Langzeit-Archivierung Daten, so sicher wie in Stein gemeißelt

Diese Disk hält 1000 Jahre - behauptet zumindest der Hersteller. Mit einer neuen Technik und besonders harten Materialien will ein US-Unternehmen Spezial-DVDs für Jahrhunderte haltbar machen. Die Idee könnte aber an einem simplen Grundproblem scheitern.
Datensicherheit für 1000 Jahre: Ein Speziallaser soll Daten quasi in die Scheibe ritzen

Datensicherheit für 1000 Jahre: Ein Speziallaser soll Daten quasi in die Scheibe ritzen

Foto: Millenniata

Die Erkenntnis, dass auf CD und DVD gebrannte Daten nicht für die Ewigkeit halten, ist nicht neu. Archivare und Kuratoren suchen schon seit Jahren nach Wegen, ihre digitalen Archive fit für eine lange Zukunft zu machen . Privatanwender hingegen verlassen sich oft blind darauf, dass die Daten schon halten werden. Ein Trugschluss, wie jeder weiß, der Mitte der Neunziger mit einem der ersten CD-Brenner Daten sicherte.

Denn Selbstgebranntes ist stets mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen. Das US-Nationalarchiv warnt  gar, CDs und DVDs könnten bereits nach zwei bis fünf Jahren nicht mehr lesbar sein. Die Gefahr eines Datenverlusts steige, je höher die Geschwindigkeit war mit der man die Daten auf den Datenträger gebannt hat. Besser also, man geht die Sache etwas gemächlicher an.

Genau das hat man sich offenbar auch bei Cranberry  gedacht, einem US-Unternehmen, das damit wirbt es könne Daten so sicher auf eine Art Spezial-DVD-speichern, dass diese noch nach 1000 Jahren lesbar sind. Der Knackpunkt dabei: Der dafür notwendige Brenner ist so teuer, dass ihn sich kaum jemand leisten kann, kostet 5000 Dollar. Wohl deshalb bietet das Unternehmen einen Schreibservice an, der die Erstellung der sogenannten DiamonDiscs übernimmt. Bis zu 4,7 Gigabyte, so viel wie auf eine DVD, lassen sich auf eine solche Scheibe sichern. Diese Datenmenge via Web an den Dienstleister zu übertragen dürfte allerdings, je nach Anschluss, einige Zeit in Anspruch nehmen, Geduld erfordern.

"Write once, Read forever"

Dass der Brenner so teuer ist, dürfte vor allen an der geringen Stückzahl hergestellter Geräte liegen, könnte aber auch mit den Verfahren zusammenhängen, mit dem die Daten auf die Scheibe geschrieben werden. Statt herkömmlicher Kunststoffe kommen dabei mineralische Materialien als Trägerschicht zum Einsatz. Die, so Cranberry, seien hart wie Stein, worauf ja auch der Name DiamonDisc, übersetzt in etwa "Diamantenscheibe", hinweist. Die zum Speichern nötigen Markierungen in deren Oberfläche einzubrennen erfordert offenbar einen erheblich stärkeren Laser als ihn DVD-Brenner brauchen.

Dafür seien die derart quasi in das Trägermaterial eingeritzten Daten nahezu immun gegen Abnutzung. Entwickelt wurde diese Technik von der Universitätsausgründung Millenniata  aus dem US-Bundesstaat Utah, das sich den Slogan "Write once, Read forever" zu eigen gemacht hat. Denn auch das ist klar: Sind die Daten erst auf der Scheibe, lassen sie sich nicht mehr verändern, löschen oder überschreiben.

Und wie lange hilft das wirklich?

Billig ist die neue Technik allerdings nicht. Für das Beschreiben einer einzelnen DiamonDisc verlangt das Unternehmen 35 Dollar (23 Euro). Bestellt man gleich zwei oder mehr Exemplare, sinkt der Preis auf 30 Dollar (20 Euro). Vielnutzer, die sich den 5000 Dollar (3340 Euro) teuren Brenner leisten wollen, bekommen mit dem Gerät gleich 150 Stein-Scheiben geliefert.

Ob die nun aber wirklich der richtige Weg sind, digitale Daten über Jahrhunderte zu retten, muss man ernsthaft hinterfragen. Schließlich dürfte es schon in wenigen Jahrzehnten schwierig werden, überhaupt ein Laufwerk aufzutreiben, mit dem sich die teuren Scheibchen noch lesen lassen.

mak
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