

Mit der Veröffentlichung von Ubuntu 14.4 hat sich für Fans der auf Normalanwender zielenden Linux-Distribution wenig geändert, aber einiges verbessert: Jetzt funktionieren Dinge, die bisher nicht möglich waren - so wie die spätestens Ende Mai fällige Steuererklärung. Das ist nicht zuletzt interessant für XP-Umsteiger, die aufgrund des auslaufenden Supports ohne aktuelle Windows-Lizenz dastehen, die noch mit Updates versorgt wird.
Linux bietet in einer Normalnutzer-Distribution wie Ubuntu zwar einen sanften Umstieg ohne viel Lernaufwand. Zugleich braucht man aber spätestens dann, wenn es speziell wird, nach wie vor den Mut zur Lücke - etwa bei der jährlichen Einkommensteuererklärung per Steuersoftware. Denn für Linux gibt es so etwas nicht.
Seit der Veröffentlichung von Ubuntu 14.4 ist nun zumindest eins der vier führenden Windows-Steuersoftwarepakete unbeschränkt lauffähig: Nach bisherigem Kenntnisstand* völlig reibungslos läuft nun die Steuersparerklärung 2014 der Akademischen Gemeinschaft, installiert auf dem kurzen Umweg über die Windows-Schnittstellensoftware Wine. Eine Anleitung dazu findet sich in unserer Fotostrecke.
Kleiner Umweg: Installation via Wine
Wine ist eine Art App, die man über die systemeigene Softwareverwaltung von Ubuntu per Download bezieht. Sie ist kostenlos und stellt eine sogenannte Laufzeitumgebung für Windows-Programme zur Verfügung: Damit lassen sich zahlreiche, aber leider nicht alle Windows-Programme unter Ubuntu installieren und nutzen. Mit dem ersten lauffähigen Steuerprogramm wird eine wichtige Lücke geschlossen. Bis Anfang April scheiterten noch alle Versuche, Steuersoftware auf Ubuntu-Systemen zu installieren.
Für die meisten Programme gilt das leider noch immer. Die Installation von Lexware- (Taxman) und Haufe-Produkten (Quicksteuer) scheitert spätestens bei den Online-Updates und bricht ab. Das WISO Steuer-Sparbuch 2014 lässt sich zwar installieren und nutzen, produziert bei Updates aber ebenfalls Fehler. Welche Datensätze dabei konkret nicht auf den neuesten Stand gebracht wurden, ließ sich während der laufenden - und wahrscheinlich unvollständigen - Installation nicht nachvollziehen.
Damit hat die Steuersparerklärung 2014 derzeit ein Alleinstellungsmerkmal unter Linux - sie ist die erste und bisher einzige auf der Open-Source-Plattform vollständig lauffähige Steuerklärungs-Software. Das Programm bringt auch die nötige Elster-Schnittstelle mit. Damit lässt sich nun auch die Online-Steuerdatenübermittlung von Linux aus erledigen - lustigerweise scheint das die Finanzverwaltung selbst noch gar nicht entdeckt zu haben.
* ZUR BEACHTUNG: Das Verhalten von Linux ist immer abhängig von der verwendeten Hardware - es gibt Komponenten, die nicht Linux-kompatibel sind. Allgemeingültige Aussagen lassen sich deshalb bei Linux auf PC, die für Windows optimiert sind, nicht treffen. Wir raten vor Installation eines Linux-Systems darum grundsätzlich zu einem Test mit einer sogenannten Live-DVD (jede Installations-CD ist gleichzeitig ein solches Test-System). Die meisten PC sind aber Linux-tauglich.
Die Installation der Steuersoftware haben wir nicht nur auf einem Intel-Laptop, sondern auch auf einem Laptop mit AMD-Chipsatz getestet: AMD-Systeme gelten unter Linux als fehleranfälliger als Intel-Systeme. Beide Tests verliefen reibungslos. Erste Nutzerberichte bestätigen diesen Eindruck.
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Ubuntu: Die populäre Linux-Distribution für Normalnutzer liegt jetzt in Version 14.4 vor. Verändert hat sich nicht viel - wohl aber die Performance: Manches läuft flüssiger, und einiges ist sogar erstmals möglich. Dazu gehört ...
... auch die Installation von Steuersparerklärung 2014, einem Programm zum Erstellen von Steuererklärungen. So etwas gab es bisher nicht für Linux und daran hat sich offiziell auch nichts geändert. Was aber nun möglich ist, ist die Installation der Windows-Version des Programms mit Hilfe der Wine-App, die Windows-Programme lauffähig macht. Ein Klick ...
... und man wechselt ins ganz normale Windows-Installationsprogramm. Das läuft völlig ohne Verzögerungen. Bis hierhin kommen zurzeit alle großen Steuererklärungsprogramme. Bis auf eines ...
... scheitern dann aber alle am Update der Datenbestände und Programmversionen: Diese Schritte laufen nur beim Produkt der Akademischen Gemeinschaft flüssig und erfolgreich durch. Die ebenfalls getestete Haufe-Software (Taxman und Quicksteuer) stürzt an diesem Punkt ab, das WISO-Sparbuch verweigert das Update, läuft ansonsten aber weiter.
Völlig störungsfrei verdaut nur die Steuersparerklärung die nötigen Updates - und jetzt geht es sehr schnell: nach wenigen Sekunden ...
... erscheint der reguläre Startbildschirm der Windows-Software. Dass der wie hier zu sehen als "kleines Fenster" erscheint, ist eine Eigenart der Software. Ein Klick weiter, nach Datenimport oder Start einer neuen Steuererklärung, ...
... ist man im vertrauten Vollbild-Modus der Windows-Software. Und die läuft so flüssig, als sei sie für Linux gemacht. Für Linux-Anwender schließt sich damit eine wichtige Lücke hin zum vollwertigen Windows-Ersatz.
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