Display-Techniken von Sony, LG, Samsung So sehen die Fernseher der nahen Zukunft aus

So sieht die TV-Technik der nahen Zukunft aus: LCD bekommt von vielen Seiten Konkurrenz, hat aber noch lange nicht ausgedient: Dual Cell und Lightfield treten gegen OLED, Laser und LEDs an.
Von "c't"-Redakteurin Ulrike Kuhlmann
Foto: Wolfgang Kumm/ DPA

Der Kampf um die beste TV-Technik geht weiter. Auf der einen Seite stehen organische (OLED-)Panels von LG Displays, die außer LG auch Sony, Philips, Panasonic, Metz & Co. in ihre Geräte einbauen. Dagegen stellt Samsung seine lichtstarken LCD-Fernseher mit farbverstärkenden Quantenpunkten, genannt QLED.

Mit einer geplanten OLED-Quantenpunkte-Kombination hat Samsungfür die Zukunft möglicherweise ein Ass im Ärmel, aber die Entwicklung stockt derzeit. Daher spielt Samsung auf der CES in Las Vegas erst einmal die LED-Karte und zeigt "The Wall": Eine beeindruckende LED-Wand in Diagonalen von 75 bis 292 Zoll mit 4K- bis 8K-Auflösung. Die kleinste Variante käme theoretisch für Privathaushalte in Frage, wird allerdings wohl extrem teuer. Auf der Messe war zu hören, dass die größere 150-Zoll-Variante gewaltige 500.000 Euro kosten soll.

Billiger könnten kleinere LED-Module werden, die Samsung ebenfalls vorführte. Die rahmenlosen Blöcke lassen sich zu größeren Anzeigen zusammenstellen. Kaufen kann man sie aber bisher nicht.

Was Samsung an Innovationen bald liefern kann, zeigte das 1,5 Zentimeter flache 8K-Spitzenmodell Q950 des Baujahrs 2020, bei dem der superdünne Rahmen fast verschwindet. Es unterstützt HDR10+ und kommt mit One-Connect-Box, also einem einzigen Kabel zwischen Anschlussbox und Display.

Mit LED-Modulen lassen sich interessante Videoflächen gestalten. Leider gibt es die von Samsung gezeigten Displays nicht zu kaufen

Mit LED-Modulen lassen sich interessante Videoflächen gestalten. Leider gibt es die von Samsung gezeigten Displays nicht zu kaufen

Hisense vereint in seinen Dual-Cell-LCDs die Vorteile von LCD und OLEDs: sattes Schwarz, blickwinkelstabiles Bild, helle und farbstarke Darstellung. Das LCD-Sandwich besteht aus einem bildgebenden 4K-Display und einem lichtsteuernden Full-HD-Panel mit Quantenpunkten im Backlight. Hisense hatte das Konzept schon 2019 angekündigt und zeigte in Las Vegas "ULED XD"-Modelle mit 32, 65, 75 und 98 Zoll.

In den Dual-Cell-ULED-TVs von Hisense sorgt das hintere LC-Panel mit 2 Millionen Dimming-Zonen für hohe Kontraste

In den Dual-Cell-ULED-TVs von Hisense sorgt das hintere LC-Panel mit 2 Millionen Dimming-Zonen für hohe Kontraste

Außerdem setzt das chinesische Unternehmen auf 8K-Beamer mit farbstarker Laser-Technik. Ein solches Laser-TV mit automatisch ein- und ausfahrender Leinwand gleicht äußerlich dem aufrollbaren "Signature"-OLED von LG, allerdings fährt bei Hisense nur die unempfindliche Projektionsleinwand aus, während die bildgebende Einheit in der Kommode bleibt.

LG zeigte währenddessen eine Variante, die das OLED statt aus einer Kommode aus einer Deckenhalterung herausrollt. Der 65 Zoll große Prototyp kommt vorerst nicht in den Handel. Ohnehin müsste seine Diagonale ungleich größer sein, damit er als selbstleuchtende Leinwand fürs Wohnzimmer taugt.

Sony überrascht 3D-Fans mit einem autostereoskopischen 3D-Lightfield-Display. Das 15-zöllige 4K-LCD mit aufgebrachter Linsenrasterfolie bündelt jeweils die Lichtstrahlen fürs linke und rechte Auge und lenkt sie zum Betrachter. Dafür trackt eine Kamera dessen Augen, weshalb sich das Display nur für einen einzelnen Betrachter eignet. Der kann jedoch wie bei Lichtfeld-Displays üblich um die Objekte im Bild herumschauen.

