Mate Xs Huaweis neuer 2500-Euro-Falter

Das neue Mate Xs in Barcelona: Huawei meint, es sollte seinen Käufern 2500 Euro wert sein
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELDie große Neuheit, mit der Huawei-Manager Richard Yu am Dienstag per Pseudo-Livevideo eine Pressekonferenz in Barcelona startete, ist ein teures Technik-Upgrade für das 2019 vorgestellte Falthandy Mate X. Angelehnt an Apples iPhone-Nomenklatur heißt das neue Modell Mate Xs.
Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick ist kaum zu erkennen, dass man es hier mit einem neuen Gerät zu tun hat. Zusammengefaltet hat es dasselbe 6,6-Zoll-Display wie der Vorgänger, aufgeklappt wird es zu einem 8-Zoll-Tablet. Der Bildschirm der Testgeräte, die man in Barcelona ausprobieren konnte, macht allerdings einen sehr hochwertigen Eindruck, ist hell und zeigt intensive Farben. Hergestellt wird er aus einem Polymer, einem Kunststoff also, von dem zwei Schichten aufeinandergeklebt werden.
Abzuwarten bleibt, wie robust er ist. Anders als etwa bei den Falthandys von Samsung und Motorola bleibt er immer an der Außenseite, ist also ständig Staub, Schmutz und kratzenden Dingen wie Haustürschlüsseln in der Jackentasche ausgesetzt.
Material wie im Atomkraftwerk
Laut Richard Yu ist das Scharnier, das die beiden Gehäusehälften zusammenhält, mechanisch verbessert worden. Und tatsächlich fühlt es sich sehr einfach und dennoch gar nicht fragil an, wenn man das Display per Knopfdruck aufklappt. Huawei fabuliert, die Mechanik werde aus "Flüssigmetall auf Zirkonium-Basis" hergestellt, einem Schwermetall, das für seine Korrosionsbeständigkeit bekannt ist. Es wird unter anderem für chirurgische Instrumente und Brennelemente von Atomkraftwerken verwendet.

Die Rückseite des Mate Xs: Schön schlicht
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELDie technisch wichtigste Neuerung dürfte aber der Kirin 990-5G-Prozessor sein. Anders als beim ersten Mate X, das noch über einen Zusatzchip mit 5G-Funktionen ausgerüstet wurde, steckt die 5G-Technik hier schon im Prozessor selbst. Das könnte sich auf den Stromverbrauch auswirken. In erster Linie unterstützt der Kirin 990 5G aber mehr 5G-Netze, kann also in mehr Ländern für 5G-Verbindungen sorgen.
Weiterhin ohne Google
Ebenso wie das Mate 30 Pro wird auch das Mate Xs mit Android 10, aber ohne Google-Dienste, also ohne Gmail, Maps und Play Store, geliefert werden. Die USA verbieten Google, dem chinesischen Unternehmen seine Services nutzbar zu machen. Google bemüht sich allerdings gerade beim US-Handelsministerium um eine Ausnahmegenehmigung, die das ändern könnte. Ob oder wann es die geben wird, ist unklar.

Zusammengeklappt sieht das Mate Xs fast wie ein normales Smartphone aus, nur dicker
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELKlar ist dagegen, dass man das Mate Xs in Deutschland kaufen kann. Laut Huawei soll es ab Mitte März verfügbar sein und dann 2500 Euro kosten. Damit wird es nochmals 200 Euro teurer als das ohnehin schon für seinen hohen Preis kritisierte Mate X. Richard Yu verteidigt den Preis mit den hohen Kosten der Technik und damit, dass ja auch die Händler noch eine Gewinnmarge haben müssen.
Ein MatePad wie ein iPad

Das MatePad Pro mit Stift
Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGELNeben dem Mate Xs zeigte Yu in Barcelona noch eine Reihe weiterer neuer Produkte. Darunter das MatePad Pro, ein mit 4,9 Millimetern sehr dünnes Android-Tablet mit 10,8-Zoll-Bildschirm. Auch dieses Gerät wird von einem Kirin-990-Prozessor angetrieben, ist das laut Huawei erste kabellos aufladbare Tablet - und lässt sich auch umgekehrt, also zum Aufladen von Handys, verwenden.
Genau wie Apples iPadPro kann man mit einem Stift auf dem Bildschirm malen und schreiben, und genau wie beim iPad Pro wird der Stift aufgeladen, wenn man ihn magnetisch an der langen Querseite des Tablets arretiert. An Apple erinnert auch die Möglichkeit, auf dem Tablet zwei Fenster neben- oder übereinander zu öffnen und zwischen diesen Fenstern Daten auszutauschen. Den Anspruch, das MatePad Pro als Arbeitsgerät nutzbar zu machen, zeigt auch eine als Zubehör erhältliche Tastatur.
Dass Huawei nebenbei auch noch eine Reihe neuer Notebooks und eigene Router für den neuen WLAN-Standard Wifi 6 ankündigte, ging gegenüber dem Mate Xs und dem MatePad Pro allerdings unter. Dabei sind auch diese Geräte nicht nur aus technischer Sicht interessant. So läuft auf den Huawei-Notebooks Windows 10. Microsoft hatte sich dafür schon Ende 2019 eine ähnliche Sondergenehmigung erteilen lassen, wie sie nun Google für seine Android-Dienste erbittet.