
Erweiterbare Smartphones: Eine Hasselblad fürs Moto Z Play
Smartphone-Kamera fürs Moto Z Play Eine Hasselblad zum Aufstecken
Die Chefs scheinen sich zu mögen. Jedenfalls macht es den Eindruck, als ich in einem kleinen Konferenzraum in einem ehemaligen Berliner Bahnhofsgebäude mit ihnen zusammensitze. Gerade haben ihre Firmen der versammelten Presse zwei bemerkenswerte Produkte vorgestellt, das superdünne Smartphone Moto Z Play und ein dazu passendes Smartphone-Kameramodul zum Aufstecken, entwickelt von Hasselblad.
Die beiden Chefs, Aymar de Lencquesaing, Vorstandsvorsitzender von Motorola und Hasselblad-Chef Perry Oosting, duzen sich, scherzen miteinander. Sie machen den Eindruck, dass sie gerne zusammenarbeiten. Die Idee kam von Motorola, der US-Konzern sucht nach Partnern, die sein Modulkonzept nutzen, um Erweiterungen für seine Smartphones zu bauen.
Dazu ausgerechnet die Highend-Firma Hasselblad anzusprechen, war sicher ein gewagter Schritt. Schließlich werden schon für eine günstige Hasselblad-Kamera hohe vierstellige Beträge fällig, ohne Objektiv, versteht sich. Profimodelle kosten den Gegenwert eines gut ausgestatteten VW Passat. Man habe den Vorschlag der Amerikaner ausgiebig diskutiert, sagt Oosting, und sei nun ausgesprochen froh, sich dafür entschieden zu haben, tatsächlich eine Smartphone-Kamera zu entwickeln.
Erstkontakt für Hasselblad
Lange habe das gedauert, aber mit dem Ergebnis sei man nun sehr zufrieden. Das Hasselblad True Zoom genannte Modul soll Ende September, Anfang Oktober für knapp 300 Euro auf den Markt kommen, kostet also nur ein Bruchteil dessen, was man sonst für eine Hasselblad zahlen muss. Für die Schweden ist das ein erstaunlicher Bruch und der Erstkontakt mit einer für das Unternehmen neuen Zielgruppe, Smartphone-Knipser statt Profifotografen und Foto-Enthusiasten.
Trotz des vergleichsweise niedrigen Preises soll das True-Zoom-Modul die Qualität bieten, für die Hasselblad berühmt ist, betont Perry Oosting immer wieder. Dieser Anspruch sei auch der Grund gewesen, weshalb man die öffentliche Präsentation mehrmals verschoben habe, erklärt er und lacht de Lencquesaing an: "Weißt du noch, im Juni?"
Zwei Tage Akkulaufzeit
Dabei enthält das Kameramodul offenbar wirklich nur Foto-Hardware. Nicht einmal ein Akku ist eingebaut, Strom bezieht es von dem Moto Z Play, auf das man es aufsteckt. Auf dessen Seitenansicht weist der Motorola-Manager stolz hin. Nur sieben Millimeter sei es dünn, ein schlankeres Smartphone werde man nicht finden. Trotz der Mini-Maße steckt ein volles Technikpaket drin: Achtkernprozessor, 32 GB erweiterbarer Speicher, 5,5 Zoll Full-HD-Display. Der Akku soll für zwei Tage Energie liefern.
Aber diese technischen Details sind eben nur Technik und nicht so kaufentscheidend, wie es die Kamera für viele Smartphone-Käufer ist. Zwar hat das Moto Z Play auch eine 16-Megapixel-Kamera, aber die guckt eben, wie es bei Smartphones üblich ist, durch ein winziges starres Objektiv in die Welt.
Zehnfach-Zoom und zwölf Megapixel
Wenn man auf das schlanke Smartphone jedoch das magnetisch gehaltene Hasselblad-Modul aufsteckt, werde daraus eine richtige Kamera, sagen die Manager. Vergleichsweise sparsame zwölf Megapixel löst die kleine Hasselblad auf. Doch die lichtempfindlichen Sensoren auf ihrem Fotochip sind größer, als die im Handy. Sie können deshalb mehr Licht erfassen und kommen besser mit dunklen Motiven klar.
Vor allem aber sieht der Fotochip die Welt durch ein großes, ausfahrbares Objektiv mit Zehnfach-Zoom. Mit einer Blende von F3,5-6,5 und einer Brennweite von 4,5-45 mm (25-250 mm 35mm äquivalent) werden hier ganz andere fotografische Möglichkeiten geboten als von herkömmlichen Handykameras. Sonderlich schwer liegt das Paket aus Handy und Aufsteckkamera dabei nicht in der Hand: 310 Gramm bringen die Geräte zusammen auf die Waage. Fraglich ist, ob man die Extra-Kamera im Alltag wirklich zusätzlich zum Smartphone herumtragen möchte.
Bei anderen hat es nicht funktioniert
Dafür, dass sich die überschaubare Investition in das Kameramodul auch langfristig lohnt, werde man schon sorgen, sagt de Lencquesaing. Auch künftige Motorola-Smartphones werden die kleinen Kontakte aufweisen, die Kameramodul und Handy verbinden. Und sie sollen dieselben Außenmaße wie das Moto-Z-Play haben, sodass alles gut zusammenpasst.
Ob Motorola mit seinem Modulkonzept mehr Glück hat als Googles Project Ara oder LG mit seinem G5, wird sich zeigen. Aus Ara ist trotz etlicher Ankündigungen bis heute kein ernst zu nehmendes Produkt geworden, das G5 verkauft sich eher schleppend. Mit der Strahlwirkung, die der Name Hasselblad hat, könnte das bei Motorola besser funktionieren.
Zusammengefasst: Motorola bietet für sein Moto Z Play ein Kameramodul zum Aufstecken von Hasselblad. Das True Zoom genannte Modul kostet mit knapp 300 Euro nur ein Bruchteil dessen, was man sonst für eine Kamera der Highend-Firma zahlen muss. Damit werde aus dem Smartphone eine richtige Kamera, heißt es von den Herstellern.