
Nokias neues Betriebssystem: Meego Handset Project Day 1
Meego, die Erste So sieht Nokias neue Handysoftware aus
Meego ist da, zumindest ein bisschen. Am Mittwoch veröffentlichten Intel und Nokia die erste Vorabversion ihres neuen gemeinsamen Betriebssystems für Handys. Die auf den Arbeitstitel MeeGo Handset Project Day 1 getaufte Software kann seither kostenlos von der Website des Projekts heruntergeladen und nach Lust und Laune ausprobiert werden.
Meego war eine der großen Ankündigungen des diesjährigen Mobile Word Congress in Barcelona. Für Meego würden sie die besten Bestandteile ihrer Mobil-Betriebssysteme Maemo (Nokia) und Moblin (Intel) zusammenwerfen, daraus ein universelles Betriebssystem für Netbooks, Handys, In-Car-Entertainment und sogar vernetzte Fernseher konstruieren, kündigten die Unternehmen an. Möglich ist der Zusammenschluss, weil beide Systeme auf Linux basieren.
Viele Nutzer, so viel ist klar, wird die neue Software vorerst nicht finden. Die Systemvoraussetzungen engen den Kreis potentieller User eng ein. Um das neue Meego zu installieren, braucht man entweder das Nokia-Smartphone N900 oder eine Hardware auf Basis von Intels Moorestown-Plattform, also ein Handy mit dem aus Netbooks bekannten Atom-Chip. Während das Nokia-Handy noch leicht zu besorgen wäre, dürfte das bei der Moorestown-Hardware schon schwerer fallen. Und selbst wenn man eines von beiden besitzt, sollte man die Installation nur wagen, wenn man sich zutraut, einige Linux-Befehle wie zum Beispiel $ tar -xvjf meego-handset-ia32-aava-mtf-*-mrstnand.tar.bz2 in ein Linux-Terminal einzutippen.
Dauerbaustelle Symbian
Für Nokia hat Meego besondere Wichtigkeit. Das finnische Unternehmen verliert seit Jahren Anteile am Smartphone-Markt an relativ neue Mitbewerber wie Apple und Firmen, die ihre Handys mit Googles Android-System ausstatten. Während solche Mobiltelefone längst vollkommen auf die Bedienung per Touchscreen ausgerichtet sind und Zusatzprogramme, die sogenannten Apps, als Verkaufsargument nutzen, können Nokias Handys seit Jahren kaum noch jemanden wirklich begeistern.
Egal, ob es um die Bedienung per Finger oder Zusatzdienste und -software ging, in allen Bereichen, die für Mobiltelefone als wichtig angesehen werden, zählte der Handy-Marktführer zu den Nachzüglern. Das ausgereifte, aber schon reichlich angestaubte Symbian-Betriebssystem der Nokias hatte daran einen nicht geringen Anteil. Dessen Grundlagen stammen schließlich von Psions EPOC-System für Taschencomputer ab, dessen erste Version Ende der Achtziger Jahre entwickelt wurde. Ständig musste es deshalb um neue Funktionen und Fähigkeiten erweitert werden, was der Übersichtlichkeit nicht sonderlich zuträglich war.
Fertig ist's noch lange nicht
Mit Meego soll das anders werden. Das neue System fußt wie Googles Android auf einem Linux-Unterbau und ist vom Start weg für Touchscreens, Multitasking und Multimedia entwickelt worden. Künftig soll Meego in den Highend-Smartphones des finnischen Unternehmens werkeln, während Nokias Mittelklasse-Handys weiterhin mit Symbian betrieben werden. Die jetzt veröffentlichte Meego-Version ist dazu gedacht, vor allem Entwicklern die Möglichkeit geben, sich ein Bild von dem neuen Betriebssystem zu machen - und am besten auch gleich Apps dafür zu entwickeln, die künftig helfen könnten, Meego-Handys zu verkaufen.
Die jetzt veröffentlichten Screenshots (siehe Bilderstrecke) geben zumindest schon einen Eindruck davon, wie das System einmal aussehen wird und zeigen klar, dass sich die Entwickler der Benutzeroberfläche an den Vorbildern von Apple und Google orientiert haben. Genau wie bei diesen Systemen werden Apps mit großen, gut per Finger erfassbaren Symbolen angezeigt. Eine Task-Switcher am unteren Bildschirmrand erlaubt es, zwischen Apps zu wechseln oder sie zu beenden. Dass sich der Bildschirm dabei je nach Ausrichtung des Telefons automatisch von Hoch- ins Querformat dreht, ist fast schon selbstverständlich.
In einem Video (sieh oben), das die neue Software im Einsatz zeigt, ist allerdings auch zu sehen, dass die Meego-Entwickler noch einige Arbeit vor sich haben. Hier und da ist zu erkennen, dass das System kurz innehält, bevor es die gewünschte Funktion ausführt, beispielsweise beim Drehen des Bildschirms oder beim Scrollen im Adressbuch. Doch solche Macken sind in einem so frühen Stadium der Entwicklung nicht verwunderlich, gehören quasi zum Handwerk. Auf Geschwindigkeit wird ein solches System erst getrimmt, wenn es sich der Version 1.0 nähert.
Bleibt abzuwarten, was Nokia daraus machen wird, wann die ersten Geräte mit dieser Software ausgeliefert werden - und ob die Finnen sich damit wieder einen Namen als Technologieführer machen können.