
Konzept mit Zukunft: Mozillas Firefox-Handy
Mobilkonzept Mozilla erträumt das Firefox-Handy
Dieses Handy müsste man kaufen - wenn man es kaufen könnte. Denn das ist das einzige Problem, aber eben auch ein substanzielles beim Mozilla Seabird: Es ist bisher nur ein Gedankenspiel. Allerdings eines, das es in sich hat. Eines, das uns zwar vorkommt wie Science Fiction, dessen Eigenschaften aber doch nicht aus der Luft gegriffen sind. Fast alles, was die Bastler der Mozilla Labs ihren Traum von einem Highend-Handy hineingedacht haben gibt es schon. Allerdings nicht in dieser Form und schon gar nicht alles auf einmal in einem Gerät.
Aber das muss auch nicht so sein, zumindest nicht bei einem Projekt wie diesem. Denn die Mozilla Labs , der manchmal etwas spinnert erscheinende Forschungsableger der Softwareschmiede Mozilla, versteht sich als ein "Labor, in dem Wissenschaft und Kreativität aufeinandertreffen". Und dass nicht etwa in Form eines runden Tisches, an dem sich Ingenieure, Wissenschaftler und Künstler zusammensetzen. Vielmehr sind die Mozilla Labs eine virtuelle Vereinigung, ganz ohne Anwesenheitspflicht, dafür aber mit manchmal erstaunlichen Ideen, die oft auch umgesetzt werden.
So wie Personas , eine Technik, die es spielfreudigen Anwendern leicht macht, dem Firefox-Browser ab Version 3.6 einen neuen Look überzustülpen. Oder Firefox Sync, mit dem man sein Browsereinstellungen, samt der zuletzt geöffneten Tabs, über einen Synchronisationsserver von einem Computer zum anderen mitnehmen kann.
Alles schon mal gesehen
Ob das von Mozilla Labs als Seabird betitelte Handy-Konzept jemals umgesetzt wird, ist dagegen fraglich. Zu viel des Guten steckt da in einem Gerät. Das fängt schon beim Design an, das zurückhaltend und funktionell zugleich ist. Sanfte Rundungen umfließen das Gerät. Vor allem aber folgt es den Zwängen der Technik, denn im oberen Teil, der deutlich dicker als der Rest des Geräts ausfällt, stecken neben dem Akku auch noch zwei Pico-Projektoren. Die werden unter anderem, benötigt, um einen virtuelle Tastatur auf die Unterlage zu projizieren, auf der das Handy liegt.
Eine ganz ähnliche Technik hatte das israelisches Unternehmen VBK bereits 2004 auf der Cebit gezeigt. Umgesetzt wurde es aber nur als teurer Bluetooth-Zusatz für PDAs, kam nie über ein Nischendasein hinaus.
Ähnlich ist es der drahtlosen Ladetechnik ergangen, die den Akku des Seabird ohne lästiges Strippenziehen befüllen soll. Als einziger Hersteller hat bisher Palm seine Smartphones mit der Fähigkeit ausgestattet, sie schnurlos über eine Touchstone genannte Ladestation zu betanken.
Headset mit Dreifachnutzen
Gehalten werden die Handys dabei von einem kräftigen Magneten in der Ladestation. Und den soll es offenbar auch in der Ladestation des Seabird geben. Die dient allerdings nicht nur zur Stromaufnahme, sondern auch dazu, das Gerät in eine erhabene Position zu bringen, damit man es als Filmprojektor benutzen kann. Auch das sollen die Pico-Projektoren leisten.
Ein Detail, das am Seabird aber wirklich einmalig ist - und so gut, das man sich fragt, weshalb noch niemand darauf gekommen ist - ist das integrierte Bluetooth-Headset. Das soll zum Transport schlicht in eine Aussparung an der Rückseite des Handys eingeschoben werden, fügt sich dort nahtlos in den Gehäuserücken ein. Bei Bedarf nimmt man es einfach heraus und Telefoniert. Praktischer Dreifachnutzen: Ein solches Headset hätte man immer dabei, es würde immer mit dem Handy gemeinsam aufgeladen und die manchmal komplizierte Kopplung per Bluetooth könnte entfallen, wenn Headset und Handy schon in der Fabrik miteinander bekanntgemacht würden.
Ein interessanter Zusatznutzen des Headsets soll werden, das man es auch als Fernbedienung für den Touchscreen verwenden kann. Per Infrarot-Tracking könnte es wie ein Laserpointer benutzt werden, um Objekte auf dem Bildschirm zu bewegen. In Kombination mit den Pico-Projektoren wäre Seabird damit auch noch eine Projektionsmaschine, falls man mal einen Vortrag außer Haus halten muss.
Noch aber ist Seabird eben nur eine Hirngespinst. Aber, optimistisch betrachtet, kann man es mit den Designstudien vergleichen, die Autohersteller auf Messen zeigen. Auch die sind oft faszinierend, haben manchmal wenig mit dem gemein, was mit aktueller Technik zu vertretbaren Preisen produzierbar wäre. Einzelne Elemente aber, finden dann doch Einlass in die Serienfertigung, so wie mitlenkende Scheinwerfer und Overhead-Displays beispielsweise.
Warum sollte das bei Mobiltelefonen anders sein?