Lenovo-Computer Nutzer ärgern sich über Software, die sich selbst neu installiert

Der Ärger um die Bloatware Superfish ist erst sechs Monate her, da steht Lenovo erneut in der Kritik. Diesmal geht es um eine Software, die auch nach einer Windows-Neuinstallation auf dem Rechner bleibt.
Lenovo-Logo: Vorinstallierte Software verweigert sich Löschversuchen

Lenovo-Logo: Vorinstallierte Software verweigert sich Löschversuchen

Foto: ALY SONG/ REUTERS

Der Hardwarehersteller Lenovo scheint eines seiner Programme zeitweise für unabdingbar gehalten zu haben: Wie aus Beiträgen von Computernutzern  hervorgeht, bleibt eine auf diversen Geräten vorinstallierte Software namens Lenovo Service Engine (LSE) offenbar auch dann auf dem Rechner, wenn man diesen neu aufsetzt.

Bei "Y Combinator" schreibt ein Nutzer , er habe kürzlich ohne Internetverbindung Windows 8 installiert, trotzdem sei auf dem Rechner anschließend Lenovos Software gelaufen. Er habe das Programm daraufhin gelöscht, nach einem Neustart sei es jedoch wieder da gewesen.

Bei LSE handelt es sich um ein Programm, das laut Lenovo  ausschließlich beim ersten Internetzugang eines Geräts eine Funktion hat: Dann sendet es Informationen über den Rechner des Nutzers an den Hersteller. Laut dem Online-Magazin "The Next Web"  sorgt es außerdem dafür, dass eine Software namens OneKey Optimizier heruntergeladen wird.

Den Nutzer identifizierbar machende Daten soll LSE nicht an Lenovo übermitteln , trotzdem gibt es viele Anwender, die ein solcher Rückkanal ärgert - vor allem, wenn sie nichts davon wissen.

Geräte aus den Jahren 2014 und 2015 betroffen

Eine Liste auf der Lenovo-Website  zeigt, dass LSE bei weitem nicht auf allen Lenovo-Rechnern, aber doch auf einer Reihe von Modellen vorinstalliert wurde. Möglicherweise betroffen sind Rechner, die zwischen dem 23. Oktober 2014 und dem 10. April 2015 gebaut und mit Windows 7, 8 oder 8.1 ausgeliefert wurden. Die Thinkpad-Serie ist LSE-frei, die Software kann aber auf Geräten wie dem Yoga 3 11 und 14 und dem Flex 2 Pro 15 zu finden sein.

Rechner, die nach dem 10. April gebaut wurden, enthalten laut Lenovo kein LSE mehr. Der Hersteller hat zudem bereits vor einiger Zeit ein Werkzeug veröffentlicht , das das Abschalten von LSE ermöglicht. Anlass war eine Sicherheitslücke in der Software.

Besonders an LSE ist, dass die Software eine weitgehend unbekannte Funktion namens Windows Platform Binary Table (WPBT) nutzt. Sie ermöglicht es Softwareentwicklern und Geräteherstellern, Informationen im Bios eines Rechners abzulegen, damit ein bestimmtes Programm auch im Falle einer Neuinstallation des Betriebssystems auf dem Rechner bleibt. Als Bios bezeichnet man die Software, die direkt auf der Hauptplatine eines Rechners sitzt und beim Einschalten als erstes geladen wird.

Für Anti-Diebstahl-Software sinnvolle Funktion

In einer Microsoft-Erklärung (Achtung, .docx-Datei)  wird diese Funktion unter anderem damit gerechtfertigt, dass sie bei Anti-Diebstahl-Software sinnvoll sei. Wird Windows auf einem gestohlenen Rechner neu installiert, spielt sich auch das Programm neu auf. Microsoft schreibt, die Funktion sei mächtig und gebe Software- und Hardware-Anbietern die Möglichkeit, ihre Lösungen auf unbestimmte Zeit an ein Gerät zu koppeln. Es sei daher wichtig, dass die Programme sicher seien, zudem dürfe die WPBT-Funktion nicht zur Malware-Verbreitung genutzt werden.

Vor der nun laufenden Diskussion um LSE haben sich Computernutzer schon einmal über Lenovos Softwarepaket geärgert: Im Februar war das Unternehmen massiv dafür kritisiert worden, zeitweilig eine Software namens Superfish auf einigen Notebook-Modellen vorinstalliert zu haben.

mbö
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