
das Aufklapphandy ist nicht neu, es erlebt nur gerade eine Renaissance. Um die Jahrtausendwende waren Handys wie Motorolas Razr V3 und Nokias Communicator angesagt. Man klappte sie auf, um den innen liegenden Bildschirm freizulegen.
Auf dem Mobile World Congress (MWC), der weltgrößten Mobilfunkmesse, die am Montag in Barcelona beginnt, sind Smartphones, die sich horizontal öffnen, um Riesenbildschirme im Tablet-Format zu offenbaren, der neue "heiße Scheiß". Mit der Präsentation des Galaxy Fold hat Samsung vergangene Woche eine Riesenwelle gemacht. Offenbar wollte man der Konkurrenz zuvorkommen.

Motorola Razr V3 von 2004
Foto: SPIEGEL ONLINEDie Konkurrenz, das ist vor allem Huawei. Dessen Consumer-Sparten-CEO nämlich, Richard Yu, kündigte bereits vor einem Monat in Peking an, seine Firma werde in Barcelona "das erste 5G-Smartphone mit einem faltbaren Bildschirm" vorführen. Er hielt Wort und präsentierte am Sonntag das Mate X, Huaweis Antwort auf Samsungs Galaxy Fold. Huaweis Gerät ist nicht nur schlanker und wirkt schicker, es ist auch teurer: Schüttelten viele schon den Kopf, als Samsung 1980 Dollar für sein Fold ausrief, legte Yu noch einen drauf, schrieb das Mate X mit 2300 Euro in Huaweis Preisliste.

Huawei Mate X
Foto: SPIEGEL ONLINEDiese Preise sind, das ist ganz klar, kein bisschen massentauglich. Fast könnte man den Eindruck bekommen, die beiden Unternehmen würden Kunden abschrecken wollen. Ich bin gespannt, wie viele Menschen bereit sein werden, so viel Geld für ein Smartphone auszugeben, wenn die neuen Klapp-Smartphones im Sommer im Handel auftauchen.
Umso mehr, als es zu Beginn kaum Apps geben wird, mit denen sich die Aufklapp-Bildschirme sinnvoll werden nutzen lassen. Denn diese Smartphones laufen mit Googles Android-Betriebssystem, und das ist auf die neue Technik noch nicht vorbereitet.

Samsung Galaxy Fold
Foto: HANDOUT / REUTERSGoogle wird entsprechende Anpassungen wohl im Mai auf seiner Entwicklerkonferenz I/O als Teil von Android 10 vorstellen. Android 10 wird aber kaum vor September erscheinen. Falt-Smartphones für dieses System werden wir dementsprechend erst in einem Jahr sehen, auf dem MWC 2020. Wie so oft bei Gadgets könnte also auch für das Galaxy Fold und das Mate X die alte Nerd-Weisheit gelten: "Never trust a 1.0".
Mein Gadget der Woche

Als ich vor einigen Wochen eine E-Mail von einem Norweger bekam, der mir erklärte, er habe neuartige Fahrradreifen mit Reißverschluss entwickelt, war mein erster Gedanke: "Ist der irre?" Aber ich bin halt neugierig, habe mir das System erklären lassen und einen Satz der norwegischen ReTyre-Reifen bestellt.
Die Idee ist schon faszinierend: Man montiert eine Art Grundreifen ans Fahrrad, einen profillosen Slick, mit Reißverschlüssen an den Seiten. Mittels dieser Reißverschlüsse stülpt man diesem Reifen dann quasi unterschiedliche Profile über, Grobstolliges für Geländefahrten oder Spikes für Schnee und Eis. Oder man streift einfach ein knallbuntes Profil drüber, um das Fahrrad optisch aufzupeppen.
So gut mir die Idee gefällt, in der Praxis konnte mich das System nicht begeistern. Die schlanken Grundreifen funktionieren prima, fast wie meine normalen Reifen. Diesem Reifen mit den beiden Reißverschlüssen ein Profil überzuziehen, ist allerdings eine nerven- und zeitraubende Angelegenheit. Beim ersten Mal geht es noch ganz gut, aber spätestens beim zweiten Mal möchte man lieber Handschuhe tragen, denn Reifen und Profilüberzug sind naturgemäß schmutzig.
Zudem bleibt immer ein Spalt (siehe Foto), egal wie sehr ich am Überzug zerre. Beim Fahren ist diese Lücke zwar kaum zu spüren, Schmutz und Dreck fühlen sich an dieser Nahtstelle aber besonders wohl. Vor allem aber machen die Überziehprofile den Reifen dicker. Bei einem Mountainbike oder einem Fahrrad ohne Schutzbleche kann man das hinnehmen. Mit Schutzblechen aber sind die ReTyres nur dann benutzbar, wenn man noch reichlich Luft zwischen Reifen und Blech hat. Ansonsten kratzt das Profil am Schutzblech.
Eine schöne Idee also - mit Verbesserungspotenzial.
App der Woche: "Thumper - Pocket Edition"
getestet von Tobias Kirchner

"Thumper" ist ein Spiel, das ohne große Erklärungen auskommt und trotzdem schnell einen Sog entwickelt: Ein Weltraumkäfer ist auf einer visuell beeindruckenden Bahn unterwegs. Der Spieler muss dabei immer wieder im richtigen Moment den Bildschirm berühren oder einen Richtungswechsel einleiten, damit es weitergeht. Anspruchsvolle Bossgegner erschweren die Reise. Durch die Geschwindigkeit und den eindringlichen Soundtrack macht "Thumper" geradezu süchtig. Es ist schwer, nicht der Versuchung zu erliegen, auch das nächste Level perfekt beenden zu wollen.
Für 4,99 Euro von Drool LLC, ohne In-App-Käufe: iOS , Android
Fremdlink: Drei Tipps aus anderen Medien
- "14,000 Leagues Under Electric Power: My Tesla May End Up Costing Me Almost Nothing " (Englisch, zehn Leseminuten): Ein Lesestück, in dem sich alle wiederfinden, die einen Tesla besitzen oder mit dem Gedanken spielen, einen zu kaufen. Der Autor rechnet sich ausführlich schön, wieso ihn sein Elektroauto, für das er 95.000 Dollar bezahlt hat, am Ende gar nichts kosten wird.
- "Neun dumme Ideen, um Fahrverbote zu verhindern " (Sieben Leseminuten): Ist das Auto ein schützenswertes Kulturgut? Dieser Frage geht "Technology-Review"-Redakteur Gregor Honsel nach und entdeckt bizarre Ideen, die helfen sollen, Automobile mobil zu halten.
- "How Google, Microsoft, and Big Tech Are Automating the Climate Crisis " (Englisch, fünf Leseminuten): Dass Google, Microsoft und Amazon die Öl- und Gasbranche mit Technik unterstützen, ja sogar eigene Öl- und Gasabteilungen haben, ist kein Geheimnis. Aber die Initiativen gesammelt vor sich zu sehen, lässt einen schon daran zweifeln, wie zukunftsgewandt die Tech-Unternehmen wirklich sind.
Ich wünsche Ihnen eine sonnige Woche,
Matthias Kremp