Sonys Lightfield-Display nutzt ein LCD mit Linsenraster und Kamera fürs Augentracking. Die 3D-Darstellung ist verblüffend plastisch

Sonys Lightfield-Display nutzt ein LCD mit Linsenraster und Kamera fürs Augentracking. Die 3D-Darstellung ist verblüffend plastisch

Weil die sichtbare Auflösung mit der Anzahl der gebündelten Ansichten abnimmt, musste Sony einen Kompromiss zwischen 3D-Eindruck und Pixeligkeit der Darstellung finden. Wie hoch die Auflösung war, wollte der Hersteller nicht verraten; geschätzt waren es weniger als 1024 x 576 Bildpunkte, was der beeindruckend plastischen Wirkung aber keinen Abbruch tat.

KI-Algorithmen und Abschaltmodi

8K-TVs müssen fast alle Videosignale vor der Wiedergabe hochskalieren, weil es bisher kaum Inhalte in 8K-Auflösung gibt. Zum Skalieren nutzen die Hersteller KI-Algorithmen und KI soll auch den Ton der schlanken Fernseher verbessern. Außerdem sollen Videos im HDR-Standard Dolby Vision künftig mit "Dolby Vision IQ" optimiert werden, darin steckt ebenfalls KI. Dabei passt der Fernseher den Kontrast an die Lichtverhältnisse im Raum an, damit dunkle Szenen in heller Umgebung nicht mehr absaufen. Panasonic will das auch für andere HDR-Formate anbieten.

Etwas überraschend haben sich die meisten TV-Hersteller kürzlich auf einen neuen Bildmodus geeinigt: Wenn im Datenstrom ein entsprechendes Flag mitgesendet wird, aktivieren die Geräte automatisch den sogenannten "Filmmaker Mode". Er schaltet Bildoptimierungen wie Zwischenbildglättung oder künstliche Kontrast- und Farbanhebungen ab. Der Fernseher soll Videos so wiedergeben, wie sie vom Regisseur gedacht waren. Sony hat keinen Filmmaker-Modus: Stattdessen zeigt hier der Nutzer-Modus ein weitgehend unverfälschtes Bild.

OLED-TV mit 48 Zoll

LG produziert endlich ein kleineres OLED-Panel; bislang gibt es OLED-TVs erst ab 55 Zoll, also 1,40 Meter Diagonale. Der kommende OLED48CX passt mit 48 Zoll (1,22 Meter) auch in kleinere Wohnzimmer, soll mit schnellen Schaltzeiten aber auch Spieler überzeugen. Er beherrscht Dolby Vision IQ, Dolby Atmos und den Filmmaker-Modus. Außerdem ist er zu Nvidias G-Sync kompatibel und damit auch für Gamer erste Wahl. Seine Schaltgeschwindigkeit beträgt ganz ohne Overdrive nur eine Millisekunde. Außerdem lässt sich das 4K-Display mit bis zu 120 Hertz ansteuern. Allerdings wird dabei die Farbauflösung auf 4:2:0 reduziert. Schuld ist der HDMI-Port: Er liegt im 48CX zwar in Version 2.1 mit ausreichend Bandbreite vor, doch Nvidia berücksichtigt in seiner Kompatibilitätsprüfung bislang nur Version 2.0. Für Monitore stellt sich das Problem nicht, denn die steuert man beim Gaming einfach per DisplayPort an - der jedoch Fernsehern fehlt. Wann genau das 48-zöllige OLED-Fernseher erhältlich sein wird, ließ LG offen. Er sollte aber noch 2020 für unter 2000 Euro kommen.

Smart-TV für Instagrammer: Der drehbare Samsung Sero lässt sich im Hoch- und Querformat betreiben.

Smart-TV für Instagrammer: Der drehbare Samsung Sero lässt sich im Hoch- und Querformat betreiben.

Samsung hat einen ähnlich großen, aber überbreiten Monitor für Gamer im Programm. Das gebogene VA-Panel misst 1,25 Meter (49 Zoll) in der Diagonale, zeigt 5120 x 1440 Bildpunkte und ist stark gekrümmt: Biegeradius 1000R bedeutet, dass mehrere G9 aneinander gestellt einen Kreis mit 1 Meter Radius bilden würden. Seine kurze Schaltzeit von einer Millisekunde erreicht der G9 per Overdrive. Das Display synchronisiert sich per FreeSync 2 mit der Grafikkarte und am DisplayPort auch per G-Sync. Die Spitzenhelligkeit von 1000 cd/m2 reicht für HDR1000, Quantenpunkte im Backlight sorgen für satte Farben. Die Mitte des weißen Monitorrückens leuchtet in einer von 52 wählbaren Farben. Der Odyssey G9 kommt im zweiten Quartal, einen Preis nennt Samsung noch nicht; deutlich unter 1500 Euro wird das Riesendisplay aber wohl nicht liegen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten