Erste Patches vor der Einführung Microsoft bessert Windows 8 aus

Lenovo IdeaPad Yoga: Einer von etlichen Windows-8-Rechner, die bald kommen
Foto: Lenovo/ dpaDas hat es noch nie gegeben: Mehr als zwei Wochen vor der Markteinführung von Windows 8 hat Microsoft bereits den ersten Schwung wichtiger Updates für die Software veröffentlicht. Mehr als 170 Megabyte fehlerbereinigter und verbesserter Software können Anwender, die das neue Betriebssystem bereits nutzen, seit dem 9. Oktober auf ihre Rechner laden. Außerdem hat der Konzern mehr als ein Dutzend mitgelieferter Apps aktualisiert und liefert seit dem 8. Oktober einen Patch für Sicherheitslücken im Flash-Player des Windows-8-Browsers Internet Explorer 10 aus. Der offizielle Marktstart von Windows 8 ist für den 26. Oktober geplant.
Kritiker wie der Techcrunch-Kolumnist MG Siegler sehen in den frühen Updates ein Eingeständnis des Konzerns, dass man die Software zu früh ausgeliefert und als produktionsreif bezeichnet hat. Solche Vorwürfe muss sich Microsoft schon seit Jahren bei der Veröffentlichung neuer Software anhören. Regelmäßig wird dem Unternehmen vorgeworfen, seine 1.0-Versionen seien unfertig, würden die Anwender zu zahlenden Beta-Testern machen.
Ein Service Pack im Tarnanzug
Microsoft stellt die frühen Updates ganz anders dar. Windows-Entwicklungschef Steven Sinofsky erklärt in einem Blogeintrag , dass es eigentlich ein riesiger Fortschritt sei, Aktualisierungen zu veröffentlichen, noch bevor das Produkt tatsächlich ausgeliefert wird.

Windows 8: Weder Fisch noch Fleisch
Schon immer sei es so gewesen, dass zwischen der Fertigstellung eines neuen Betriebssystems und dem Erscheinen der ersten damit bestückten Computer zwei bis drei Monate vergangen seien. Während dieser Phase habe Microsoft den PC-Herstellern kleine Updates geliefert, um die Software an deren neue Hardware anzupassen. Für die Allgemeinheit seien diese Updates aber erst mit dem jeweils ersten Service Pack verfügbar geworden, das teils erst ein Jahr später erschien.
Dieses Mal aber, so Sinofsky, habe man diese Updates noch vor der Markteinführung testen und bereitstellen können. Im Grunde, so muss man den Microsoft-Manager verstehen, bekommt Windows 8 schon jetzt ein erstes Service-Pack, es heißt nur nicht so. Künftigen Anwendern der Software kann das nur recht sein, sie werden weniger Fehler und Mängel finden. Unter anderem wurden mit den Updates die Audio- und Videowiedergabe sowie Leistung und Energiesparfunktionen verbessert.
Vorbereitung für die Kunden
Nachholbedarf sieht der Konzern aber offenbar noch bei seinen potentiellen Kunden. In vier Windows-8-Werbevideos, die das israelische Techblog Techit veröffentlicht hat, wird gezeigt, wie man das neue Betriebssystem mit Fingergesten bedienen kann. Einige der neuen Funktionen werden dabei immer wieder hervorgeholt. So wie etwa die Möglichkeit, anstelle eines Passworts mehrere Punkte auf einem Foto anzutippen, um den Rechner zu entsperren, oder zwei Apps auf dem Bildschirm parallel zu nutzen.
Offenbar will Microsoft mit den Videos nicht nur werben, sondern gleichzeitig seine Kunden erziehen, die seit Windows 1.0 an Tastatur und Maus gewöhnt worden sind. Dabei fällt auf, dass in der Werbung fast ausschließlich Tablets gezeigt werden und traditionelle Desktop-PC und Notebooks nur als Nebendarsteller auftreten.
Abzüge für die Chefs
Daran, dass Microsoft gerade dabei ist, sich komplett umzustellen und neu zu erfinden, lässt auch Firmenchef Steve Ballmer keine Zweifel aufkommen. In seinem jährlichen "Brief an die Anteilseigner " erklärt er, der Softwarekonzern sehen sich nunmehr als Anbieter von "Geräten und Diensten". Von neuer Microsoft-Hardware, wie den Surface-Tablets, ist in seinem Brief allerdings nicht die Rede. Stattdessen schreibt Ballmer, man werde mit Partnerfirmen neue Windows-Geräte entwickeln, auf denen Dienste angeboten werden, nach denen Kunden verlangen. Einige US-Blogs argwöhnen, Microsoft wolle nun mehr wie Apple werden, dessen Erfolg auch darauf basiert, Hard- und Software zu einem geschlossenem Ökosystem zu verbinden.
Für Ballmer und Sinofsky persönlich allerdings endet Microsofts Fiskaljahr mit einer Watsche des Aufsichtsrats. Der nämlich entschied, die Boni der beiden Top-Manager kräftig zu kürzen: Ballmer bekommt nicht einmal die Hälfte, Sinofsky nur 60 Prozent dessen, was ihnen als jährliche Sonderzahlung zugestanden hätte. Die Gründe für die Kürzung: Ein zu geringer Marktanteil von Windows Phone 7, weniger Umsatz der Windows-Sparte und andauernde Kartellrechtsverfahren durch die EU-Kommission. Sorgen um ihre finanzielle Zukunft müssen sich Ballmer und Sinofsky deshalb aber nicht machen. Ihre Bonuszahlungen liegen immer noch im sechs- beziehungsweise siebenstelligen Bereich, schreibt die "New York Times ".