kabellos aufzuladen. Bemerkenswert ist dabei das Apple-Watch-Ladegerät, das auf Knopfdruck nach oben ausgefahren wird.

Die Air Omni ist auch ein bisschen verspielt. Dass sich das Apple-Watch-Ladegerät per Knopfdruck ausfahren lässt, ist dabei noch sinnvoll - die beleuchtete Mini-Schublade eher nicht
Foto: Mathias Kremp/ DER SPIEGELZusätzlich befindet sich an der Oberseite ein Stecker, auf den man ein Smartphone oder Tablet zum Aufladen aufsetzen kann. Über einen Druckschalter auf der Rückseite kann man dabei zwischen einem Lightning-Stecker für iPhones und einem USB-C-Stecker für Android-Handys und Tablets wählen. Eine ausklappbare Stütze sorgt dafür, dass das dort eingesteckte Gerät stabil steht, im Test klappte das auch mit einem großen iPad Pro.
An der rechten Seite stehen zudem eine USB-A- und eine USB-C-Buchse bereit, über die man zwei weitere Geräte per Kabel aufladen kann. Daneben gibt es eine kleine Schublade, die bei Lieferung von einem Kondom belegt war und sogar von innen beleuchtet wird. Abgesehen von dem Scherz mit dem Kondom fällt mir dafür keine sinnvolle Nutzung ein.
Wie groß ist das?
Die Air Omni hat in etwa die Grundfläche einer digitalen Küchenwaage. Mit einer Höhe von etwa drei Zentimetern ist sie aber weit dicker und mit einem Gewicht von 830 Gramm auch viel schwerer. Das Netzteil bringt weitere rund 190 Gramm auf die Waage. Damit ist die Ladestation besser für den Schreibtisch geeignet als für Reisen. Pitaka bietet zwar auch eine Transportbox für unterwegs an, aber mir wäre das Gesamtpaket nicht nur zu klobig, sondern auch zu schwer.
Was schafft das?
Für den Test habe ich die Air Omni mit einem Mix aus Gadgets belastet, die teils sehr viel, teils sehr wenig Strom brauchen: ein Paar AirPods Pro, eine Apple Watch, ein Samsung Galaxy S20 Ultra, ein iPhone SE, ein iPad Pro 12,9 und abwechselnd ein MacBook Pro 13 Zoll und ein Lenovo ThinkPad Carbon X1.
Bei Handys, Kopfhörern und der Apple Watch gab es dabei nicht viel zu meckern. Sie werden auf den Ladepads mit der für die jeweiligen Geräte maximalen Leistung aufgeladen. Bei iPhones sind das bis zu 7,5 Watt, das Samsung bediente sich im Test mit gut 9 Watt. Für schnelles Aufladen ist das nicht genug, aber bequem ist es.
Schneller geht es an dem Doppelfunktions-Ladeport am Kopfende der Ladeplatte. Per Knopfdruck lässt sich hier wahlweise ein Lightning- oder ein USB-C-Stecker ausfahren: Beide liefern 18 Watt für schnelles Laden. Ich habe diesen Anschluss vor allem für mein iPad Pro genutzt. Handys lassen sich hier allerdings leichter anstöpseln, bei Tablets ist es knifflig, Buchse und Stecker zueinander zu bringen.
Die beiden seitlich angebrachten USB-Buchsen liefern ebenfalls jeweils 18 Watt und sind offenbar miteinander verschaltet. Ist dort ein Gerät angeschlossen, fällt dessen Stromzufuhr kurz aus, wenn man ein weiteres Gerät an die zweite Buchse anschließt. Der Versuchung, dort ein Notebook anzuschließen, kann man nachgeben, muss dann aber mit den Konsequenzen leben. Im Test wurde mein MacBook Pro zunächst gar nicht aufgeladen. Bei 60 Prozent Restkapazität des Akkus zeigte es später eine verbleibende Ladezeit von zehn Stunden an. Als ich das an der zweiten Buchse hängende iPhone abzog, sprang die Ladezeit auf vier Stunden um.
Der Stromverbrauch der Air Omni änderte sich ohnehin logischerweise mit jedem Gerät. Unter voller Last, also mit sechs Geräten, zeigte mein Messgerät maximal 52 Watt an.

Das Netzteil der Air Omni ist nicht gerade reisetauglich
Foto: Mathias Kremp/ DER SPIEGELFazit
Die Air Omni ist bei Weitem nicht so elegant, wie es Apples AirPower-Ladematte hätte sein sollen, aber die Station erfüllt ihren Zweck. Verglichen mit sechs Ladegeräten spart sogar das recht klobige Design noch Platz und erspart vor allem ein Kabelwirrwarr auf dem Schreibtisch. Den Listenpreis gibt der Hersteller mit happigen 199 Dollar an, umgerechnet sind das gut 183 Euro. Auf Kickstarter sind die Geräte derzeit aber noch deutlich günstiger zu bekommen .
Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort
Über welche Produkte wir in der Netzwelt berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen vom Hersteller. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen.