Mate X2 Huawei stellt Falthandy nach Samsung-Art vor

Ein Huawei-Mitarbeiter demonstriert auf der Mobilfunkmesse in Shanghai das Mate X2
Foto: ALY SONG / REUTERSBei der Frage, wie man Smartphones mit faltbarem Bildschirm am besten baut, hat der Technologiekonzern Huawei eine Rückwärtsrolle gemacht. Bei seinen bisherigen Klapp-Smartphones, dem Mate X und dem Mate Xs, hatte das chinesische Unternehmen den Bildschirm stets an der Außenseite des Geräts angebracht. So konnte ein zusätzliches Display an der Außenseite eingespart werden. Gleichzeitig war dadurch die Gefahr größer, das faltbare Display zu beschädigen.
Auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress, die trotz Pandemie derzeit in Shanghai stattfindet, hat das Unternehmen nun eine grundlegend veränderte neue Version vorgestellt, das Mate X2. Der empfindliche Faltbildschirm steckt bei diesem Modell nun auf der Innenseite der beiden Gehäusehälften, erst beim Aufklappen wird die volle Größe von acht Zoll sichtbar. Außen hingegen ist ein eigenes Display mit einer Bildschirmdiagonalen von 6,5 Zoll angebracht.

Screenshot von Huaweis chinesischer Website
Foto: HuaweiDas Design erinnert an die von Samsung bevorzugte Bauweise, die Huaweis koreanischer Konkurrent zuletzt beim Galaxy Z Fold2 5G genutzt hat.
Beide Bildschirme basieren auf OLED-Technologie und haben Bildwiederholraten von 90 Hertz, sie dürften demnach für eine sehr hohe Bildqualität sorgen. Auf der Rückseite ist ein Arrangement von vier Kameras mit bis zu 50 Megapixel Auflösung und bis zu zehnfachem optischem Zoom eingebaut. Als Prozessor verwendet Huawei seinen eigenen Kirin-9000-Chip. Viele andere Optionen bleiben dem Unternehmen auch nicht, seit die USA Sanktionen gegen es verhängt haben.
Im April soll Huaweis Android-Alternative kommen
Denn aufgrund dieser Sanktionen dürfen US-Unternehmen Huawei seit Mitte 2019 keine in den USA entwickelten oder hergestellten Produkte mehr zuliefern. Dazu gehören neben Mikrochips und Prozessoren auch Googles Betriebssystem Android und die damit verbundenen Dienste.
Auf dem Mate X2 ist daher ein System auf Basis einer Open-Source-Variante von Android 10 installiert, dem wichtige Google-Angebote wie der Play Store, Gmail und YouTube fehlen. Huawei bemüht sich, diese Services durch einen eigenen App-Shop und eine Suchfunktion für Apps in alternativen App-Stores auszugleichen.
Im Rahmen der Präsentation kündigte Huawei aber an, das Mate X2 schon ab April mit seinem eigenen Betriebssystem namens HarmonyOS bestücken zu wollen, das der Konzern als Reaktion auf die US-Sanktionen 2019 als Android-Alternative präsentiert hat. Huaweis Chef der Sparte Unterhaltungselektronik, Richard Yu, hatte dem SPIEGEL bereits im September 2019 gesagt, man werde HarmonyOS ab 2020 in Smartphones wie dem P40 einsetzen, sollten die Sanktionen nicht gelockert werden.
»Ars Technica« hatte vor wenigen Wochen in einem Test allerdings herausgefunden , dass auch HarmonyOS letztlich ein Android-Klon ist, auch wenn der Konzern stets etwas anderes behauptet.
Alles andere als ein Schnäppchen
Am Rande des Mobile World Congress erklärte der Huawei-Vorstandsvorsitzende Ken Hu, das Unternehmen habe seinen Umsatz und Gewinn trotz der Sanktionen leicht steigern können. Genaue Zahlen dazu sollen aber erst im März veröffentlicht werden.
Das neue Mate X2 wird darin sicher keine große Rolle spielen. Zum einen richtet es sich mit Preisen ab 17.999 Yuan, umgerechnet rund 2300 Euro, an eine sehr zahlungskräftige Kundschaft. Zum anderen wird es – zumindest vorläufig – ausschließlich in China angeboten.