Linux-PC (Archivbild): Für Behörden günstiger als Windows
Foto: Uli Deck/ dpaMünchen - Entscheidungen der Münchner Stadtverwaltung schlagen selten Wellen bis in die USA. Vor zehn Jahren war dies aber der Fall: Als der Münchner Stadtrat beschloss, den Software-Giganten Microsoft abblitzen zu lassen und die Rathaus-Software auf das freie Betriebssystem Linux umzustellen, sorgte dies auch zwischen New York und Seattle für Gesprächsstoff: Denn München war immerhin die erste Großstadt der Welt, die sich gegen Microsoft entschied und mit viel Aufwand rund 14.000 städtische Computer umrüstete. Das Projekt hatte Vorbildfunktion, sollte der Verwaltung Millionensummen einsparen, obwohl die Umstellung selbst zig Millionen verschlang. Doch schon bald könnte für die Beamten ein erneuter Systemwechsel anstehen: Die Stadt lässt prüfen, ob sie zu Windows zurückkehren sollte.
"Wenn die Experten eine Rückkehr zu Microsoft empfehlen, dann ist das für mich nicht ausgeschlossen", sagte der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) vor wenigen Wochen der "Süddeutschen Zeitung". In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Beschwerden von unzufriedenen Nutzern gegeben. "Egal in welches Referat ich komme, überall kriege ich bestätigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leiden. Das müssen wir ändern." Seitdem ist es still geworden um das Thema, Schmid will sich auf Anfrage nicht mehr dazu äußern. Aber die Prüfung läuft, und nicht nur Microsoft wartet mit Spannung auf das Ergebnis.
Auch viele andere Stadtverwaltungen und andere öffentliche Einrichtungen verfolgen die Münchner Linux-Revolution seit Jahren mit Interesse: Geht es wirklich ohne Microsoft? Einige kleinere Städte haben es zumindest teilweise versucht. In Schwäbisch Hall fällt die Bilanz positiv aus. "Insgesamt sind die Verantwortlichen der Stadt Schwäbisch Hall der Überzeugung, dass offene Systeme deutliche Vorteile haben", heißt es auf der städtischen Internetseite unter dem berühmten Linux-Pinguin. "Die Stadtverwaltung wird auch weiterhin auf Open Source setzen." Open Source heißt Quellenoffenheit und bedeutet, dass Computerprogramme frei verändert werden können.
Nicht nur mögliche Kosteneinsparungen lassen IT-Fachleute mit der freien Software liebäugeln: Vielen ist auch die Dominanz von Microsoft bei PC-Betriebssystem und Büroprogrammen ein Dorn im Auge. Die erhoffte Verbesserung durch die Abkehr von dem Softwaregiganten gelang aber nicht immer. "Die Liste derjenigen, die zu Microsoft zurückgekehrt sind, ist länger als die der Umsteiger", sagt Firmensprecher Thomas Mickeleit.
Das rebellische Rathaus in Bayern ist dem US-Konzern lange genug ein Stachel im Fleisch. Der frühere Microsoft-Chef Steve Ballmer hatte kurz vor der Entscheidung 2003 extra seinen Urlaub in der Schweiz unterbrochen, um die Münchner noch umzustimmen: Aber auch mit einem kräftigen Rabatt im Gepäck blieb er ohne Erfolg.
Inzwischen haben sich Microsoft und München aber zumindest auf anderer Ebene ein großes Stück weit angenähert: Seine neue Deutschland-Zentrale errichtet Microsoft nicht am bisherigen Sitz in Unterschleißheim, sondern in München - und verschafft der Stadt damit ein weiteres Aushängeschild als Wirtschaftsmetropole. An diesem Dienstag (7. Oktober) ist die feierliche Grundsteinlegung für das neue Gebäude, in dem 1900 Mitarbeiter hochmoderne Arbeitsplätze haben sollen. Einen Zusammenhang des Firmenumzugs mit der möglichen Kehrtwende im Rathaus, so wird versichert, gebe es aber nicht.
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Läuft: Nach dem Download des knapp vier Gigabyte großen System-Images und der Installation per Doppelklick läuft Windows 10 auf unserem Test-Notebook.
Microsoft-Manager Joe Belfiore: Der Chef der Windows-Gruppe im Konzern kündigte in San Francisco den Nachfolger von Windows 8 an und überraschte damit, dass dieser die Nummer 10 bekommt.
Das neue Startmenü: Neben der gewohnten Funktionalität hat es einen zusätzlichen Bereich, den der Anwender mit sogenannten Live Tiles füllen kann, Programmsymbolen, die ihren Inhalt dynamisch aktualisieren.
Freundliche Warnung: Die sogenannte Technical Preview, die Vorabversion von Windows 10, die ab dem 1. Oktober bereitsteht, ist nur etwas für Geeks.
Von ganz klein bis ganz groß: Das nächste Windows soll es wirklich allen recht machen. Es soll gleichermaßen auf Mini-Computern laufen, die zum Internet der Dinge zählen, als auch auf Smartphones, Tablets und Desktop-PC.
Apps, wie man sie will: Statt bildschirmfüllend kann man Windows-Apps künftig auch in größenveränderbaren Fenstern laufen lassen.
Mehr Snap: In Windows 10 kann man nicht nur zwei Programmfenster automatisch nebeneinanderstellen, sondern bis zu vier.
Mehr Schreibtisch wagen: Die Vorschauversion von Windows 10 wird wieder in einem normalen Desktop starten.
Multiple Persönlichkeiten: Windows 10 bietet die Möglichkeit, zwischen mehreren Desktops umzuschalten.
Mehr Überblick beim Multitasking: Ein Klick auf den Task-View-Button zeigt alle geöffneten Apps verkleinert nebeneinander an.
Noch reichlich Zeit: Die erste Vorschauversion von Windows 10 steht ab dem 1. Oktober zum Download bereit. Das fertige Softwarepaket wird erst im Sommer 2015 veröffentlicht.
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