
Asus Fonepad: Dieses Tablet ist ein großes Handy
Asus Fonepad im Test Koloss am Ohr
Schon seit einiger Zeit setzen Hersteller bei Smartphones auf Wachstum bei den Maßen. Nach dem Motto: Je größer, desto besser. Auf dem Mobile World Congress, der wichtigsten Handy-Messe des Jahres, wird das auf die Spitze getrieben. Der chinesische ZTE-Konzern stellt dort mit dem Grand Memo ein 5,7-Zoll-Handy vor.
Damit nicht genug. Vermehrt tauchen Tablets mit Telefonfunktion auf. Samsung zeigt erstmals sein 8-Zoll-Stift-Tablet Note 8.0. Und Asus präsentiert das 7-Zoll-Tablet Fonepad, das - der Name sagt es - auch als Handy zum Einsatz kommen soll. Am Rande der Messe hatten wir Gelegenheit, das ungewöhnliche Gerät auszuprobieren.
Dabei fällt zunächst auf, dass das Fonepad nicht besonders wertig wirkt. Der Gehäuserücken aus Aluminium ist offenbar so dünn, dass es sich wie Plastik anhört, wenn man darauf klopft. Dass es trotzdem Alu ist, lässt ein Kunststoffdeckel am oberen Ende vermuten, unter dem sich die Antennen sowie die Steckplätze für Micro-Sim-Karte und microSD-Karte verbergen.
Und noch etwas fällt beim Betrachten der Rückseite auf: das Intel-Inside-Logo. Denn im Fonepad arbeitet keiner der üblichen Tablet-Prozessoren von Firmen wie Qualcomm, Samsung oder Texas Instruments. Stattdessen ist ein Intel-Atom-Dualcore-Prozessor mit 1,2 GHz und einem Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut. Ein erster Test mit einer Benchmark-Software weist den Chip als Schlaffi aus, gibt ihm bloß knapp 500 Punkte. Zum Vergleich: Googles Nexus 7 schafft dreimal so viel.
In Deutschland ist das Tablet einäugig
Wir vermuten hinter dem schlechten Ergebnis indes ein Problem mit der Kompatibilität des Messprogramms mit dem Intel-Prozessor. Denn beim Ausprobieren des Geräts zeigt es keine Schwächen. Es startet schnell, ist mit dem Chrome-Browser zügig im Web unterwegs, und auch das Scrollen und andere typische Funktionen gehen gut von der Hand.
Beim Ausprobieren fällt allerdings auch eine ungewöhnliche Eigenheit des Fonepad auf: Es ist einäugig. Statt der üblichen zwei Kameras ist in diesem Tablet nur eine eingebaut. Und zwar jene, die zum Anwender gerichtet ist. Die hat 1,2 Megapixel, genug, um sich beim Videochat nicht zu blamieren, zu wenig, um zu begeistern. Dass keine Rückkamera eingebaut ist, ist allerdings eine deutsche Eigenheit. In anderen Ländern hat das Fonepad zwei Knipsen.
Was dagegen überall gleich ist, ist das 7-Zoll-Display mit 1280 x 800 Bildpunkten. Es erinnert an den Bildschirm des Google Nexus 7, dem es von vorne betrachtet auch optisch ähnelt. Der Bildschirm ist gut, löst hoch genug auf, schien bei unserem Testgerät nur etwas blass. Dieser Eindruck mag aber auch durch die Sonne am Himmel von Barcelona beeinflusst worden sein.
Die Telefonfunktion sorgt für Gelächter
Die Funktion, die das Fonepad von Konkurrenten wie eben dem Nexus 7 oder dem iPad mini abhebt, sorgt beim Kurztest vor allem für Gelächter: die Telefonfunktion. Wer sich das Gerät an den Kopf hält, kann sich der mitleidigen bis spöttischen Blicke umstehender Menschen sicher sein.
Selbst wenn man die soziale Komponente ignoriert, fällt auf, wie unpraktisch das Telefonieren mit einem 7-Zoll-Tablet ist: Hält man es ans Ohr, ist der Mund zu weit vom Mikrofon entfernt, als dass man gut verstanden würde. Umgekehrt versteht man nicht, was der Gesprächspartner sagt. Eine laute Freisprechfunktion soll Abhilfe schaffen, sollte aber zum Schutz der Privatsphäre nicht in der Öffentlichkeit genutzt werden. Ein Headset, egal ob mit Bluetooth oder Kabel, ist also Pflicht. Ein Ersatz für ein Handy ist das Fonepad also nicht, höchstens ein Notbehelf.
Im Vergleich zur Konkurrenz kann es sich aber gut behaupten. Mit 230 Euro für ein Exemplar mit 16 GB ist es deutlich billiger als ein UMTS-Nexus-7 oder ein LTE-iPad-mini. Dafür gewährt Asus sogar zwei Jahre Garantie. Für Anwender, die ein leichtes, kleines Tablet suchen, mit dem man nicht nur daheim per W-Lan, sondern auch unterwegs per HSPA+ online gehen - und gelegentlich telefonieren - kann, ist es eine ernstzunehmende Alternative.