LG OLED GX im Test Bei diesem Fernseher sehe ich Schwarz

Der LG OLED 65GX9LA mit »Magic-Remote«-Fernbedienung
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDass OLED-Fernseher meist ein gutes Bild liefern, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die Technik, bei der jeder Bildpunkt selbst leuchtet oder eben nicht, hat viele Vorzüge gegenüber LCD-Geräten. Vor allem ist Schwarz hier wirklich schwarz, weil die entsprechenden LEDs ausgeschaltet sind, wenn sie nicht leuchten sollen. Das hat zur Folge, dass die Punkte, die leuchten, brillanter wirken und man in dunklen Bereichen mehr Details erkennen kann.
All das trifft auch auf den LG OLED 65GX9LA zu, den ich zwei Wochen lang getestet habe und der von der Fachpresse zu den derzeit besten OLED-Fernsehern auf dem Markt gezählt wird. Allerdings ist seine Bilddarstellung nicht automatisch gut. Wenn man ihn nach dem Auspacken und der Installation anschaltet, wirkt er für einen so teuren TV – bei der Markteinführung sollte er 4000 Euro kosten – ein wenig flau. Aber das lässt sich leicht ändern. Durch Wahl des Kinomodus etwa, der mir aus den vielen Bildmodi nicht nur bei Blockbustern, sondern auch bei normalen TV-Sendungen am besten gefiel.

Kino-Content gefiel im Kino-Modus am besten
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELFür Kino-Connaisseure gibt es, wie auch für andere LG-TVs, auch noch einen »Filmmaker Mode«, in dem Filme so wiedergegeben werden sollen, »wie sie von den Filmemachern gedacht waren«. Der sieht auch wirklich nach Kino aus, funktioniert aber nur, wenn man sein Wohnzimmer auch wie ein Kino abdunkelt. Sobald auch nur ein wenig Umgebungslicht ins Zimmer fällt, muss man die Helligkeit nachregeln. Oder man schaltet einfach in den Kinomodus um.
Die richtigen Einstellungen für den eigenen Geschmack zu finden, kann durchaus eine Weile dauern, einfach, weil es in den Menüs des LG-Fernsehers so viele davon gibt. Sehr lohnenswert ist es, »True Motion« auszuprobieren, das bei schnellen Bewegungen im Bild dafür sorgt, dass die Übergänge glatt und organisch wirken. Actionfilme und Sportübertragungen profitieren davon besonders.

Um zum perfekten Bild zu kommen, muss man sich durch viele Menüpunkte hangeln
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELGenauso ist es empfehlenswert, in Filmen, die das unterstützen, den HDR-Modus für eine dynamischere Farbdarstellung zu aktivieren. Den »HDR-Effekt«, der einen ähnlichen Bildeindruck bei Filmen ohne HDR-Daten erzeugen soll, sollte man dagegen meiden, er lässt sogar die Tagesschau nach »Charlie und die Schokoladenfabrik« aussehen.
Wenn man dann noch die »AI-Helligkeitssteuerung« aktiviert, wird die Bilddarstellung nahezu perfekt. Denn statt einfach alles etwas heller oder dunkler zu machen, regelt dieses System die Helligkeit dunkler, mittlerer und heller Bereiche unabhängig voneinander und damit genauer als ein normaler Helligkeitsregler.

Hochwertige Naturdokus eignen sich prima, um die Bildqualität zu beurteilen. Hier etwa werden auch dunkle Teile des Fliegenkörpers gut wiedergegeben
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELKlingt gut
Die eigentliche Überraschung kam allerdings erst, nachdem ich das Bild für mich eingestellt hatte und den ersten Film anschaute: Die Klangkulisse, die LGs Fernseher dabei in meinem Wohnzimmer aufbaute, war so ganz anders, als ich es gewohnt bin. Denn normalerweise leiden so flache Geräte wie dieses – die getestete 65-Zoll-Variante ist nur 2,5 Zentimeter dick – unter einem ebenso flachen, plärrenden und nach Plastikgehäuse klingenden Sound. Deshalb habe ich meinen eigenen Fernseher an ein 5.1-Surround-Lautsprechersystem angeschlossen.
Bei dem Testgerät von LG verzichtete ich darauf, denn dessen nach unten abstrahlende Lautsprecher produzieren auch ohne externe Lautsprecher einen runden, warmen und erstaunlich kräftigen Ton. Mit meiner Surroundanlage oder einer guten Soundbar können sie es nicht aufnehmen, dafür fehlt ihnen die Räumlichkeit und der dicke Tiefbass. Wer solche Extrageräte noch nicht zu Hause hat, wird sie hier aber auch nicht unbedingt benötigen.

Unter dem oberen Deckel an der Rückseite kann eine mitgelieferte Wandhalterung angeschraubt werden, die den TV nahtlos an einer Wand hängen lässt
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELBemerkenswert: Der Fernseher kann seinen Klang an den Raum, in dem er steht, anpassen. Dazu gibt er nach Anwahl des Menüpunkts »AI-Akustikabstimmung« Testtöne wieder, die von einem Mikrofon in der Fernbedienung aufgezeichnet und zur Berechnung einer individuellen Klangkurve verwendet werden.
Die nicht so magische Fernbedienung
Zur Steuerung legt LG seine schon von anderen Fernsehern bekannte, als »Magic Remote« bezeichnete Fernbedienung bei, die optisch gar nicht so magisch wirkt, wie sie heißt. Aber zum einen hat sie ein eingebautes Mikrofon, nicht nur zum Kalibrieren der Lautsprecher, sondern auch für die Sprachsteuerung. Zum anderen dient sie als eine Art Maussteuerung, mit der man vom Sofa aus einen Cursor auf dem Bildschirm bewegt.
Ob man das mag, ist Geschmackssache, ich brauchte ein paar Tage, um mich daran zu gewöhnen. Das einst von Palm als Smartphone-Betriebssystem entwickelte webOS des Fernsehers lässt sich damit aber recht gut steuern.

Alle wichtigen Apps sind an Bord
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDas gilt auch für die Apps, die auf dem Gerät vorinstalliert und über einen App-Shop nachladbar sind. Hier vermisse ich kaum etwas. Neben Netflix und Prime Video sind auch Disney+, Apple TV, Joyn und etliche andere Anbieter verfügbar. Apple-Nutzer können zudem Videos und Fotos via AirPlay 2 auf dem Bildschirm beamen.
Fazit
Der OLED GX, der außer in der getesteten 65-Zoll-Version auch mit 55 und 77 Zoll zu haben ist, bietet eine großartige Bild- und Tonqualität, wenn man sich ein wenig mit seinen Möglichkeiten beschäftigt. Seine einzige echte Schwäche ist der hohe Preis, auch wenn der in den vergangenen Monaten schon deutlich gesunken ist.
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