Lenovo Yoga Tablet 2 Pro im Test Maxi-Tablet mit Mini-Kino
Der chinesische Konzern Lenovo hat schon oft bewiesen, dass er gern eigene Wege geht. Das Ideapad 11 überraschte mit seiner Beweglichkeit, das Yoga Tablet 8 mit seinem integrierten Standfuß und der Horizon 27 mit seiner enormen Größe. Das Yoga Tablet 2 Pro ist nun ebenfalls ein ungewöhnliches Gerät. Als ich es das erste Mal in die Hand nehme, fallen mir zwei Vergleiche ein: Sein Bildschirm ist so groß wie der meines Notebooks und sein Gewicht ungefähr doppelt so hoch wie das eines iPads.
Um es auf Reisen mitzunehmen, ist mir das Gerät damit eigentlich zu groß und zu schwer, zumindest wenn ich auch noch ein Notebook dabei habe. Allerdings stellt sich die Frage, ob ich noch ein Notebook brauche, wenn das Yoga-Tablet in der Tasche steckt. Schließlich ist die virtuelle Tastatur auf dem 13,3 Zoll großen Bildschirm so groß wie eine echte Notebook-Tastatur. Fühlen kann man die Tasten darauf trotzdem nicht, blind schreiben klappt also nicht.
Neben der Tastatur ist auf dem Yoga auch manch anderes größer: So kommen einige Apps und manche Webseiten nicht mit der hohen Auflösung klar und präsentieren ihre Inhalte viel zu groß. Immerhin zeigt das Display 2560 x 1440 Pixel an, das sind vier Mal mehr, als die Standard-HD-Auflösung 720p bietet (1280 x 720). Die hohe Pixeldichte sorgt dafür, dass runde Linien wirklich rund wirken und nicht stufig, was sich vor allem bei Schriften positiv bemerkbar macht.

Der Kino-Flachmann: Lenovo Yoga Tablet 2 Pro im Test
Leider spiegelt der Bildschirm stark und zeigt aus schrägen Betrachtungswinkeln verwaschene Farben. Frontal betrachtet ist das Bild dagegen sehr gut und kann auch sehr hell eingestellt werden, um helles Umgebungslicht auszugleichen. Die automatische Helligkeitsteuerung arbeitet für meinen Geschmack nicht feinfühlig genug, sie dreht die Helligkeit meist zu hoch auf. Ich habe sie daher deaktiviert.
Riesenbild-Beamer
In Aktion bewährte sich dagegen der Beamer, den Lenovos Ingenieure zusätzlich zu den Akkus in den knubbeligen runden Fuß des Tablets eingebaut haben. Wunder sollte man von dem winzigen Projektor nicht erwarten: Gegen Tageslicht oder normale Raumbeleuchtung kommt er kaum an. Sobald man den Raum aber abdunkelt, kann er seine Fähigkeiten voll ausspielen - sofern die Wand weiß und halbwegs eben ist.
Im Test konnte ich an einem dunklen Herbstabend aus etwa sieben Metern Entfernung ein brauchbares Bild von etwa fünf Metern Diagonale an eine Wand werfen. Ein großer Spaß ist es auch, mit dem Beamer einen Film auf dem Sofa oder dem Bett liegend an der Zimmerdecke anzuschauen. Die eingebaute Perspektivkorrektur sorgt dabei dafür, dass das projizierte Bild fast immer unverzerrt erscheint. Nervig ist nur der viel zu kleine Regler für die Einstellung der Bildschärfe.
Einfach mal hängen lassen
Für eine durchaus brauchbare Klangkulisse sorgen die beiden nach vorn abstrahlenden Lautsprecher. Der im Rücken des Tablets eingebaute Lautsprecher hat die von Lenovo gewählte Bezeichnung Subwoofer jedoch nicht verdient, dafür ist die Basswiedergabe zu dürftig.
Über dem sogenannten Subwoofer ist allerdings ein Knopf angebracht, über den sich den Standfuß entriegeln lässt, mit welchem sich das Tablet auf unterschiedliche Weise aufstellen lässt. Dank einer Aussparung taugt der Fuß sogar dazu, das Tablet wie ein Bild an die Wand zu hängen (siehe Bilderstrecke).
Manchmal ruckelt es
Auch bei der übrigen technischen Ausstattung geht Lenovo neue Wege. So schuftet im Yoga Tablet 2 Pro ein Quadcore-Prozessor von Intel. Bisher setzen nur wenige Hersteller auf diese Chips. Das hier genutzte Modell scheint jedoch gelegentlich etwas überfordert zu sein. So ruckelt der Webbrowser beim schnellen Scrollen über Webseiten zum Teil spürbar. Genauso zeigten einige grafisch aufwendige Spiele Ruckler, die auf anderen Geräten nicht zu sehen waren. Filme und Fotos jedoch bringt das Yoga immer in guter Qualität auf Bildschirm und Beamer.
Zum Selbstfilmen oder -fotografieren sind die eingebauten Kameras kaum ernsthaft zu gebrauchen. Zudem sollte man beim Kauf eine Speicherkarte miteinplanen, denn das Tablet 2 Pro gibt es nur mit 32 Gigabyte Speicher, die mit Film- und Musikdateien schnell gefüllt sind. Unterwegs-Internet per LTE kostet 100 Euro Aufpreis. Die Akkulaufzeiten waren im Test erfreulich: Im Normalbetrieb schafft das Yoga locker einen Tag, und selbst wenn man mit dem Beamer Filme schaut, ist der Akku erst nach sieben Stunden leer.
Fazit
Für 500 Euro bekommt man bei Lenovos Yoga Tablet 2 Pro viel geboten. Der integrierte Beamer und der flexibel nutzbare Standfuß machen es zu einem wunderbaren Zweitfernseher für alle, die lieber Mediatheken und Streaming-Dienste nutzen, als herkömmlich fernzusehen. Ganz gegen den Trend der immer leichter und dünner werdenden Tablets ist das große Lenovo wieder ein Gadget, das sich am besten zu Hause auf dem Sofa macht.